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PANs neue Ambient-Compilation zeigt dir die vielen Facetten von Stille

Das Berliner Label PAN hat in seiner fast zehnjährigen Geschichte für einige Aufregung gesorgt. Seit 2008 dient es als Sammelbecken für Musik aus den sperrigen Randbereichen der elektronischen Musik. Unter den vielen Releases finden sich futuristische Techno-Abstraktionen, eiskalte Grime-Neuinterpretationen, drückende Drones und Ambient-Alben, die wie ungewöhnlich aggressive ASMR-Aufnahmen klingen. Selbst ihre zahmsten Veröffentlichungen sind vollgepackt mit Bedeutungsebenen und Dynamiken – für Hintergrundbeschallung in der Regel denkbar ungeeignet. PAN-Veröffentlichungen wollen dich mit ihrem Detailreichtum regelrecht überfordern.

Mit der ersten Label-Compilation scheint man nun auf den ersten Blick allerdings neue Wege einzuschlagen. Der Titel, mono no aware, ist ein japanischer Begriff, der in etwa “das Pathos der Dinge”, “das Herzzerreißende der Dinge” oder “eine Sensibilität für Ephemera” bedeutet. Es handelt sich dabei um eine Ambient-Compilation, die dazu anregen soll, über unsere Vergänglichkeit nachzudenken; über die Vorstellung, das alles um uns herum eines Tages verschwunden sein wird. Für die Platte bedeutet das, dass sich darauf die raumgreifendste Musik findet, die je unter dem PAN-Banner veröffentlicht wurde. Auf dem Album sind Neuzugänge (wie der New Yorker Pop-Experimentator James K oder Mya Gomez aus dem NON Worldwide-Umfeld), sowie bekannte Lieblinge (wie Produzent/Songwriter Yves Tumor und Digital-Avantgardist ADR) vertreten, die ihre sonst von Brechungen und Glitches dominierte Klangsprache drosseln und Visionen der Selbstbeobachtung liefern.

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Wie zu erwarten wird das Album von schwerelosen und dahintreibenden Klängen bestimmt – luftige Synthpads als akustische Vorboten des Reizentzugs. Die sanften Drones von Malibus Beitrag “Held” verkörpern diese Form als Variante des großen Synth-Dramas nach Berliner Schule. Aber keine der Kompositionen auf der Platte verweilt in diesem friedfertigen Zustand. Auf “Held” löst sich diese Glückseligkeit in einen keuchenden und flüsterndem Spoken-Word-Segment voll von klickenden Lippengeräuschen und sperrigen Plosivlauten. “Life hits me hard again”, sagt die Frauenstimme. Dann folgt ein sanftes Drone-Outro.

Die meisten Tracks auf der Compilation scheinen ähnliche Ziele zu verfolgen. Sie zwingen dich ständig, dich mit neuen Details anzufreunden, anstatt im Stillstand zu verweilen. Tumors Beitrag “Limerence” ist um diese Sorte vernebelter Keyboardsounds und Naturklänge herum aufgebaut, die man auf vergessenen New-Age-Tapes findet. Aber auch er bricht die Stille mit verrauschten Vocal-Samples, die klingen wie aus einem alten Heimvideo. TCFs Track, der wieder einen seiner langen kryptografischen Titel trägt, ist ebenfalls täuschend detailreich. Die Inspiration dafür lieferte ein Prozess namens “black MIDI“, bei dem eine unzählig viele Noten auf einer MIDI-Linie so programmiert sind, dass sie einen anhaltenden Ton ergeben. Das Ergebnis klingt friedvoll, unter der Oberfläche tost aber ein Sturm – Ruhe erschaffen aus ständiger Bewegung.

Das Schöne an mono no aware ist, dass es in seinem Herzen eine gewisse Offenheit behält, die für gestandene Ambientfans geradezu erfrischend wirkt. Alles ist möglich, die Freude liegt im Entdecken. Hier kannst du dir die Compilation anhören:

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