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Macht

Bosslevel 3000: Ein Zug hat einen Sonderhalt auf offener Strecke für Böhmermann eingelegt

Damit ist der Moderator in ein neues Stadium der Übermenschlichkeit eingetreten.
Böhmermanns Kopf vor einer Regionalbahn
Foto Böhmermann: imago | DeFodi || Bahn: imago | Arnulf Hettrich 

Was ist Macht? Klar, das Wort versteht jeder, wir haben eine diffuse Vorstellung davon – aber verstehen wir wirklich, wie Macht funktioniert, wie man sie erkennt? Beispielfrage: Wer ist mächtiger – Angela Merkel oder Beyoncé? Wie misst man Macht?

Jan Böhmermann hat dazu jetzt eine ziemlich gute Antwort geliefert: Macht ist, wenn du einen deutschen Zugchef überzeugen kannst, nur für dich seinen Zug anhalten zu lassen.

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Geschafft habe er das Anfang November, erzählt der Moderator in seinem Podcast Fest & Flauschig, und zwar, als er einen Zug von Hamburg nach Bremen nehmen wollte.

"Es war so ein Riesen-Gewusel am Hamburger Hauptbahnhof, Gleiswechsel, alle Züge verspätet", erinnert Böhmermann sich. "Und dann bin ich offenbar wie so'n alter Mann in den falschen Zug eingestiegen."


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Und zwar in einen "Sprinter" direkt nach Essen, der nicht wie die meisten anderen Züge auf der Strecke in Bremen hielt. Panik! Panik! Panik! Denn Böhmermann hatte an dem Abend einen Termin, der, wie er sagt, schon seit zwei Jahren geplant war: Der Bremer Weser-Kurier wollte den berühmten Sohn der Stadt ehren. Und den Termin würde er jetzt mit Sicherheit verpassen, und zwar um Stunden.

Einschub: Klar, für Außenstehende (also alle Nicht-Bremer) klingt das jetzt irgendwie lame. "’Weser-Kurier’ – wie unglamourös!", denkt man sich, "das klingt doch eh nach einem total schlimmen Abend, da gibt es bestimmt nur lauwarmen Weißwein und dazu dieses komische Käsegebäck aus Blätterteig, diese trockenen Dinger, die man bei sowas immer kriegt, wie heißen diese Dinger eigentlich? Und wer mag die, die mag doch niemand, warum werden die immer noch gebacken und ‘gereicht’, zu Hunderttausenden wahrscheinlich, ein einziges Elend, Fontänen aus trockenen Blätterteig-Splittern, die Hunderten von kauenden Versicherungsvertretern aus dem Gesicht stieben. Dann schnell ein Schluck lauwarmer Weißwein hinterher, "WARUM WERDEN DIE NICHT ENDLICH VERBOTEN?" Und klar, man hätte recht damit, der ‘Weser-Kurier’ an sich ist nicht glamourös – außer, ihr kommt halt aus Bremen. Dann ist es natürlich doch irgendwie geil, in die Heimatstadt zurückzukommen, zurück eingeladen zu werden, weil man es eben richtig zu was gebracht hat. Das lässt man sich nicht entgehen. Wer weiß? Vielleicht sitzt ja die alte Grundschullehrerin im Publikum, die einen immer fertiggemacht hat? Oder der Typ, der einen damals immer in der Umkleide in den Schwitzkasten genommen hat und der jetzt eine beschissene Tankstelle managt, tja, und man selber wird vom ‘Weser-Kurier’ eingeladen, weil man eine eigene Fernsehsendung, einen diplomatischen Skandal und 2 Millionen Follower unterm Gürtel hat.

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Also, man kann verstehen, dass Böhmermann in Panik ausbricht. Gut, vielleicht ist ihm der Weser-Kurier im Prinzip auch egal, es ist ihm einfach nur aus Prinzip unangenehm, zu spät zu kommen, Leute zu enttäuschen, die sich auf ihn gefreut haben. Jedenfalls hat er wirklich Panik, man kann sie sogar noch in seiner Stimme hören, als er sich im Podcast daran erinnert.

"Ich habe mega angefangen zu schwitzen, total Angst bekommen!", erzählt Böhmermann. Dann habe er gemacht, was jeder von uns in derselben Lage getan hätte: Er hat sein Management angerufen. Die konnten aber leider auch nichts tun, außer ihm anzubieten, ihm für 7.500 Euro einen Helikopter zu buchen, der ihn von Essen direkt nach Bremen fliegen würde. Danke, aber nein danke, entschied der Großsatiriker.

Also ergriff Böhmermann selbst die Initiative und ging zum Zugchef persönlich, dem er seine missliche Lage schilderte. Könne man ihn nicht einfach in Bremen rauswerfen? Ausnahmsweise? Der Zugchef bat sich einige Minuten Bedenkzeit aus – und erklärte ihm nach einer qualvollen Wartezeit, dass er ihn tatsächlich rauslassen würde – nicht in Bremen, sondern irgendwo im Niemandsland zwischen Bremen und Hamburg, aber hey! Und so geschah es dann auch. Böhmermann wurde rausgelassen und schaffte es zu seinem Auftritt. Was für ein Wunder!

Die Bahn hat den Vorfall mittlerweile bestätigt, aber nur so halb: Ja, es habe "einen Sonderhalt" auf der Strecke gegeben. Ob Böhmermann wirklich der Grund dafür war, wollte die Bahn nicht bestätigen. Allerdings betonte sie noch einmal, dass der Halt eine "absolute Ausnahme" gewesen sei. "Im Interesse aller Fahrgäste sollte dies wirklich ein Einzelfall bleiben. Wir weisen den Kollegen entsprechend darauf hin."

Soll heißen: Versucht gar nicht erst, diese Tat in eurem eigenen kleinen Leben zu reproduzieren. Diese Art von Macht ist nur Böhmermann vorbehalten.

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