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So sähe unsere Salatbar nach dem Bienensterben aus

Es wird eine karge Zeit ohne die Honigsammlerinnen.
Die klägliche Salatbar. Bilder: Whole Foods

Seit einiger Zeit schwebt eine düstere Prophezeiung über uns, die auch das angenehme, krisenunempfindliche Leben der Erste Welt-Länder betrifft: Die Bienen sterben aus. Und die Beweislage für diese unschöne Vermutung scheint sich leider zu verdichten.

Im Oktober letzen Jahres veröffentlichte die europaweite Studie EPILOBEE offizielle Daten über das internationale Bienensterben und zeigte erstmals das gesamte Ausmaß des Problems. Mit epidemiologisch standardisierten Methoden analysierten die Forscher 32.000 Bienenvölker in 17 europäischen Ländern und brachten endlich einmal handfeste, erschreckende Zahlen auf den Tisch.

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Vor allem in den skandinavischen Ländern und Großbritannien sind die Bienenvölker mit einer Sterberate von über 20 Prozent gefährdet, am stärksten in den Wintermonaten. Deutschland befindet sich auf einer Linie mit Frankreich und Polen, wo um die 14 Prozent der Bienen die Überwinterung nicht schaffen.

Das Angebot vor dem Bienensterben. Bilder: Whole Foods

Ein Laden der Whole Foods-Kette in Berkeley, Kalifornien, wollte die schwer zu fassenden Auswirkungen des summenden Damoklesschwertes nun sichtbar machen und reduzierte zu Demonstrationszwecken seine Salatbar auf das, was wir ohne die Arbeit der fleißigen Bienchen dort noch finden könnten.

Das Angebot sah ziemlich spärlich aus: Es gab keine Gurken, Tomaten, Karotten, Zwiebeln, Erdbeeren, Rote Beete und auch keinen Parmesan mehr. Lediglich ein wenig Grünzeug sowie Öl und Essig blieben auf dem wenig bunten Salatteller.

Auch der leckere Smoothie, den der Bio-Supermarkt seinen Kunden normalerweise als kleine Erfrischung anbietet, schmeckte ohne Mitarbeit der Bienen nicht halb so gut. Von den klassischen Zutaten des Obstshakes aus Blaubeeren, Erdbeeren, Apfelsaft, Milch und Mandelmus blieben nur noch die Eiswürfel im Glas.

Eine Schale Guacamole müsste ohne Avocado, Tomaten, Zwiebeln und Koriander auskommen und schmeckt als verbleibender Salzdip lediglich wie ein Meerschweinchen-Leckstein.

Vorher.

Nachher. Bienen sind für einen Großteil unserer Nahrung verantwortlich.

„Die Bestäuber gehören zu den wichtigsten Akteuren unserer Versorgungskette", erklärte Errol Schweizer von Whole Foods bei FastCo. „Sie produzieren ein Drittel der weltweiten Gesamternte, darunter Mandeln, Schokolade und Kaffee. Das ist einer von drei Bissen, die du zu dir nimmst. Ohne die Bestäuber gibt es kein Lebensmittelgeschäft. Das müssen wir uns mal bewusst machen."

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Das Reduktionsexperiment in der Salatbar ist Teil der Kampagne Share The Buzz, in der die Rolle von Bienen für unsere Nahrung aufgezeigt werden soll. Vor einigen Jahren nahmen die an der Kampagne beteiligten Geschäfte sogar alle Produkte aus den Regalen, die ohne das Zutun von Bienen nicht mehr in unserer Nahrungspyramide auftauchen würden.

Welches Dressing hätten Sie denn gern?

Essig, Öl und Zitronensaft lassen leider nicht allzu viele Variationen zu.

Die Diskussion um Neonicotinoide und andere hochwirksame Insektizide, welche einen verheerenden Einfuss auf die Bienenpopulation haben, wird zwar kontrovers geführt, doch wichtige Entscheidungen lassen auf sich warten. 2013 wurden vier neonicotinoidhaltige Pestizide von der EU verboten, doch im Februar 2014 wurde in Deutschland vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) per 120tägiger Sonderzulassung das in der EU verbotene Fipronil erneut zugelassen.

Und es gibt noch weitere Stressfaktoren wie Monokulturen, Feldgrößen, Milben und Virenausbreitung, die sich negativ auf die verbleibenden Bienenpopulationen auswirken. All diese Einflüsse lassen die Widerstandskraft der Honigsammlerinnen schwinden. Anders als früher reicht heute schon ein geringer Milbenbefall, um ein ganzes Volk auszurotten.

Wenn wir uns also nicht demnächst von Salzlecksteinen ernähren möchten, ist eine verantwortungsvolle Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion heute wichtiger denn je.