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Hinter den Kulissen der Sexszenen von Nymphomaniac

Stacy Martin in Nymphomaniac
Stacy Martin in Nymphomaniac

Eine Rolle im verruchtesten Film des Jahrzehnts, Lars von Triers Epos Nymphomaniac, zu ergattern, ist nicht die schlechteste Art, eine Schauspielkarriere zu starten. In ihrem Leinwanddebüt verbringt das 22-jährige britische Model Stacy Martins die meiste Zeit mit Stöhnen und damit, schmutzige Dinge mit einem Geodreieck anzustellen. Der Film, der düster, depressiv und gleichzeitig witzig ist, verfolgt die Lebensgeschichte einer Nymphomanin, gespielt von Martin und Charlotte Gainsbourg von ihrer Geburt bis zu ihrem 50. Lebensjahr.

Wir trafen Stacy in London, wo wir mit ihr bei Kaffee über Sexsucht, Porno-Doubles und verstörende Sexszenen mit Shia LaBeouf sprachen.

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Der Trailer für Nymphomaniac: Volume 1

VICE: Wie hast du reagiert, als du zum ersten Mal das Drehbuch von Nymphomaniac gelesen hast?
Stacy Martin: Ich habe es geliebt! Ich habe das Drehbuch vor meinem Screentest in Kopenhagen gelesen und mich sofort in die Vielschichtigkeit verliebt. Außerdem liebe ich den schwarzen Humor, der typisch ist für Lars.

Shia LaBeouf hat erzählt, dass seinem Drehbuch eine Notiz beilag, die besagte, dass er ein Foto seines Penis an die Produktionsfirma schicken soll.
Hat er das gemacht?!

Ja. Ich schätze mal, dass das nicht der gleiche Deal wie bei dir war.
Nein, ich haben keinen Penis [lacht], also wurde das von mir nicht gefordert.

Keine seltsamen Anfragen?
Nein. Ich habe nur das Drehbuch in einem braunen Umschlag bekommen. Ziemlich Standard.

Wie wurden die Sexszenen in deinem Vertrag festgehalten?
Wir hatten einen Vertrag bezüglich Nacktheit. Alles war bereits in Stein gemeißelt, bevor wir mit dem Dreh anfingen, deshalb wussten wir, was wir tun. Mir wurde gesagt, dass ich ein Porno-Double bekomme und dass ich keine sexuellen Handlungen ausführen müsste. Darauf und dass wir Prothesen und sowas benutzen würden, haben wir uns alle, auch Lars, verständigt.

Die Blowjob-Szene im Besonderen sieht unfassbar realistisch aus.
Ja, das tut sie. Ich meine, ich bin auch der Ansicht, dass sie echt aussieht, aber das ist sie nicht. Sie haben falsche Vaginen und Penisse hergestellt, die wir dafür verwendet haben.

Kein CGI?
Nun, wir haben CGI für die Porno-Doubles genutzt. Zum Beispiel gibt es eine etwas totalere Aufnahme von Joe [Martins Charakter], die gerade Sex hat. Sie nahmen die Aufnahmen von uns und die der Porno-Doubles und fügten sie zu einem Bild zusammen, so dass es aussieht, als hätten wir Sex.

Eine Szene aus Nymphomaniac

Wie hast du dich auf die Rolle einer Nymphomanin vorbereitet?
Ich habe mich nicht wirklich auf die Rolle einer Sexsüchtigen vorbereitet. Ich habe mich auf Joe in ihren Prägungsjahren zwischen 15 und 31 vorbereitet. Während dieser Zeit wird einem bewusst, wer man wirklich ist, und man experimentiert viel. Sie als Sexsüchtige von Beginn an darzustellen, wäre falsch, und das hat Lars mir auch so vermittelt. Er meinte: „Ich will nicht, dass du etwas spielst, von dem du dir vorstellst, dass das ein Sexsüchtiger ist, da Joe nicht so ist. Und es geht nicht darum, den Stereotyp einer Nymphomanin darzustellen. Es geht darum, die Menschlichkeit einer Person darzustellen, die süchtig ist.“ Ich glaube, damit hat er Recht.

Wie haben sich Shia und du auf die gemeinsamen Sexszenen vorbereitet?
Wir haben viel über die Szenen gesprochen. Es war Lars und uns Schauspielern sehr wichtig, dass wir uns gegenseitig kennenlernen und zusammen ein Ziel verfolgen, anstatt mit einer Attitüde wie „Hey, hier sind wir!“ an die Szene heranzugehen. Und ich finde, er hat das großartig gemacht. Mit ihm weiß man sofort, was man machen muss. Man vergeudet keine Zeit.

Shia LaBeouf und Stacy Martin in Nymphomaniac
Es gab also keine seltsamen Situationen am Set?
Na ja, es war bestimmt nicht der natürlichste Moment meines Lebens. Aber als Schauspieler ist es deine Pflicht, mit den Umständen umzugehen, wenn man eine Rolle wie Joe oder Jerôme [LaBeoufs Charakter] annimmt.

Hat Lars alle rausgeworfen, als du und Shia gedreht habt?
Ja, das Set war geschlossen. Es gab nur Lars, mich, Shia, oder wer auch immer gerade die Szene mit mir spielte, und den Kameramann. Es war sehr intim, sehr ruhig. Lars arbeitet nur mit Leuten zusammen, die er bereits seit Jahren kennt, es herrscht also eine familiäre Atmosphäre. Man fühlt sich sofort geborgen. Ich konnte über alles sehr offen und ehrlich mit Lars sprechen.

Du und Shia hattet Porno-Doubles. Wie war die Chemie am Set zwischen euch Vieren?
Wegen der Spezialeffekte mussten die Porno-Doubles als Erstes ran. Sie hatten also Sex, machten im Grunde ihren Job, da sie, soweit ich weiß, Pornodarsteller aus Deutschland waren, und dann machten wir einfach das Gleiche nach, nur dass wir unsere Hosen anbehielten. Dann wurde alles zusammengeschnitten.

Stacy Martin in Nymphomaniac befriedigt sich mit einem Geodreieck
Hast du mit deinem Porno-Double viel Zeit verbracht?
Nein. Ich habe sie zwar getroffen, aber wir haben nicht zusammen Tee getrunken oder so. Es ist seltsam zu beobachten, wie schnell sich die Atmosphäre am Set ändern kann. Einmal blieb ich etwas zu lange dort. Als sie anfingen zu filmen, dachte ich mir: „Das ist jetzt ein wenig zu seltsam, ich haue besser ab.“ Es war, als würden sie einen Porno drehen, und alles, was sie taten, war echt.

Als du sie beim Sex beobachtet hast, dachtest du dir da: „Das werde ich auf der Leinwand sein, das ist meine Sexszene.“?
Zwangsläufig. Man liest das Drehbuch und weiß, was von einem verlangt wird. Es ist seltsam, aber auch großartig. Ich kann diesen Film drehen, ohne meine eigene Integrität aufzugeben. Dann dachte ich: „Super, danke. Habt Sex für mich! Danke! Ich trinke eine Tasse Tee und werden keinen Sex haben.