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Fußball

„BREDLOW, VERPISS DICH"—wie HFC-Ultras einen Neuzugang von RB Leipzig anfeinden

Die „Saalefront” kündigte an, dass sie einen Ex-Spieler von RB Leipzig niemals akzeptieren würde. Ist das nur eine lokale Angelegenheit oder ein Konflikt, der in Zukunft auch die Bundesliga prägen wird?
Foto: Imago

Am 1. Juli verpflichtete der Hallesche FC den Torhüter Fabian Bredlow. Ein Transfercoup für den Drittligisten, schließlich kam der 20-Jährige ablösefrei und absolvierte ein Spiel für die U20-Nationalmannschaft. Der einzige Haken an der Geschichte: Bredlow kommt ganz aus der Nähe, nämlich vom Brauseklub RB Leipzig.

Diese Personalie sorgte dafür, dass die Ultras von Halle auf die Barrikaden gingen. In einer Stellungnahme erklärt die Saalefront: „Wir werden keine Spieler akzeptieren, die ihrerseits dazu beigetragen haben, dass das 'System RB' überhaupt erst funktioniert." Sie betont, dass eine Verpflichtung von Bredlow einer Kapitulation vor dem Produkt RB Leipzig gleichkommt. „Machen wir uns nicht zum Mittäter, wenn wir am Ende als Nutznießer des RB-Nachwuchsfördersystems dastehen?"

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Die Stellungnahme endet mit den Worten: "BREDLOW VEPISS DICH!" Bereits in einem Testspiel wurde ein Plakat mit eben diesen Worten präsentiert und Schmähgesänge gegen Bredlow angestimmt.

HFC-Präsident Michael Schädlich reagierte sehr deutlich: „Wir stehen zu unserem Torhüter und werden nicht zurückweichen", sagte er dem MDR: „Wenn einige damit nicht einverstanden sind, können sie sich gern einen anderen Verein suchen." In Fanforen äußerten viele Fans ihre Unterstützung für den 20-Jährigen und änderten ihre Signatur in „Willkommen Fabian Bredlow".

Die Saalefront ist berühmt-berüchtigt. HFC-Verantwortliche verhängten gegen einige Mitglieder Stadionverbote, nachdem diese im Sachsen-Anhalt-Pokal Böller und Bengalos aufs Spielfeld warfen. Bei einem Testspiel gegen den VfL Halle wurden Anhänger des VfL getreten und geschlagen und immer wieder als „Juden" betitelt. Auch der Nachwuchs der Gruppe, die „Jugendbande Saalefront", fiel wiederholt durch offenen Antisemitismus auf.

„Stellt sie an die Wand"?——Wie sich die Kritik an RB Leipzig der Nazi-Rhetorik bedient

Man könnte die Saalefront als rechte Idioten abstempeln, doch in dem Fall Bredlow sollte man die Anfeindungen ernst nehmen. Denn dieses Verhalten wird wahrscheinlich kein Einzelfall gewesen sein. Die Anfeindungen in der Ultra-Szene, die es jetzt schon gegenüber RB Leipzig gibt, werden mit einem Aufstieg in die Bundesliga sicher nicht weniger werden. Und dann ist die Frage, wie Fans und Vereine mit den Leipzigern umgehen werden. Als Kevin Kampl von Red Bull Salzburg zu Borussia Dortmund wechselte, galt dies schon als Politikum, das dadurch etwas entkräftet wurde, weil Kampl beweisen konnte, dass er als Kind schon BVB-Fan war.

Doch was passiert, wenn Davie Selke die Bullen in die erste Liga ballert und nach zwei Jahren zu Dortmund wechseln will? Werden sie ihn als einen der ihren akzeptieren? Oder werden sie ihn als Opferlamm für den Protest gegen die Kommerzialisierung verschmähen? Wie werden die Spieler damit umgehen? Wird es Profis geben, die nur von Retorte zu Retorte zur Premier League wechseln? Spätestens nächste Saison werden wir es wissen.