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Auch das noch: Erika Steinbachs Tweet enthält zwei Photoshop-Fails

Anscheinend hielten die Macher des hetzerischen Memes es für förderlich, noch ein arabisches Mädchen und eine Alienfratze in das Foto einzuarbeiten.

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach hat am Wochenende einmal mehr mit einem äußerst fragwürdigen Tweet für Aufsehen und Empörung gesorgt. Das von ihr kommentarlos getwitterte Meme zeigt das Foto eines weißen, blonden Mädchens, das einer Menschengruppe von allem Anschein nach indischen Ursprungs gegenübersteht und von dieser neugierig beäugt wird. Versehen ist das Foto mit dem Text: „Deutschland 2030", „Woher kommst du denn?".

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pic.twitter.com/wuFPXFwcLu
— Erika Steinbach (@SteinbachErika) 27. Februar 2016

Steinbach war dabei nicht auf der „Maus abgerutscht" und hatte auch sonst keine peinlichen Ausreden á la Beatrix von Storch für ihr sozial-mediales Entgleisen. Denn die 72-jährige Sprecherin für Menschenrechte der CD/CSU-Bundestagsfraktion ist anscheinend auch gar nicht der Ansicht, dass ihre Botschaft in irgendeiner Art und Weise problematisch sei, sondern leugnet stattdessen, ein rassistisches und hetzerisches Meme in Umlauf gebracht zu haben. Genau dies jedoch werfen ihr Politiker aller Parteien—inklusive ihrer eigenen—einstimmig vor.

Liebe @SteinbachErika, da ich nicht schon wieder Schimpfworte benutzen will, sage ich zu Deinem letzten Tweet jetzt nichts.
— Peter Tauber (@petertauber) 27. Februar 2016

Ihr Sharepic ist widerlich, rassistisch, hetzerisch, @SteinbachErika. Und kein Unterschied mehr zu rechten Parteien: pic.twitter.com/XweFfNS0Mj
— Simone Peter (@peter_simone) 27. Februar 2016

Auf die Frage nach der Quelle des Bildes, erklärte Erika Steinbach übrigens gegenüber der Bild: „Das Foto schickte mir ein besorgter Vater aus Frankfurt am Main, dessen Kind in seiner Klasse nur noch zwei weitere deutsche Mitschüler hat. Das Foto hatte er in der Mail mit angehängt".

Diese Erklärung mag der Wahrheit entsprechen, allerdings hätte Steinbach mit einer kurzen Google-Recherche auch feststellen können, dass das Meme bereits im August und September des vergangenes Jahres über eindeutig rechtsradikale, volksverhetzende und „islamhassende" Internet-Plattformen und Blogs verbreitet worden war.

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Doch damit nicht genug. Das für das rassistische Meme vollkommen aus seinem ursprünglichen Kontext gerissene Foto wurde auch noch per Photoshop bearbeitet:

Der Autor des Memes fand es für seine hetzerische Botschaft anscheinend förderlich, noch ein arabisches Mädchengesicht und eine alienartig verformte Fratze in die Menschenmenge zu photoshoppen.

Die Herkunft des Originalbildes bleibt unterdessen weiterhin im Unklaren. Fakt ist, dass das Foto in der unbearbeiteten Version bereits auf diversen internationalen Blogs zirkulierte, bevor es deutschsprachige rechtsradikale Blogs für ihre Zwecke instrumentalisierten.

Bereits im April 2012 war der niederländische Publizist Eric Hennekam auf das Foto aufmerksam geworden und hatte auf seinem Blog nach dessen Herkunft gefragt. Wie ein Leser Sascha Lobos anmerkte, befinde sich das Originalbild möglicherweise in der 1993er-Ausgabe von Alvin Tofflers Buch "Machtbeben". Toffler als Futuruloge und Vertreter der Idee des positiven gesellschaftlichen Wandels durch technischen Fortschritt wäre sicherlich nicht sehr amüsiert, das Foto für eine derart plumpe und hetzerische Zukunftsvision missbraucht zu sehen.

„Ich Hetze nicht, selbst wenn es so behauptet wird!" und „Ich lehne auch Rassismus ab!" ließ Steinbach stattdessen ebenfalls über Twitter verlauten. Warum die Aussage, die Steinbach mit ihrem Tweet verbreitet hat, aber tatsächlich nicht nur rechtspopulistisch, sondern höchst rassistisch und hetzerisch ist und damit auf dem Social-Media-Kanal einer demokratischen Politikerin nichts zu suchen hat, erläutert Sascha Lobo in einem lesenswerten Facebook-Post.

Schlechte Nachrichten zum Karriere-Ende 2017: Es ist noch viel schlimmer, als Sie denken, @SteinbachErika! pic.twitter.com/Nq27O2DkhE
— extra3 (@extra3) 29. Februar 2016