Polen rüstet auf. Seit dem politischen Rechtsruck und der Ukrainekrise sieht sich Polen mehr denn je als das Schutzschild des Westens gegen die Übermacht aus dem Osten. Deshalb wächst das Militär des Landes in den letzten Jahren immer weiter, eine erneute Modernisierung der Armee steht kurz bevor.
Es ist also der perfekte Ort für MSPO, die Internationale Ausstellung für Verteidigung und Militärausrüstung. Die größte Waffenmesse Osteuropas findet seit 24 Jahren jeden September am Rande der polnischen Stadt Kielce statt, die zwischen Warschau und Krakau liegt. Um ihre Tötungswerkzeuge anzupreisen, kommen zunehmend mehr Aussteller—dieses Jahr waren es 614 aus 30 Ländern.
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Direkt hinter dem Eingang, mit Sicherheitskontrollen wie am Flughafen, lande ich bei einem Pressetermin von Airbus Helicopters. Es herrscht eine entspannte Atmosphäre: Bei 26 Grad gibt es Sekt, Feinkost und Kampfhubschrauber.
Das Servicepersonal wird nicht müde, mich und meine Kollegen auf guten französischen Wein einzuladen. Aber ich versuche, standhaft zu bleiben, denn ich darf mein Ziel keinesfalls aus den Augen verlieren: Ich möchte hinter die Kulissen der Rüstungsindustrie blicken. Hier, wo Deals abgewickelt, Granatenwerfer, Panzer, Maschinengewehre, Drohnen und sorgfältig polierte Raketen präsentiert werden.
Jenseits von Krieg und Zerstörung ähnelt das Messegelände einer gigantischen Spielwiese für Erwachsene. Ich bemerke eine Gruppe von Geschäftsleuten, die mit glänzenden Lackschuhen einen riesigen Hubschrauber besteigen. Ein Bodyguard steht davor und gibt mir zu verstehen, dass das Fotografieren dieser hohen Tiere unerwünscht ist. An Bord tauschen sie währenddessen Visitenkarten aus, quatschen und gehen auch mal zwischendurch an die Maschinengewehre für ein Rambo-Selfie.
Sind diese Grauanzüge skrupellose Waffenhändler oder Menschen wie du und ich, die ihrem Job nachgehen, nur dass ihre Staubsauger eben Häuser zu Staub machen? Ist das alles noch ganz normal, was hier gerade passiert? Die Fragen beschäftigen mich so sehr, dass ich jetzt doch zum Wein greife. Ich fühle mich schuldig, es ist gerade mal Mittag.
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