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Doppelmord

Jemand betrügt die Mutter des getöteten Jungen von Herne um Spendengelder

Eine Fremde hat nach Christopher W.s Tod Spenden gesammelt – sie aber nie übergeben.
Spurensicherung vor der Wohnung von Christopher W. | Foto: imago | Reichwein

Es ist eines der grausamsten Verbrechen des Jahres: der Doppelmord von Herne.

Am 6. März lockt der damals 19-jährige Marcel H. den neun Jahre alten Nachbarsjungen Jaden in einen Keller und tötet ihn mit zahlreichen Messerstichen. Danach schickt er Fotos von seinem Opfer und sich an einen Freund, der die Bilder auf 4Chan postet – und dann erst die Polizei informiert. Marcel H. flieht und versteckt sich bei seinem Freund, dem 22-jährigen Christopher W. Als Christopher aus den Medien erfährt, dass nach seinem Freund gefahndet wird, tötet Marcel H. auch ihn – mit 68 Messerstichen. Kurz darauf stellt sich Marcel H. der Polizei.

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Die Morde schockierten die Bewohner von Herne, zu den Beerdigungen von Jaden und Christopher W. kamen je rund 600 Menschen. Jemand versuchte offenbar, aus dieser Anteilnahme Profit zu schlagen.

Laut Michaela W., der Mutter von Christopher, die sich mit der Geschichte an die Lokalzeitung Der Westen gewandt hat, hat eine Frau namens Susanna S. kurz nach dem Mord begonnen, Spenden für die Mutter zu sammeln. Damit war sie nicht die einzige: Auch eine Freundin von Michaela W. hatte damals über Facebook zum Spenden aufgerufen, um die Beerdigung bezahlen zu können. Die von ihr gesammelten 2.500 Euro hat sie auch tatsächlich übergeben.

Anders im Fall Susanna S.: Obwohl sie auf Nachfrage der Zeitung zugibt, um die 1.800 Euro eingesammelt zu haben, ist bis jetzt nichts von dem Geld bei Michaela W. angekommen. Oft genug angekündigt habe sie es aber, sagt W.: "Sie hat gesagt, sie wolle uns zum Essen einladen und dann die Spenden übergeben, kam dann aber nicht. Sie hat auch nie abgesagt."

Susanna S. ließ mehrere Treffen platzen: Einmal behauptete sie, im Krankenhaus gewesen zu sein, ein andermal will sie im Stau gesteckt haben. Wenn Michaela W.s Freunde im Krankenhaus anriefen oder die Staumeldungen prüften, stellten sich die Geschichten jedesmal als Lügen heraus.

Mittlerweile behauptet Susanna S., das Geld wieder an die Spender zurückgegeben zu haben. Der Grund: Bekannte hätten über Michaela W. gelästert, deshalb wolle sie ihr das Geld nun nicht mehr geben. Sie will aber nicht sagen, wer die Spender sind oder warum sie noch vor wenigen Tagen mit Michaela ein weiteres Treffen zur Übergabe vereinbart hat – zu dem es auch nie kam.

Michaela W. ist von der Sache nur noch erschöpft. "Mir geht es nicht mal mehr um das Geld", sagt sie im Gespräch mit dem Westen. "Ich will einfach nur nicht, dass der Tod meines Sohnes so missbraucht wird. Ich wünsche keiner Mutter, dass sie das durchmachen muss, was wir gerade durchstehen. Und dann kommt da eine Frau und macht so etwas."

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