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Klimawandel

Warum werden in Österreich Zwiebel aus Australien verkauft?

Und warum zur Hölle kaufen wir sie?
LID.ch | flickr | by CC 2.0

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Eigentlich wachsen Zwiebel in Österreich ja ganz gut. Aber trotzdem gibt es sie auch als Import von einem Ort zu kaufen, den manche "das andere Ende der Welt" nennen würden (was irgendwie blöd ist, weil Kugeln keine Enden haben, aber ihr wisst, was gemeint ist).

Dieses andere Ende ist im Fall von Österreich Australien, weil es ähnlich wie Austria klingt, sehr anders ist und maximal weit entfernt liegt. Und ausgerechnet von dort importieren österreichische Supermarktketten jetzt Zwiebel.

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So gesehen bei Merkur. Foto vom Autor

Was aus mehr als einem Grund absurd ist. Da ist zum einen – Überraschung – die Sache mit der Entfernung. Da ist zum anderen diese andere Sache namens Klimaerwärmung. Die Australier sollten sich ums Great Barrier Reef sorgen, das gerade stirbt; die Österreicher um die Gletscher, die gerade wegschmelzen.

Das hat wohl auch einen unserer Leser genervt, der uns geschrieben hat, dass wir doch mal was genau dazu machen sollten. Ein Deepdive in die Welt des investigativen Journalismus hat ergeben: Jepp, man kann bei Merkur tatsächlich Zwiebel aus Australien und Neuseeland kaufen. Und zumindest die Zwiebel gibt es auch bei Spar.

Die Frage, warum man in einem Land, in dem man die Knollen ziemlich gerne und ertragreich anbaut, so weit gereistes Gemüse verkaufen muss, haben wir deshalb auch einem Pressesprecher der REWE-Gruppe gestellt.

Paul Pöttschacher sagt gegenüber VICE, die "weiße Zwiebel" sei eine spezielle Sorte, die in Österreich kaum angebaut würde. Die Bio-Variante komme aus Italien, die billige eben aus Australien. Das Gegenargument heißt also: Gourmet-Gusto. Ob wirklich viele Menschen eine so dezidierte Meinung zum nuancierten Geschmack und dem Herkunftsort ihrer Zwiebeln haben, oder ob nicht vielleicht doch einfach ein paar Leute im Vorbeigehen nach Zwiebeln greifen, die aus ihnen klimatechnisch Geschwister im Geiste von Donald Trump machen, sei dahingestellt.

Außerdem versichert REWE-Sprecher Pöttschacher in Sachen rote Zwiebel Besserung: "Der kommt derzeit – wie bereits erwähnt – überwiegend aus Österreich, aber in einigen wenigen MERKUR-Märkten gibt es noch Zwiebel aus Neuseeland." Dabei solle es aber zumindest nicht bleiben: "Wir werden hier innerhalb der nächsten drei Wochen konventionell zu 100 Prozent auf heimische Ware zurückgreifen können."

Man kann nur hoffen. Und einstweilen beim Kauf genauer darauf schauen, nicht versehentlich (oder aus Abgehobenheit) Zwiebel zu kaufen, die mindestens 22 Stunden fliegen mussten, bevor sie im Supermarktregal liegen.

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