Als die Grünen im deutschen Bundestag 1983 zum ersten Mal das Wort „Sexismus” fallen ließen, gab es von der konservativen Mehrheit vor allem Gelächter. Nicht etwa, weil man sich über die Diskriminierung von Frauen lustig machen wollte (oder zumindest nicht nur)—sondern vor allem, weil die Altmänner-Front an Christdemokraten noch nicht mal von dem Konzept geschweige denn dem Begriff gehört hatten und aus „Sexismus” vor allem eins raus hörten: „Sex” (hihi).
Heute ist so viel Ignoranz fast noch schwerer vorstellbar als absichtliche Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Selbst Volks- und Reichs-Rocker Gabalier kennt inzwischen Begriffe wie Gender und hat zumindest schon mal davon gehört, dass Frauen nicht nur fesche Dirndl-Trägerinnen und mehr als großäugige Pupperl sein wollen (auch, wenn er das in der Schule noch anders gelernt haben dürfte).
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Feminismus ist inzwischen so allgegenwärtig, dass es schwerfällt, noch etwas zu finden, das nicht dazu gesagt wurde. Aber das ist noch lange kein Grund, nicht mehr darüber zu reden. Das zeigen nicht nur peinliche Solidaritätsbekundungen wie „Je suis Gabalier” oder abfällige Sager von Donald Trump über die Monatsblutung von Moderatorinnen, sondern auch die Angriffe auf Conchita Wurst, die Übergriffe in Wiener Öffis, die Diskriminierung von Sexarbeiterinnen und die lapidare Abhandlung des Pograpsch-Paragraphen.
Deshalb haben wir Österreichs neue Generation von Feministinnen und Feministen getroffen und sie gefragt, wofür der Begriff heutzutage für sie ganz persönlich steht. Die entstandene Fotoreihe zeigt vor allem, dass man dem Feminismus kein Gesicht geben muss—man muss die Gesichter des Feminismus einfach nur zeigen.
Anastasia Lopez und Eva Prewein
„Ich bin queere Feministin, weil nicht nur biologische Frauen Sexismus erfahren.” — Anastasia
„Ich bin Feministin, weil das Geschlecht nicht die Rechte bestimmen darf. Gleiche Rechte für alle Geschlechter.” — Eva
Karl Michael
„Ich bin Feminist und finde, der Sinn des Feminismus sollte Gleichberechtigung sein und nicht Dominanz.”
Elisabeth Blancanieves und Julian Glass
„♥ My Body, My Choice ♥” — Elisabeth
„Feminismus ist nicht männerfeindlich.” — Julian
Duffy
„Ich bin Feminsitin, weil man dadurch lernt, am besten mit dem System und den Unterdrückungen auf Frauen umzugehen und Stärke zu finden.”
Peter Schicho
„Ich bin Feminist, weil Frauen in vielen Bereichen wie Gesellschaft, Politik und Kunst noch immer benachteiligt sind. Für mich persönlich ist Gender-Gleichheit die Grundvoraussetzung einer Gesellschaft im 21. Jahrhundert. Ich glaube auch, man muss zulassen, dass Frauen in unserer Gesellschaft sichselbst Freiräume schaffen können. Wir als Männer sollten meiner Meinung nach Gendersolidarität leben.”
KLITCLIQUE
„Fick dich
Eh ok
Muschimuseum
Irgendwas
Nein heißt nein
International
Schön
Maskoolin’
Untergrundbahn
Scheiß Magazin”
Hannah Wölfl
„Ich bin Feministin, weil es in unserer Gesellschaft und diesem System keine Alternative gibt, wenn man eine Frau ist oder zu einer marginalisierten Gruppe gehört.”
MIRABELLA DZIRUNI
„Feminism should stand and fight for the equal rights of every human being. Without considering gender identity, sexual orientation or physical appearance.”
Ralf Wallner
„Feminismus ist kein Verbot und keine Einschränkung, sondern die Freiheit. Die Freiheit für Männer, für Frauen und alle Geschlechter.”
Beri Sayici
„Ich bin Feministin, weil ich ohne Feminismus weder wählen noch auf eine Universität gehen könnte—weil es für mich eine dringend notwendige Solidarisierung mit anderen Frauen bedeutet und ich mir sicher bin, dass sehr viele soziale Probleme ohne Feminismus weder gelöst noch überhaupt thematisiert werden können.”
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