FYI.

This story is over 5 years old.

Video Games Killed the Radio Star

„Paper Jam Bros.“ ist das perfekte Mario-Spiel für kalte Wintertage

Auch wenn das bekannte „Rette die Prinzessin"-Schema nichts Neues ist—mit diesem Spiel schafft es Nintendo, den Spieler immer wieder zu überraschen.

Je nachdem, in welchem Land du lebst, trägt das letzte Mario-Spiel des Jahres 2015 einen unterschiedlichen Namen. In den USA nennt es sich Mario & Luigi: Paper Jam, in Deutschland kommt aus welchem Grund auch immer ein Bros nach dem Jam. Mein Favorit ist allerdings die japanische Version, Mario & Luigi RPG Paper Mario Mix, denn dieser Titel verdeutlicht am besten, welches Erlebnis man mit diesem exklusiven 3DS-Titel erhalten wird: nämlich das bewährte Mario-&-Luigi-Rollenspiel, gepaart mit Nintendos Paper-Mario-Spin-offs. Klingt einfach, ist es auch, und der unkomplizierte Aufbau lässt den Spielspaß in den Mittelpunkt treten.

Anzeige

Die Story des Games ist so fadenscheinig wie der Hammer, den Paper Mario zu Anfang hat. Beim Kampf gegen Ungeziefer im Schloss von Prinzessin Peach öffnet der grüne Bruder Luigi versehentlich das magische Bilderbuch des Mushroom Kingdoms und verstreut dabei die lebendig gewordenen Figuren in die dreidimensionale Welt. Auch wenn man jetzt auf eine Armee von Papier-Toads zurückgreifen kann, die hilfreiche Werkzeuge für unsere Brüder basteln, sind nicht alle den Seiten entronnenen Gesichter so freundlich. Zum einen gibt es einen zweiten Bowser, den Marken-Bösewicht der Serie, und beide Bowser entführen zwei Prinzessinnen—eine mit Kurven, die andere mit Falten—und das führt zur standardmäßigen Rette-die-Prinzessin-Situation.

Nicht ganz so vorhersehbar ist Paper Jam Bros.' extreme Kreativität beim Kämpfen. Es kommt ein rundenbasiertes System zum Einsatz, so wie bei vielen anderen Mario & Luigi Games zuvor, bei denen jedem Helden ein einzelner Knopf zugeordnet wird—die rundlichen Brüder auf A und B bekommen bald Gesellschaft von Paper Mario auf Y. Kombos und Spezialattacken von Paper Mario—einschließlich dem Verwandeln von Gegnern in Papierdrachen und dem Aufhängen derer geplätteten Visagen auf einem Squashcourt, für eine kräftige Abreibung—machen eine Menge Spaß, von den einfachen Feuer(blumen)bällen bis hin zu den zeitempfindlichen Attacken mit Schildkrötenpanzern und Raketen. Jeder Gegnertyp weist einzigartige Techniken auf, manche davon kannst du mit einem eleganten Hammerschlag kontern und dabei Verteidigung in Angriff verwandeln, während du anderen ausweichen kannst, vorausgesetzt du drückst rechtzeitig den entsprechenden Knopf der jeweiligen Figur.

Anzeige

Zu Beginn ist dieser knopfabhängige Ansatz im Kampfgeschehen etwas gewöhnungsbedürftig und erfordert oft minutiöses Timing. Der zweite „richtige" Endgegnerkampf im Spiel lässt das Trio gegen kaktusähnliche Pokeys antreten: Einer davon ist ein Turm aus stacheligen Kugeln, während der andere dünner ist, aber nicht weniger Stacheln aufweist. Der dickere der Beiden führt eine rollende Attacke aus, der man mit abwechselndem Drücken der Knöpfe für die drei Hauptprotagonisten ausweichen muss. Sobald du den richtigen Rhythmus zum Ausweichen draufhast, ist es einfach, Verletzungen zu vermeiden—bis der Gegner sein Muster ändert und mit einer völlig anderen Attacke angreift. Der erste Endgegner ist eine Art Piranha-Pflanze mit Beinen—und Mario & Luigi müssen sich an Paper Mario festhalten, der sich in ein Flugzeug verwandelt hat, um auf der Flucht nicht von der Pflanze geplättet zu werden.

