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Sex

Die MILF-Manie: Warum so viele Männer auf Mütter stehen

Laut Statistiken ist das Interesse an MILF-Pornos in den letzten vier Jahren immer weiter gestiegen. Wir haben einen Sexualtherapeuten gefragt, woran das liegen könnte.
Screengrab via "American Pie"

GameLink.com dürfte in Deutschland nicht all zu vielen Menschen bekannt sein, tatsächlich handelt es sich bei dem Onlineshop allerdings um die Website, die über die größte Auswahl an Erwachsenenfilmen in den gesamten Vereinigten Staaten verfügt. Man kann also sagen: Die wissen, wovon sie sprechen—und da wird es dann auch für den deutschen Porno-Konsumenten interessant. Die Seite hat nämlich Daten veröffentlicht, die zeigen, dass das Interesse an MILF-Pornos in den letzten vier Jahren um 83 Prozent gestiegen ist. Zwar erlitt das Genre zwischen 2010 und 2011 „aus unbekannten Gründen" einen Einbruch um 12 Prozent, abgesehen davon lässt sich aber statuieren, dass sich Milfs seit ihrem erstmaligen Aufkommen als Pornonische einem konstanten Interesse erfreuen.

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Laut GameLink kann man genau feststellen, wann die erste MILF die Bühne der Popkultur betreten hat: 1999, als Stiflers Mum—gespielt von Jennifer Coolidge—in American Pie mit dem Freund ihres Sohnes Sex auf dem Billardtisch im Keller hatte (ganz zum Ärger von Stifler, der die beiden erwischt). Als Fountains of Wayne 2003 ihren Song „Stacy's Mom" veröffentlichten, waren sie also nicht mehr einer der Vorreiter, sondern viel mehr einer der Auswüchse des Trends. Ein weiterer Höhepunkt des Interesses an MILF-Pornos gab es zwischen 2007 und 2009, als die Pornodarstellerin Lisa Ann die US-Politikerin Sarah Palin 2008 in dem Film Who's Nailin' Paylin? (dt. Wer nagelt Paylin?) parodierte. Der Verkauf von MILF-Pornos nahm daraufhin um 357 Prozent zu.

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In anderen Worten: Die Leute stehen ganz eindeutig auf Mütter. Aber warum? „Die klassische Theorie stammt von Freud", sagt Peter Kanaris, der seit mehr als 25 Jahren als klinischer Psychologe und Sexualtherapeut tätig ist. „Das Kind sucht nach einer sexuellen Verbindung mit dem gegengeschlechtlichen Elternteil—also sucht das männliche Kind die Verbindung zu seiner Mutter. Was die Verbindung zur Mutter stört, ist die Angst vor der Kastration durch den Vater. Die [MILF-]Fantasie könnte als eine Art Bewältigung der Kastrationsängste gedeutet werden—indem man sagt: ‚Ich stehe auf die Mutterfigur.'"

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Eine weitere Theorie, sagt Kanaris, geht zurück auf den Sexualtherapeuten Jack Morin, dessen Buch Erotische Intelligenz das Konzept der „erotischen Kernthemen" eingeführt hat. Nach dieser Theorie „entwickeln wir aus irgendwelchen Gründen sogenannte primäre sexuelle Kernthemen, die sich als wesentliche Referenzpunkte unserer Erregung durch unser Leben ziehen", sagt Kanaris. Das Interesse an Müttern könnte für einige Leute eines der „ursprünglichen" erotischen Kernthemen darstellen.

Letztendlich spielt natürlich auch eine Rolle, dass es sich dabei um ein sexuelles Tabu handelt (das ganz nebenbei bemerkt auch ziemlich sexistisch ist). Kanaris selbst hat noch nicht die Erfahrung gemacht, dass immer mehr Leute darüber sprechen, mit Müttern schlafen zu wollen. Vielmehr kommt das Thema oft auf, weil es ein Grund zur Scham ist—entweder, weil sich der Patient selbst aufgrund seiner Vorliebe Sorgen macht oder weil eine ganz bestimmte Person davon erfahren hat. „[Die Vorliebe für Mütter] führt dazu, dass sie sich schämen, weil es üblicherweise ein Tabu ist—eine inzestuöse Fantasie", sagt Kanaris, selbst wenn sich die MILF-Fantasien nicht auf die leibliche Mutter beziehen. „Die Tatsache, dass es um eine Mutter geht, die die Figur der ‚Mutter' repräsentiert, wird mit denselben inzestuösen Gedanken in Verbindung gebracht."

Kanaris Ansicht nach wird das Tabu zusätzlich dadurch verstärkt, dass Frauen in unserer (sexistischen) Kultur desexualisiert werden, sobald sie Kinder haben. Was die Ausbildung von MILF-Fantasien jedoch noch stärker beeinflussen könnte, sind die „quasi-sexuellen Erfahrungen", die Kinder mit ihren Müttern während ihrer prägenden Jahre machen.

„Diese quasi-sexuellen Erfahrungen und ein Gefühl von Zuwendung erleben wir im Grunde genommen zunächst mit der Mutter", sagt er. „Natürlich hält dieses Gefühl von Zuwendung [unser Leben lang] an. Man kann sich also gut vorstellen, dass der sexuelle Aspekt daran in uns schlummert und eines Tages durch ein bestimmtes Objekt der Begierde aktiviert wird."