Dass einige Europäer wenig Empathie für das Schicksal von Flüchtlingen besitzen, dürfte uns spätestens seit dem Dilemma der Wahlwiederholung schmerzlich bewusst sein. Doch trotz der großen Konkurrenz seitens einer gewissen Partei und der Pegida, sowie diverser Facebook-Rambos, gewinnt heute dieser DJ eindeutig das Rennen um die Unmensch-Aktion des Tages.
Engagiert auf einem britischen Partyboot unterbricht er sein Set, dann bittet er “um einen Moment des Respekts und der Stille”, da er jetzt die Nationalhymne Syriens spielen möchte, wie er sagt. Die ausgelassene Partymeute verstummt tatsächlich—bis die Musik wieder einsetzt. Denn das Lied, das der DJ nach seiner Bitte um eine Gedenkminute für Syrien spielt, ist nicht die Nationalhymne Syriens, sondern der Popbanger “Runaway (U & I)” von Galantis.
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Absolute scum honestly pic.twitter.com/IQ71kzk0IW
25. Juli 2016Als ob die Aktion an sich und der Ort, an dem sie stattfindet (höchstwahrscheinlich auf einem Boot im Mittelmeer, wo tausende Flüchtlinge bereits ihr Leben verloren haben) nicht schon schlimm genug wären, ist die Wahl dieses Songs aufgrund seiner Lyrics natürlich nochmals besonders perfide. Hier haben wir nämlich die Pointe des “Jokes”, wenn die gesamte Partymeute fröhlich gröhlt: “I wanna run away / I wanna run away / Anywhere out this place / I wanna run away.”
Galantis haben sich zum Vorfall noch nicht geäußert, dafür aber sehr viele Nutzer auf Twitter, wo das Video gerade viral geht und den Shitstorm kassiert, den es verdient. Der ursprüngliche Post auf Facebook wurde inzwischen gelöscht.
Für die, die tatsächlich nicht verstehen, warum es absolut keinen Grund gibt, über eine solche Aktion zu lachen, hier ein paar Fakten:
Über 4.8 Millionen Menschen mussten im Zuge des Konfliktes in Syrien fliehen (laut der United Nations High Commissioner for Refugees UNHCR). Nicht weil die Musik dort scheiße ist, sondern weil dort Krieg herrscht. Wer den Mut und das Geld aufbringt, vor Bomben, Terrorismus und Armut zu fliehen, hat immer noch eine recht große Chance, bei seinem Versuch ein besseres Leben zu finden, um selbiges zu kommen. Allein in diesem Jahr sind schon über 3000 Flüchtlinge auf dem Mittelmeer gestorben. Wenn ihr also das nächste Mal auf einem Boot nicht nur das Festland, sondern auch jegliche Grenzen des guten Geschmacks hinter euch lassen müsst, dann achtet doch bitte darauf, lediglich unseren Gehörsinn zu beleidigen.
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