Nochmal reingehört: Das unheimlichste Album aller Zeiten

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei Noisey US.

Was ist das gruseligste Album, das ihr euch vorstellen könnt? Es hat bei mir eine Weile gedauert, bis ich diese Frage beantworten konnte. Denn gewöhnlich genieße ich es ja, mörderischem Geheule und tosenden Blast-Beats zuzuhören. Doch ich denke, ich habe eine Antwort gefunden. Und falls dieses Album doch nicht das Unheimlichste ist, das je aufgenommen wurde, dann ist es auf jeden Fall verdammt weit oben auf der Liste.

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Natürlich rede ich von Stallaggh und ihrem 35-minütigen Ritt durch die akustische Hölle namens Projekt Misanthropia. Seit 2007 muss den ein völlig unvorbereitetes Publikum durchleiden. Das Konzept des Projekts ist abstoßend, der Name ist abstoßend – und für die Musik (wenn man sie denn so nennen will), die aus den Lautsprechern strömt wie Giftgas, sobald du Play gedrückt hast, ist “abstoßend” noch eine milde Beschreibung.

Sobald die Band ihre erste Trilogie beendet hatte (erst Projekt Nihil, dann Projekt Terrror und schließlich Projekt Misanthropia), änderten sie ihren Namen von Stallaggh in Gulaggh. Durch die Änderung von nur vier Buchstaben wurden aus den schrecklichen Kriegsgefangenenlagern (Stammlagern) der Nazis Stalins alptraumhafte Arbeitslager. Das extra “g” und “h” steht übrigens für “Global Holocaust”. Charmant. Bisher ist von der angekündigten neuen Trilogie jedoch nur Vorkuta erschienen – und das ist 9 Jahre her.


VICE-Video: “Der Alltag eines modernen Exorzisten”


Stalaggh war nach eigenen Angaben eine nihilistische Zusammenarbeit verschiedener Musiker aus den Niederlanden und Belgien, die den bedrückendsten und unhörbarsten Noise überhaupt erschaffen wollten. Sie krönten das mit unmenschlich klingendem Gekreische, das angeblich von kriminellen Patienten stammt, die in Nervenheilanstalten sitzen. Einige der Schreie sollen von einem Mann stammen, der seine Mutter durch 30 Stiche getötet hat. Andere kommen von einem Mann, der kurz nach den Aufnahmen Selbstmord begangen hat.

In unserem Interview erklärt die Band, wie diese Aufnahmen eigentlich ablaufen: “Das Bandmitglied, das in der Anstalt arbeitet, kennt die Patienten gut und hat sich auch mit mehreren von ihnen angefreundet. […] Ihre psychische Verfassung lässt sie die Menschen und die Gesellschaft hassen, es ist also nicht gerade schwer, sie dazu zu überreden, bei unseren Projekten mitzumachen. […] Einer der Patienten, der unter Schizophrenie leidet, hat die Zeichnung des Covers für Pure Misanthropia gemacht.”

Klingt alles ziemlich lauschig – auf eine abgefuckte Art. Wer auch immer für diese Klänge verantwortlich ist, kein Zuhörer kann leugnen, dass sie jeden erschüttern. Es ist ein schlichter Mischmasch von Noise, Drone, Ambient, Black Metal und grauenhaften Schreien, scheinbar aufgenommen in einem verlassenen Flur, wo man zum Verrotten zurückgelassen wird. Am besten nachts anhören, ohne Licht.

Süße Träume!

Eine Frage bleibt dennoch. Welches Album hat eigentlich das unheimlichste Cover aller Zeiten? Nein, es ist nicht Metallicas St. Anger, sondern: Queens News Of The World.

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