Puzzle sind in der Corona-Krise sehr beliebt: In solch ungewissen Zeiten wollen sich die Leute ablenken – und sie verbringen viel Zeit zu Hause. Ein Puzzle zusammenzusetzen, das klingt an sich unkompliziert. Aber wie vielleicht auch du schon lernen musstest: Das Ganze kann sehr schnell sehr frustrierend werden. Aus diesem Grund haben wir die 28-jährige niederländische Profi-Puzzlerin Maaike van den Brink gebeten, uns einige Tipps zu geben.
Tagsüber arbeitet Maaike als Content-Managerin bei einem Verlag, aber nach Feierabend macht sie sich zusammen mit ihren Kolleginnen aus dem Puzzle-Team “Puzzelpoezen” – auf Deutsch so viel wie “Puzzle-Miezen” – ans Stückwerk. Bei den niederländischen Puzzle-Meisterschaften haben die jungen Frauen zweimal in Folge den zweiten Platz belegt. Und letztes Jahr haben sie es geschafft, ein 1.000-Teile-Puzzle in nur 68 Minuten zusammenzusetzen. Derzeit bereiten sich die Puzzle-Miezen auf die Weltmeisterschaft im September vor, indem sie jeweils für sich selbst puzzeln und ihre Fortschritte anschließend per Videocall besprechen.
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Das richtige Puzzle auszuwählen ist entscheidend
Maaikes erster Tipp für Puzzle-Neulinge: Wähl ein Puzzle aus, auf dem eine Illustration und kein Foto zu sehen ist. Denn Fotos sind viel schwerer zusammenzulegen. Außerdem sollte man laut Maaike am Anfang dekorativen Puzzle vermeiden, die man an die Wand hängt, denn die sind ebenfalls sehr monoton und schwer zusammenzusetzen. Stattdessen eignen sich für den Anfang Motive, die man selbst gut findet und die klar definierte Muster und Farben beinhalten. Maaike selbst ist derzeit übrigens mit einen Foto-Puzzle beschäftigt, das zwei Elefanten zeigt – und bei dem alle Stücke quasi gleich aussehen.
Wenn du ein passendes Puzzle für dich gefunden hast, nimm dir genügend Zeit, um dich mit dem Motiv vertraut zu machen. Erst dann solltest du richtig loslegen. “Bei der niederländischen Meisterschaft wussten wir bereits vorher, dass wir ein 1.000-Teile-Puzzle mit einem Motiv des Comic-Zeichners Jan van Haasteren zusammensetzen müssen”, sagt Maaike. Bei van Haasterens Bildern ist immer viel los, aber es gibt auch wiederkehrende Charaktere und Elemente, etwa Haiflossen, Tintenfische und den Weihnachtsmann. “So war uns bereits klar, auf was wir zu achten hatten”, so Maaike weiter.
Zuerst der Rand oder zuerst die auffälligsten Elemente?
Als nächstes breitest du alle Puzzle-Teile mit der Motivseite nach oben auf deinem Tisch aus. Jetzt folgt der Schritt, der die Puzzle-Welt spaltet: Fängt man mit dem Rand an oder mit einzelnen Abschnitten? “Ich finde es am sinnvollsten, zuerst alle Randteile zusammenzusetzen. Dann kann man je nach Vorliebe von Abschnitt zu Abschnitt weitermachen oder sich von außen nach innen vorarbeiten”, sagt Maaike. Wichtig ist in jedem Fall, sich auf besonders auffällige Elemente zu konzentrieren. “Wenn es da zum Beispiel ein gelbes Zelt gibt, sollte man alle gelbe Teile zusammensuchen und anfangen, sie zusammenzusetzen”, so Maaike. Natürlich gehört nicht jedes gelbe Puzzle-Stück auch zum Zelt, aber so kommt man in einen guten Rhythmus.
Bei professionellen Puzzle-Teams hat jedes Mitglied eine bestimmte Aufgabe. Bei den Puzzle-Miezen sortiert Maaike zum Beispiel die Teile zu den verschiedenen Abschnitten des Motivs, während eine Kollegin sofort damit anfängt, den Rand zusammenzusetzen. “Die anderen beiden beginnen derweilen schon mal mit verschiedenen Abschnitten”, sagt Maaike. “Je weiter wir fortschreiten, desto mehr arbeiten wir dann wirklich zusammen auf das fertige Puzzle hin.”
Da derzeit viele Menschen im Homeoffice arbeiten, nimmt man mit einem großflächigen Puzzle auf dem Wohnzimmertisch vielleicht wertvolle Arbeitsfläche weg. “Zum Glück hat mein Freund da nichts dagegen, er stellt seinen Laptop einfach auf das Puzzle”, sagt Maaike. Man kann aber auch einfach auf einer Matte puzzeln oder sich einen Puzzle-Tisch anschaffen. Maaike besitzt zum Beispiel ein Puzzle-Brett aus Holz, das sie schnell verstauen kann, wenn sie fertig ist.
Wenn das letzte Puzzle-Stück fehlt, geht die Welt nicht unter
Es gibt nur wenige Dinge, die schlimmer sind, als stundenlang an einem Puzzle zu sitzen, nur um am Ende festzustellen, dass das letzte Stück fehlt. “Bei der Qualifikation zur letztjährigen Meisterschaft war unser letztes Puzzle-Teil irgendwie nicht mehr da. Als der Wettbewerb vorbei war, fand eine Frau aus dem Team neben uns das Teil plötzlich in ihrer Handtasche”, erzählt Maaike. Sehr verdächtig. Letztendlich wurden aber keine Strafen ausgesprochen und die Puzzle-Miezen konnten sich für die Meisterschaft qualifizieren. Wenn bei dir irgendwann mal ein Puzzle-Stück fehlen sollte, kannst du – bevor du vor lauter Frust dein Puzzle vom Tisch fetzt – in speziellen Facebook-Gruppen danach fragen. “Manche Leute sammeln unvollständige Puzzle, um anderen Leuten in genau solche Fällen helfen zu können”, sagt Maaike.
Unterm Strich ist beim Puzzeln immer der Weg das Ziel. Wenn du feststeckst, hilft es manchmal, eine Pause zu machen und sich danach mit einem frischen Blick wieder ans Puzzle zu setzen. “Wenn man die ganze Zeit sucht, ohne das richtige Teil zu finden, wird die Enttäuschung immer größer”, sagt Maaike. Aber irgendwann hast du endlich das letzte Stück eingesetzt, das Puzzle liegt komplett fertig vor dir.
“Dann sollte man der Versuchung widerstehen, das Puzzle wochenlang auf dem Tisch liegen zu lassen oder gar aufzuhängen”, sagt Maaike. “Ja, das Ganze war ein hartes Stück Arbeit, aber man muss auch loslassen können.”
Sie als Profi muss es ja wissen. Und das nächste Puzzle wartet bestimmt schon.