Der Oppositionsführer Juan Guaidó winkt der Presse zu, während er sich an einen Laster mit Hilfsgütern klammert
Freitag, 22.02.2019: Das "Venezuela Live Aid"-Konzert
Zwei venezolanische Geschwister halten ein Plakat mit der Aufschrift "Kolumbien & Venezuela: Wahre Brüder" hoch
Anderson Rico (42), Straßenverkäufer
Anderson Rico und sein Merchandise-Stand vor dem Konzertgelände
Anderson Rico: Wegen der humanitären Hilfe, die alle in Venezuela so dringend brauchen. Es fehlen Medikamente und Lebensmittel. Es braucht Veränderungen. Die extreme Armut ergibt keinen Sinn, weil wir eigentlich ein reiches Land sind. Heutzutage muss man in Venezuela plündern, um zu überleben. Ja, schreib das ruhig so auf: plündern.
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Was hältst du von dem Konzert? Bringt so etwas wirklich Veränderungen?
Eigentlich ist das Konzert nur eine Ablenkung. Es soll uns das Leid in unserer Heimat vergessen lassen, uns alle zusammenbringen und uns dazu motivieren, für Veränderungen zu kämpfen. Mal sehen, was morgen passiert, wenn es wirklich darauf ankommt.Wie denkst du über Juan Guaidó und Nicolás Maduro?
Ich setze alle meine Hoffnung auf Guaidó. Er ist wie ein Schlüssel für die Tür zu einem anderen Weg, dem richtigen Weg.
Brian: Er muss die Veränderungen bringen, die Venezuela braucht.
Anderson Rico: Maduro hingegen ist ein Arschloch. Er denkt nur an sich selbst und nie an die Menschen, die leiden.
Brian: Stimmt. So denken auch meine Familie und meine Freunde. Jeder denkt so.
Lisbet, 21, Bananenverkäuferin
Links: Lisbet und ihre Tocher; rechts: die Titelseite der kolumbianischen Zeitung La Opinión Cúcuta zum Konzert | rechtes Foto: Juan Pablo Bayona
Lisbet: Natürlich. In Venezuela gibt es nichts mehr. Dort verdiene ich mit meinen Bananen an einem Tag höchstens 10.000 kolumbianische Pesos [knapp drei Euro]. Davon kann ich mir dann maximal zwei Pfund Reis und zwei Pfund Mehl kaufen. Zu Hause ist die Situation richtig kritisch: Die Leute sind krank und sterben. Gerade die Kinder sind unterernährt. Ich bleibe eigentlich nur wegen meiner Tochter. Wir brauchen die humanitäre Hilfe wirklich dringend.Was bedeutet es dir persönlich, heute hier zu sein?
An diesem Wochenende geht es um die Befreiung Venezuelas. So viele Menschen sind hier zusammengekommen, um Maduro loszuwerden. Sein Regime hat unserem Land so viel Leid gebracht. Sie haben uns alles genommen. Deswegen wollen wir Maduro heute vereint zu verstehen geben, dass seine Zeit vorbei ist. Und morgen bringen wir zusammen die Hilfsgüter in unser Land.
Danny Ocean, 26, Sänger
Links: der venezolanische Musiker Danny Ocean; rechts: der Blick auf die Bühne des Live-Aid-Konzerts
Danny Ocean: Als Musiker mache ich genau für solche Momente Musik. Es ist wichtig, die eigene Heimat und die Menschen dort zu unterstützen. In Venezuela gibt es viel Leid. Deshalb bin ich froh, etwas dazu beitragen zu können, dass den Menschen geholfen wird.Was erhoffst du dir von diesem Wochenende und diesem Konzert?
Ich hoffe, die Leute in Venezuela erkennen, dass wir alle zusammenkommen können, um die derzeitigen Zustände zu verändern. Bei dem Konzert geht es darum, Bewusstsein für die Situation zu schaffen und Menschen zusammenzubringen. Politik spielt da erstmal keine Rolle. Ich will den Leuten hier einfach eine Freude machen und ihnen aufzeigen, dass wir alle zusammen unserem Land helfen können.
Samstagmorgen, 23.02.2019: Auf der Tienditas-Brücke zwischen Kolumbien und Venezuela
Die blockierte Tienditas-Brücke. Als Reaktion auf Juan Guaidós Anspruch auf das venezolanische Präsidentenamt ließ Nicolás Maduro vor wenigen Wochen die Straßensperren errichten, damit keine humanitäre Hilfe nach Venezuela kommt
Jose, 45, Schauspieler
Links: Jose; rechts: Freiwillige venezolanische Helfer und Helferinnen fahren zum Grenzübergang, wo die Nationalgarde bereits auf sie wartet
Jose: Ich liebe mein Land und will nur das Beste für Venezuela. Wir müssen das Joch beenden, das uns umbringt.
Bolívar verkörpert den Traum von Großkolumbien, also der Befreiung und Vereinigung von Kolumbien, Panama, Bolivien, Ecuador und Venezuela. Die derzeitige Regierung hat das Vermächtnis Bolívars zerstört. Bolívar war ein Befreier, Maduro ist ein Diktator. Anstatt uns zu vereinen, bringt er uns auseinander und zerstört die Nation.Was erhoffst du dir für die Zukunft Venezuelas?
Ich hoffe, dass wir ab heute weiter nach vorne marschieren und dass Venezuela bald frei ist. Vielleicht passiert das heute, morgen oder irgendwann demnächst. Die Karten sind verteilt, auf dem Spiel steht unsere Freiheit.
Elisabeth, 64
Links: Elisabeth; rechts: Freiwillige Helfer und Helferinnen bereiten sich auf die Konfrontation mit der venezolanischen Nationalgarde vor
Elisabeth: Sie werden die Grenze öffnen, damit die Hilfe in unser Land kommen kann. Irgendwie spüre ich das. Ich leide an Krebs und bin aus Venezuela weg, weil ich dort nicht behandelt wurde. Dort verweigern sie einem das Recht auf medizinische Versorgung. In Venezuela war der Krebs noch im Anfangsstadium. Wegen der fehlenden Behandlung hatte er sich bei meiner Ankunft in Kolumbien bereits auf andere Organe ausgebreitet. Jetzt will ich nur, dass es die Hilfsgüter über die Grenze schaffen. Nur so kann anderen Leuten geholfen werden, bevor es zu spät ist.
Samstagnachmittag, 23.02.2019: Auf der Simón-Bolívar-Brücke zwischen Kolumbien und Venezuela
Ein Teenager schnappt sich eines der Tränengas-Geschosse, die die venezolanische Nationalgarde abgefeuert hat
Die venezolanische Nationalgarde liefert sich eine gewaltsame Auseinandersetzung mit den Freiwilligen
Sara, 26, Zahnärztin
Links: Sara; rechts: der Helm und das Schutzschild eines Soldaten, der von der Nationalgarde zur Opposition übergelaufen ist
Sara: Wir haben es nicht geschafft, die Hilfsgüter ins Land zu holen. Viele Menschen wurden durch das Tränengas und die Gummigeschosse verletzt. Jeder hat so hart gekämpft, wie er oder sie konnte, damit wir alle frei sein können.Ist es all das deiner Meinung nach wirklich wert?
Wie schon meine Mutter sagte: Wenn ich nicht für mich und meine Zukunft kämpfe, wer dann? Morgen sind wir wieder hier. Wir dürfen jetzt nicht aufgeben.Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.