FYI.

This story is over 5 years old.

bro wtf

Guano Apes' Cover von Eminems "Lose Yourself" ist pure Gotteslästerung

Man kann förmlich sehen, wie die Bandmitglieder im Studio mit der Hand ein paar "HipHop-Gesten" gemacht haben.
Fotos: imago | Lumma Foto & imago | Cinema Publishers Collection

Es wird wieder Zeit, sich alt zu fühlen. Sich schmerzlich bewusst zu werden, dass die letzten 20 Jahre rasend schnell vorbeigezogen sind und unsere Körper durch zahllose Suffnächte, Drogen-Exzesse, Panikattacken und sonstige Problemchen deformiert wurden. Denn heute feiern die Guano Apes ihr 1997 erschienenes Album Proud Like A God. Und zwar mit der Veröffentlichung einer generalüberholten Version des Crossover-Meilensteins, der in den Bonustracks nicht mit musikalischen Änderungen, Cover-Versionen und tragischen Momenten der eigenen Vergangenheitsbewältigung geizt.

Anzeige

"Open Your Eyes – 2017 Version"

Haaach, endlich wieder das vertraut verrauschte wellenartige Intro hören … Moment. Was ist das denn? In der neuen Version können wir die ersten Worte von Sängerin Sandra Nasić auf einmal klar verstehen. "Hide your face forever" – klang früher irgendwie mystischer. Dafür drückt die Produktion jetzt viel mehr und wir zollen größten Respekt dafür, dass Nasić das alles sogar noch ein bisschen kraftvoller und ranziger als damals hinbekommt. Bei der zweiten Strophe übertreibt sie es dann aber … Oh, doch nicht. Das ist nur ein Feature vom Danko Jones-Sänger, der auch die letzten nostalgischen Nebelschwaden mit der Eleganz eines Biermarathon-Läufers wegschmettert.


VICE-Video: "Der Alltag eines modernen Exorzisten"


"Lose Yourself" (Eminem Cover)

Dass eine Crossover-Band beschließt, einen Rap-Klassiker zu covern, liegt nahe. Und kann auch schön gewaltig klingen: Raps auf fetten Riffs, hat ja bei Nu Metal auch schon geklappt. Wenn man sich dann aber ausgerechnet an den Rap-God Eminem wagt und dessen "Lose Yourself" derart bissig und spaßbefreit vorträgt, wird es vor allem eins: unangeneeehm. Man kann förmlich sehen, wie die Bandmitglieder im Studio mit der Hand ein paar "HipHop-Gesten" gemacht haben und ein paar Mal zu oft die Wörter "derbe", "Brett" und "flashig" fielen.

"Rain – 2017 Version"

Der Song war wohl für viele die erste akzeptable Ballade, die auch durchs rebellische Jugendzimmer dröhnen durfte. Sanfte, mit Effekten beladene Gitarrenklänge, Gesangsmelodien, die wie warmer Honig ins Ohr tröpfelten und ein immer weiter den Rock-Olymp erklimmender Songaufbau – da hat alles gepasst. Trotzdem haben sich die Apes dazu entschieden, alles nochmal umzuwerfen und der Nummer eine wortwörtliche Null vorne ranzuhängen. Denn das neue "Rain" steigt sofort mit verzerrten Gitarren und harten Drums ein. Statt der alten Gesangsmelodien, drückt Nasić lieber gleich auf Vollgas und mäht alles nieder. Das Einzige, was da noch hängenbleibt, sind ein paar Dreadlock-Büschel am Tourbus.

Anzeige

"Lords of the Boards – Remastered"

Wer nicht einmal mit seinem Snowboard durch den Tiefschnee gepflügt ist, dabei diesen Song gehört, sich dadurch ein bisschen zu göttlich fühlte und schließlich mit dem Gesicht im weißen Gold (… Schnee, wir meinen Schnee!) landete, der soll sich sofort die Ohren bügeln. Wie klingt 2017 der Song remastered? Genauso drückend, wie er sich damals schon anfühlte. Da wird einfach nichts schlecht dran, das ist die Tupperware der Musik. Und spätestens bei der Hook nehmen wir uns mit erhobenen Fäusten und feuchten Augen vor, diesen Winter aber wirklich mal wieder Alpen-Schnee im Gesicht zu spüren.

Proud Like a God XX könnt ihr euch bei Amazon bestellen.

Folge Noisey auf Facebook, Instagram und Snapchat.