Ein Screenshot von Mario & Luigi: Paper Jam Bros., mit freundlicher Genehmigung von Nintendo

Alle zehn Minuten oder so zieht Paper Jam Bros. eine Überraschung aus der verknitterten braunen Tüte und zieht sie dem Spieler über die Rübe. Dabei könnte es sich um etwas in der Umgebung handeln, mit dem man jetzt durch eine freigeschaltete Fähigkeit interagieren kann, ein Toad-Quiz mitten im Dorf, bei dem dein Spielwissen geprüft wird, oder ein Witz, der die vierte Wand durchbricht und zeigt, dass das Spiel sich nicht zu ernst nimmt. Der allgemeine Ton von Paper Jam Bros. ist erfrischend verspielt. Während die Prinzessin und die Papier-Prinzessin zusammen hinter Gittern sitzen, gerät die bekanntere Version in Panik: „Was sollen wir nur tun?", fragt sie (oder so ähnlich). Die Papier-Prinzessin gleitet elegant durch die Gitter. „Ja richtig, das geht natürlich immer." Ich zitiere nicht wörtlich, aber es ist der visuelle Humor der hier zählt, und der trifft immer ins Schwarze.

Anzeige

Der leichtherzige Ton wird gut ergänzt durch farbenfrohe Grafiken, die ausgezeichnet die übertriebenen Landschaften des Mushroom Kingdoms vertreten, von Graslandschaften über Wüsten bis hin zu Eisbergen und tropischen Stränden (und zum Schluss, Bowsers höllisches Schloss). Es ist nicht immer klar, was aus Papier ist und was nicht—je weiter du im Spiel voranschreitest, desto mehr wellt sich die Landschaft. Da der stereoskopische 3D-Effekt den Kontrast senkt und die Farben auswäscht, sollte man ihn doch beim Beseitigen von Luftzielen mit dem Trampolin höherstellen. Logisch.

Da es sich um ein Rollenspiel handelt, steigen die Level der Figuren, wenn man Goombas und andere Gegner plättet. Wenn du ein paar Level aufgestiegen bist und sich der Rang des Figur erhöht hat, kann man neue Fähigkeiten aktivieren, wie zum Beispiel zusätzliche Trefferpunkte oder extra Slots für Ausrüstung. Deine gewählte Ausrüstung wirkt sich stark auf den Schwierigkeitsgrad aus: Je besser deine Stiefel sind, desto härter stampfst du, und alle drei Brüder verfügen über einen Hammer, mit dem sie aggressive Attacken ausführen und Bomben wegschlagen können. Die Steuerung lässt sich leicht erlernen und das Spiel ist bewusst seichter als andere RPGs für Nintendos Handheld-Konsole gestaltet, aber es lohnt sich dennoch nachzuschauen, welche Ausrüstung du eingesammelt hast, und alle Upgrades in den praktisch verteilten Toad-Dörfern auszuführen.

Anzeige

Paper Jam Bros., Trailer von Nintendo Direct

In diesen Dörfern stehen auch Mini-Missionen zur Verfügung und das Team muss eine bestimmte Anzahl von Papier-Toads vor Gegnern, aus Verstecken und vor sich selbst retten. Diese werden dann zurück in das Schloss der Prinzessin geflogen, und bevor du dich versiehst, haben sie dir ein neues Spielzeug gebastelt. Eines dieser Spielzeuge ist ein gigantischer Pappkarton-Mario, der einen völlig neuen Echtzeit-Kampfmodus einführt, den du beim zweiten Auftauchen entweder lieben oder hassen wirst. Wie beim normalen Geplänkel spielt auch hier Rhythmus eine große Rolle bei den Begegnungen, da der Papiergigant durch Trommelschläge aufgepowert wird—finde den richtigen Takt, um deine Energie zu erhöhen. Aber dann folgen das Werfen und die Jagd und das ist ein bisschen, wie wenn man einen Stock für einen Hund wirft, der vor drei Jahren gestorben ist, wenn du den Gegner nicht mit deiner Rübe triffst.

Aber da man außerhalb bestimmter Missionen jederzeit abspeichern kann, lässt sich immer leicht eine Pause einlegen und man kann am nächsten Tag frisch weitermachen, wenn man die kleinen Ärgernisse vergessen hat und sich stattdessen nur an die fetzigen Elemente dieses Abenteuers erinnert. Paper Jam Bros. ist kein RPG, mit dem man einen halben Tag verbringen kann—das Spiel eignet sich für ein oder zwei Stunden, und wenn man sich daran hält, macht das Spiel jedes Mal erneut Spaß. Es ist ein wirklich fröhliches Spiel, in der Manier der besten Nintendo-Spiele, und auch wenn es nicht so gut wie die kürzlich erschienen Mario-Games ist, wie zum Beispiel Super Mario Maker und Mario Kart 8, spendet Paper Jam Bros. ausreichend Wärme, wenn es beim Pendeln morgens kalt wird.

Bevor du fragst, ich habe kein amiibo mit Paper Jam Bros. verwendet, da ich ein altes 3DS (XL) Modell besitze. Das Spiel bietet aber ein System für Nintendos kleine Plastikfiguren, die in Verbindung mit sammelbaren Karten im Spiel Vorteile in Gefechten bieten. Diese Review wurde durch die Unterstützung von NVIDIA SHIELD möglich. Die NVIDIA SHIELD Library findest du hier.

@MikeDiver