FYI.

This story is over 5 years old.

Studie

Du isst, wenn du traurig bist? Deine Eltern könnten schuld sein

Ein kleines Problem taucht auf und du versinkst heulend in einem Berg aus Fast Food? Könnte daran liegen, dass deine Eltern dich früher mit Essen belohnt haben.
Foto: imago | eyevisto

Wer sich nur von Schokoriegeln und Softdrinks ernährt, wird's nicht weit bringen, außer vielleicht auf den Untersuchungstisch oder den Behandlungsstuhl vom Zahnarzt. Aber auch Eltern, die die Ernährung ihrer Kinder krampfhaft kontrollieren wollen und ihnen Süßes nur als Belohnung geben, helfen ihren Kindern damit langfristig gesehen auch nicht, so die Ergebnisse einer neuen Studie.

Wenn deine Mutter dir zum Beispiel ein Snickers gegeben hat, weil du brav all dein Gemüse aufgegessen hast, wirst du im späteren Leben mit höherer Wahrscheinlichkeit zum sogenannten „emotionalen Esser" werden: Essen wird dein emotionaler Ausgleich.

Anzeige

Ein britisches Forscherteam der Aston University und der Universitäten in Loughborough und Birmingham hat drei- bis fünfjährige Kinder untersucht und analysiert, was ihnen ihre Eltern zu essen gegeben haben und ob Essen als Belohnung eingesetzt wurde. Bis die Kinder sieben Jahre alt waren, haben die Wissenschaftler beobachtet, wie sie unter leichtem Stress reagieren: Spielen sie in solchen Situationen eher mit Spielgzeug oder stopfen sie sich nur Fett und Zucker rein? Den Forschern zufolge haben die Kinder, die in jüngeren Jahren mit Essen belohnt wurden, häufiger die Tendenz zu emotionalem Essen gezeigt.

ARTIKEL: Was dein Vater vor deiner Zeugung gegessen hat, wirkt sich auf deine Gesundheit aus

Das ist umso besorgniserregender, wenn man bedenkt, dass sich laut Angaben des Robert Koch-Instituts „der Anteil übergewichtiger Kinder und Jugendlicher […] gegenüber den 1980er- und 1990er-Jahren um 50 Prozent erhöht [hat]". Weltweit gibt es derzeit außerdem mehr übergewichtige als unterernährte Menschen. Also ist es umso wichtiger, dass eine gesunde Ernährungsweise schon im frühen Alter gefördert wird.

„Unsere ersten Ergebnisse zeigen, dass Eltern dadurch den Kindern vermitteln, dass ihnen dieses Essen hilft, mit bestimmten Emotionen umzugehen. So bringen sie ihren Kindern unbewusst bei, auch im späteren Leben aus emotionalen Gründen zu essen", so die Leiterin der Studie, Claire Fellow von der Aston University.

Anzeige

Wie eine andere , veröffentlicht letztes Jahr im herausgefunden hat, wäre ein Spielzeug als Belohnung besser angebracht. Forscher Martin Reimann und sein Team von der University of Arizona haben herausgefunden, dass durch ein Spielzeug oder eine andere Belohnung, die nichts mit Essen zu tun hat, Menschen kleinere und gesündere Portionen essen.

Studie

Journal of Experimental Psychology,

Er nennt das den „Happy-Meal-Effekt". Die teilnehmenden Kinder im ersten Experiment der Studie sollten zwischen einem ganzen Sandwich oder einem halben Sandwich und ein paar Kopfhörern wählen. 78 Prozent entschieden sich natürlich für die zweite Option, das kommt jetzt nicht so überraschend. Erwachsene zeigten allerdings ähnliche Verhaltensmuster, selbst wenn die Belohnung kleiner oder nicht garantiert war. Und auch wenn sich die Teilnehmer für die kleinere Portion entschieden haben, haben sie später keine größere Mahlzeit zum Ausgleich gegessen.

„Ich habe quasi den ganzen Tag Kindern McDonald's-Essen vorgesetzt. Das ist als Forscherin natürlich cool, weil sie dich dann lieben und das war einfach großartig", so Kristen Lane von der University of Arizona, die weiter zu diesem Thema forscht.

Weitere Untersuchungen zeigten, dass das Team sogar ungesundes Essen durch gesündere Snacks ersetzen konnte und sich die Teilnehmer immer noch für das Spielzeug entschieden. Die Forscher hoffen nun, dass ihre Ergebnisse für die Erarbeitung politischer Maßnahmen hilfreich sein werden. Allerdings ist bisher unklar, ob der Spielzeug-Effekt nicht nach einer Zeit nachlässt.

ARTIKEL: Dicke Kinder sind ein fettes Problem

Leider haben die meisten Eltern auch keinen endlosen Spielzeugvorrat zu Hause.

„Eltern haben oft diesen natürlichen Instinkt, ihre Kinder vor ,schlechtem' Essen schützen zu wollen: Fettiges, Süßes, Salziges", so Claire Fellow von der Aston University. „Stattdessen nutzen wir solches Essen als Belohnung oder eben zur Beruhigung, zum Trösten, wenn es den Kindern nicht gut geht."