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Der Berliner Flughafen - Hier haften Eltern nicht für ihre Kinder

Wir haben uns auf der peinlichsten Großbaustelle Deutschlands umgesehen, von wo aus laut letzter Meldungen wohl doch erst 2015 die ersten Flugzeuge abheben werden (Wie immer ohne Gewähr).

Erinnert sich noch jemand daran, dass der neue Flughafen Berlin Brandenburg eigentlich schon 2011 eröffnet werden sollte? Dann wurde verschoben und verschoben und verschoben. Inzwischen gibt es gar keinen definitiven Eröffnungstermin mehr. Womöglich verschiebt sich die Eröffnung sogar auf 2015, also hat man noch ganze 26 Monate Zeit, alles wieder abzureißen und dann neu anzufangen. Bevor es soweit ist, wollte ich noch die Flughafentour mitmachen. Am alten Flughafen Schönefeld traf sich eine kleine Gruppe, um sich aus erster Hand auf den neuesten Stand zu bringen. Uns egal, wann der Flughafen aufmacht, wir kommen jetzt. Und irgendwann gesellte sich dann die Polizei dazu.

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Die Gruppe bestand aus mir und einem Journalisten vom WDR und außerdem einem Dutzend Berlinern, die es ganz genau wissen wollten. Sind die Bäume nicht falsch gepflanzt? Muss der Boden nicht wieder aufgerissen werden? Und sagen Sie mal: Wird der Flughafen jemals eröffnet werden? Die Gruppenführerin wusste auf all diese Fragen auch keine Antwort. Sie nahm es nicht so schlimm, auch bei der Rentnertruppe überwog der Galgenhumor.

Alle, die dafür verantwortlich sind, schieben sich gegenseitig die Schuld zu, und weil bald die Wahlen anstehen, fangen die Involvierten nun an, mit Dreck zu schmeißen. Der Regierende Bürgermeister Berlins Klaus Wowereit musste den Vorsitz im Aufsichtsrat abgeben und sich viele Fragen gefallen lassen. Zum Beispiel, ob er nicht weniger feiern und mehr beaufsichtigen sollte. Dann ist eine Sondersitzung im Bundestag nach nur einer Stunde wieder abgebrochen worden—Wowereit und Platzeck waren nämlich gar nicht erst erschienen. Trotzdem wurde Ministerpräsident Matthias Platzeck aus Brandenburg zum Nachfolger von Wowereit im Aufsichtsrat bestimmt. Der ist auch kein Experte für Bauprojekte dieser Größenordnung und damit völlig unqualifiziert.

Nach vielen Verschiebungen haben sich jedenfalls die Kosten fast verdoppelt und immer noch scheint nichts zu funktionieren: die Elektronik nicht, der Feuerschutz nicht, die Tankanlage nicht, der Lärmschutz nicht. Verdammte Scheiße, sogar die Rolltreppen sind zu kurz.

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Wir haben uns zeigen lassen, wie es einmal werden soll, wenn vom sagenumwobenen Flughafen tatsächlich Flugzeuge in den Berliner Himmel steigen. In vielen Jahren und wenn schon lange alle aufgehört haben, daran zu glauben. Aber immerhin sind schon die Aufnahmeeinrichtung für Asylsuchende bezugsfertig und auch die Arrestzellen. Die freundlichen Menschen von der Bundespolizei haben uns rumgeführt.

„Wenn ich Ihnen alles von innen zeigen würde, dann würden Sie denken, den kann man morgen aufmachen!“ (Gruppenführerin)

„Sie, beziehungsweise die Presse, wissen sowieso mehr als wir.“

„Bis das hier fertig gebaut ist, wird es noch Jahre dauern.“ Auch die Bundespolizei ist schon vor Ort, um die Grenzen unseres Landes zu schützen.

„Ich gebe eine letzte Warnung, und wenn die Person weiter auf mich zugeht, kommt das Pfefferspray zum Einsatz. Das wirkt auf mehrere Meter. Die Zielperson ist dann vollkommen handlungsunfähig.“ (Polizist)

„Manchmal frage ich mich schon, was in den Leuten vorgeht, wenn sie damit durch die Kontrollen wollen. Wenn wir was entdecken, dann haben wir einen neuen Kunden.“ „Der Kunde landet dann erst mal hier. Das stinkt jetzt hier schon stark, weil die Wasserversorgung noch nicht funktioniert. Aber im Prinzip wird es auch später so riechen.“ Es stank wirklich sehr.

Keine Kunst am Bau, sondern irgendein Elektro-Stumpf, der aus dem Boden ragt. Das Gebäude zählt zu den abgeschlossenen Projekten auf der Baustelle.

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Flughafen Berlin Brandenburg

„Wollen wir mal hoffen, dass der Flughafen irgendwann eröffnet wird. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.“

„Wenigstens der Turm ist schon in Betrieb. Das ist ein Standardmodell, darum sieht das so aus.“

Das soll wohl Kunst am Bau sein. Aber auch irgendeine Funktion erfüllen.

„Ist leider so.“