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Failed State Sachsen? Der terrorverdächtige Jaber Albakr hat sich im Gefängnis suizidiert

Mit einem T-Shirt, wie es scheint. Wie das die Beamten in der JVA Leipzig zulassen konnten, ist die Frage, die nun das Land erschüttert.

Wie kann sich jemand mit einem T-Shirt erhängen, wenn er in einem Gefängnis "ständig beobachtet" wird? Der terrorverdächtige Syrer Jaber Albakr ist tot. So viel ist sicher. Sicher ist auch, dass sein Pflichtverteidiger Alexander Hübner außer sich ist und gegenüber dem Focus von einem "Justizskandal" spricht: "Ich bin wahnsinnig schockiert und absolut fassungslos."

Hübner erklärt zudem, dass den Verantwortlichen der Justizvollzugsanstalt Leipzig das Suizid-Risiko seines Mandanten bekannt gewesen sei. Nicht nur, dass sich Albakr seit seiner Festnahme im Hungerstreik befand, in einem Protokoll steht sogar verzeichnet: "Er hatte bereits Lampen zerschlagen und an Steckdosen manipuliert." Von Eigengefährdung war also definitiv auszugehen.

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Deshalb habe der stellvertretende JVA-Leiter dem Anwalt telefonisch versichert, dass der sich in Einzelhaft befindende Albakr "ständig beobachtet" werde.

Jetzt steht fest: Er wurde so "gut" beobachtet, dass am späten Abend des 12. Oktobers um 22:48 Uhr die folgende Nachricht über den offiziellen Medienservice Sachsens veröffentlicht wurde:

Wie der MDR erfuhr, hat Albakr sich unter ständiger Aufsicht mit seinem T-Shirt umgebracht.

MDR Aktuell hat von Augenzeugen erfahren: Terrorverdächtiger Al-Bakr strangulierte sich mit seinem T-Shirt.

— MDR Aktuell (@MDRaktuell)13. Oktober 2016

Wir fassen also zusammen: Nicht nur, dass Albakr der sächsischen Polizei von drei Landsleuten gefesselt und abholbereit auf dem Silbertablett serviert wurde, nachdem zwei Tage zuvor die Beamten in Chemnitz eine Festnahme verkackt hatten, nein, jetzt hat er sich auch noch vor den Augen der Justizvollzugsbeamten mit Gefängniskleidung erhängt.

Das Netz reagiert auf die sächsische Pannen-Show entsprechend.

Hier, für euch — skasausage (@skasausage)13. Oktober 2016

Auch die Politik zeigt sich angemessen schockiert über so viel staatlich praktizierten Dilettantismus:

Wenn man nur noch denkt — K. Göring-Eckardt (@GoeringEckardt)13. Oktober 2016

Wie kann jemand, der angeblich unter ständiger Beobachtung stehen soll, erhängt aufgefunden werden? — Dr. Tobias Lindner (@tobiaslindner)12. Oktober 2016

Ich erwarte, dass es morgen bessere Erklärungen zum Tod von Al-Bakr gibt als das Abtauchen aller Zuständigen heute.

— SteffiLemke (@SteffiLemke)12. Oktober 2016

Und was auch noch an Verschwörungstheorie und allerhand Parallelen zur ominösen Todesnacht von Stammheim in den nächsten Tagen auf uns zukommen wird, ist nicht mal auszumalen.

Ihr regt euch über den — (((Matthias Oomen))) (@OomenBerlin)13. Oktober 2016

Die sächsischen Behörden wollen sich um 11 Uhr vor der Presse erklären. Innenpolitiker haben angekündigt, dass sich die Ausschüsse des Bundestags in der nächsten Woche mit dem Versagen der sächsischen Justiz beschäftigen werden. Vielleicht können Politik und Justiz aufklären, welche inkompetenten Personen und desaströsen Strukturen für das Versagen verantwortlich sind. All die Dinge, die Jaber Albakr mit seinen Aussagen dazu hätte beitragen können, Terrorstrukturen aufzuklären, Hintermänner zu enttarnen. All das werden wir nun nie erfahren.