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Ein Tag mit einem rechtsradikalen Tempelritter

Anfang des Jahres hat VBS.TV eine Dokumentation über die königliche Hochzeit gemacht. Während wir den Film gedreht haben, ist uns ein Blogger in Malta aufgefallen, der davon überzeugt war, dass Prinz William von Gott auserwählt wurde, den Vormarsch des...

Der Autor, Mad Nick, Paul Ray und Hugo Donkin von VBS

Anfang des Jahres hat VBS.TV eine Dokumentation über die königliche Hochzeit gemacht. Während wir den Film gedreht haben, ist uns ein Blogger in Malta aufgefallen, der davon überzeugt war, dass Prinz William von Gott auserwählt wurde, den Vormarsch des Islam als Reinkarnation von König Artus zu bekämpfen. Es war Paul Ray, ein im Exil lebender Mitbegründer der EDL, der jetzt eine antimuslimische Gruppe namens The Ancient Order of the Templar Knights anführt. Beim Gespräch im Großmeisterpalast in der maltesischen Hauptstadt Valetta machte Paul nicht den Eindruck, ein Typ zu sein, der einen Psychopathen dazu inspirieren würde, die norwegische Regierung zu bombadieren und eine Menge Unschuldige zu erschießen.

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Als wir aus dem Flughafen verliesen, waren wir nicht ganz sicher, nach wem wir Ausschau halten sollten, aber als die zwei Skinheads in passenden Hoodies mit Templer-Kreuzen auf ihrer Brust angefangen haben, zu winken, vermuteten wir, unsere Gastgeber gefunden zu haben. Paul war sofort sehr freundlich, aber vielleicht ein wenig misstrauisch bezüglich unserer Absichten. Weniger umgänglich war der Typ, den er dabei hatte. Wir haben ihn vorher nicht getroffen, noch mit ihm gesprochen, aber es war klar, dass sein Name wahrscheinlich Nick ist, weil er „MAD NICK" auf seinem Kopf tätowiert hatte.

Sie fuhren mit uns nach Valetta und Nick stellte sich als ehemaliger Neo-Nazi vor, der im Gefängnis war, weil er versucht hatte, einen deutschen Politiker mit einer Rohrbombe zu töten. Er war ziemlich angepisst, dass wir vorher noch nie etwas von ihm gehört hatten. Wir waren aber genau so froh, dass wir nichts davon wussten, bevor wir uns auf das Treffen eingelassen haben.

In einer Dokumentation von Donal MacIntyre, in der er auftaucht, verstößt Mad Nick schamlos gegen internationale Gesetze und scheint Blutdiamanten und Waffen quer durch Afrika zu schmuggeln. Außerdem heiratet er eine schwarze Frau, deren Sprache er nicht spricht und die ziemlich am Boden zerstört wirkt, als sie eine Stunde vor der Hochzeit von der Neo-Nazi-Vergangenheit ihres Mannes erfährt. Weil er von dieser Dame geschieden ist, behauptet Nick jetzt, dass er nun, die Tochter des abgesetzten liberischen Despoten und Kannibalen Charles Taylor* zu heiraten.

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Während Nick zugab, nur aus „politischen Gründen" Christ zu sein, schien Paul bezüglich seines christlichen Glaubens wirklich aufrichtig und hat viel darüber gesprochen, seiner hiesigen Kirche zu helfen. Er hat auch davon gesprochen, missionarische Reisen in den Kongo unternommen zu haben, und hat uns eingeladen, eine Reise, die er nach Somalia plant, zu filmen, wo er Geiseln treffen und Computer an Piraten verkaufen will. Wir haben gefragt, wie viel die Verischerung für so eine Mission kosten würde, aber er sagte, dass es dafür keine Notwendigkeit gäbe, weil er „Gott an seiner Seite hätte". Es war schwierig, eine Antwort auf dieses Angebot zu finden und es höfflich abzulehnen.

Auch wenn sie uns mit viel Wärme begegnet sind und der Tag seine schönen Momente hatte - Paul die Talking Heads näherzubringen, zum Beispiel - irgendwie hatten wir den Eindruck, dass sie bezüglich unserer Absichten misstrauisch waren. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass sie Fotos von unseren Gesichtern machten, „für den Fall, dass wir sie bescheissen wollen".

Das sorgte für ein paar angespannte Gespräche über politische Überzeugungen. Sie haben uns beschuldigt, feige Liberale zu sein, und als solche haben wir uns dagegen nicht unbedingt zur Wehr gesetzt. So freundlich sie auch waren, wir spürten, dass irgendwas nicht ganz stimmte. Nick hat nicht dazu beigetragen, besagtes Gefühl zu zerstreuen, als er uns erzählt hat, dass sein Freund „Mad Dog" mich wegen meines irischen Namens nicht besonders mögen wurde. Also war es ein wenig erleichternd, als wir es zu der üblich deprimierenden Flughafenbar zurück geschafft hatten, wo wir unsere Zeit mit dem Mann, dessen Rhetorik Anders Breivik scheinbar dazu angespornt hat, die schlimmste Gräueltat in Norwegen seit Ende des Zweiten Weltkriegs zu begehen, beendeten.

*Vielleicht ist es nicht die genaueste Recherche, aber die einzige „Tochter" von Charles Taylor, von der das Internet was wusste, ist eine, die von Sierra Leone aus Emailbetrug betreibt.