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Nordkorea verbietet ausländischen Botschaften die WLAN-Nutzung

Mit sofortiger Wirkung hat die nordkoreanische Regierung ausländischen Botschaften im Land den Einsatz von W-Lan untersagt. Damit soll unterbunden werden, dass Einheimische einen unzensierten Zugang zum Internet erhalten.

Auf nordkoreanischen Telefonen und Tablets sind sämtliche Möglichkeiten zur Einwahl in das Internet ohnehin deaktiviert oder deinstalliert. Mithilfe chinesischer Smartphones versuchten Einheimische jedoch offenbar ins www zu gelangen, in dem sie offene W-Lan-Signale rund um ausländische Botschaftsgebäude angezapft hatten.

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Internet ist in Nordkorea so gut wie nicht verfügbar. Bild: Wikimedia | Lizenz: CC BY 2.0

Ein südkoreanischer ThinkTank berichtete zuvor sogar von steigenden Immobilienpreisen rund um die Botschaftsviertel, in denen sich die Bewohner durch einen Umzug drahtlosen Internetzugang versprachen.

Die Verwendung von nicht passwortgeschütztem Drahtlosnetzen ist aus Spionagegründen im offiziellen diplomatischen Tagesgeschäft äußerst ungebräuchlich. Der North Korea Tech Blog geht daher von einer bewussten Entscheidung der Vertretungen und Hilfsorganisationen aus, um das offene Signal subversiv unter die Bevölkerung zu bringen. Schon Anfang August hatte die Regierung laut Informationen des Blogs die ausländischen Botschaften aufgefordert, ihre Netzwerke zu verschlüsseln oder das Signal abzuschwächen—eine Aufforderung, die offenbar weiträumig ignoriert wurde.

“Unlizensierte Drahtlosnetzwerke haben einen gewissen Effekt auf unsere Umgebung. Daher teilen wir freundlich mit, dass W-Lan hier abgeschafft wird”, schrieb die zuständige Rundfunkregulierungsbehörde dann in einem Erlass vom 13. August.

Ab sofort dürfen die Botschaften nicht mehr ohne ausdrückliche Erlaubnis nach einem Vorsprechen bei der Behörde W-Lan und satellitenbasiertes Internet anbieten. Bei einem Verstoß wird eine Strafe von knapp 9000 EUR fällig.

Nordkorea hatte Deutschland im Zuge des Konflikts um das nordkoreanische Atomprogramm im vergangenen Jahr nahegelegt, die Botschaft in Pjöngjang zu räumen. Die Bundesrepublik nimmt dort auch die Interessen mehrerer anderer Staaten wahr, die keine eigene Vertretung in Pjöngjang haben.

Wenn die Nordkoreaner übrigens Zugriff auf das Internet haben, laden sie sich—wenig überraschend—stinknormale Dinge auf ihre Rechner: Kochsendungen, Pornos, Angry Bird, wie der Torrent-Statistikdienst ScanEye für April 2014 auflistet. Alle Downloads wurden den IP-Adressen nach zu urteilen von einem Viertel in Pjöngjang getätigt, in dem sich mehrere inländische Ministerien befinden.