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Die Geschichte von The Orb—anhand von sieben Orb-jekten

Heute erscheint ein neues The Orb-Album. Zeit, für eine Reise durch die Vergangenheit der legendären Band samt Plüsch-Schaf Flossie und viel Matsch.

The Orb wurde 1989 von Alex Paterson und dem KLF-Mitglied Jimmy Cauty gegründet. "Ambient House for the E Generation", hieß es auf der Rückseite der zweiten Orb-Single:mode_rgb():quality(90)/discogs-images/R-90312-1409876054-2163.jpeg.jpg) mit dem epischen Titel "A Huge Ever Growing Pulsating Brain That Rules from the Centre of the Ultraworld (Loving You)". Diese Witzelei fasste ihre musikalischen Anfänge gut zusammen. Schließlich wurden damals Samples mit Klangwelten verwoben, die sich zu gleichen Teilen bei jamaikanischem Dub und Acid-House-Grooves bedienten. Du konntest dazu tanzen, du konntest aber auch total abdriften.

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Als die 90er voranschritten, weiteten sie diesen Bereich aus. Live fesselten The Orbs umfassenden Soundscapes das Publikum auf ähnliche Weise wie Prog-Rock in den 70ern, worauf sich Paterson mit dem Cover des Albums Live 93 augenzwinkernd bezog—eine parodistische Hommage an das Cover von Pink Floyds Animals, auf dem Flossie, Patersons Plüsch-Schaf, in der Rolle von Pink Floyds fliegendem Schwein zu sehen war.

Genau wie The Fall aus Mark E. Smith und den Personen, mit denen er gerade zusammenarbeitet, besteht, bestand The Orb über die Jahre aus Paterson—und mehr als einem Dutzend weiteren Mitgliedern. Am regelmäßigsten und auch zuletzt war dies der in der Schweiz geborene Berliner Thomas Fehlmann, der selbst ein großartiger Produzent ist. Das letzte Album der beiden, COW (Chill Out World!), ist laut Patersons Aussage ein "umgekehrtes Protestalbum". In einer Welt, die politisch und sozial aus den Fugen zu geraten scheint, veröffentlichen The Orb ihre ruhigste und kontemplativste Musik überhaupt.

The Orb haben sich sowohl live als auch auf Platte einen Namen gemacht und ihre Veröffentlichungen waren immer mit aufwändigen Artworks ausgestattet. Die Geschichte von The Orb wurde jedoch nicht nur durch ihre Musik geprägt, auch physische Gegenstände haben bei der Legendenbildung eine maßgebliche Rolle gespielt. Paterson erzählt uns von den sieben bedeutendsten "Orb-jekten", die ihre mittlerweile beinahe drei Jahrzehnte währende Karriere geprägt haben—vom unbeschrifteten Tape, das die Grundlage ihres ersten Hits "Little Fluffy Clouds" bildete, bis zum Plüsch-Schaf, das ihnen ihr am meisten verkauftes Poster bescherte.

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1. Die unbeschriftete Kassette, die ihren ersten Hit "Little Fluffy Clouds" (1990) inspirierte

Alex Paterson: Das Rickie-Lee-Jones-Sample aus "Little Fluffy Clouds" befand sich auf einer Kassette. Sie wir nicht beschriftet. Ein Freund von mir aus England schickte mir die Kassette und sagte: "Das ist vielleicht eine gute Idee für eine neue Orb-Single". Kein Witz [lacht]. Es wurde noch besser: Auf der anderen Seite der Kassette war Steve Reichs Electric Counterpoint [das andere zentrale Sample in "Little Fluffy Clouds"]. Ich kannte beides nicht. Wir haben es einfach genommen und es veröffentlicht und anschließend haben die Anwälte sich darum gekümmert—was letzten Endes recht gütlich endete. Es hätte viel schlimmer kommen können.

Die Freude bei diesem Track bestand darin, dass er mir zeigte, dass Musiker auch tatsächlich die Musik anderer Leute mögen und die Leute, die hinter dem Geld her sind, hauptsächlich die Anwälte und Manager sind, nicht die Künstler selbst—besonders, wenn du gute Arbeit machst. Wenn du schlechte Arbeit machst, dann musst du damit rechnen, dass die Leute hinter dir her sind, denn dann hast du ein Sample [benutzt], das genauso wie die [Original-] Platte klingt. Wir hingegen haben diese beiden Samples genutzt und sie in komplett anderen Welten verwendet. Steve Reich war sehr glücklich, als er es hörte. Er war schockiert, dass jemand es auf eine ganz andere Ebene brachte, anstatt es in dieser sehr abgehobenen Umgebung zu belassen. Auf einmal wurde es vor einem breiten Publikum gespielt, das es geliebt hat.

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2. Der AKAI-Sampler, der für die ersten Orb-Aufnahmen benutzt wurde

Das war ein AKAI 750 oder 700—vielleicht aber auch ein 600. Es war einer der ersten, wirklich einfach im Vergleich zu dem, was du heute so bekommst. Du konntest nur ungefähr acht Sekunden [aufnehmen], wenn du Glück hattest, und er hat sich die ganze Zeit aufgehängt. Heutzutage ist es so viel einfacher, es ist verrückt. Du kannst das beinahe mit deinem Handy machen. Viele Samples, die du auf dem neuen Album hörst, sind Field Recordings, die ich mit meinem Handy gemacht habe. Warum einen Fieldrecorder mitnehmen, wenn du einfach das Smartphone nehmen kannst? Es hat fast ein genauso gutes Mikro; halt es nur vom Wind fern.

3. Das The-Orb-Logo aus dem Jahr 1989

Es ist ein sehr einfaches Logo mit einer sehr einfachen Schriftart. Ich war ziemlich euphorisch, da es eine 12"-Single war ["A Huge Ever Growing Pulsating Brain That Rules from the Centre of the Ultraworld (Loving You)"] und ich wusste, dass niemand sonst auch nur in Betracht gezogen hatte, eine Platte wie diese zu machen.

[Als wir diese 12"-Single gemacht haben], habe ich eine Menge mentaler Stärke aus meinen Mentoren um mich herum bei E.G. [dem Plattenlabel von Brian-Eno, wo ich arbeitete] gezogen. Simon Jeffes von Penguin Cafe Orchestra, Robert Fripp von King Crimson. Sie alle haben gesagt: 'Matey, das ist die beste Musik, die wir seit Jahren gehört haben.' Ich sitze im Büro und mache an einem Sonntagmorgen so mein Ding und dann wird mir gesagt, dass diese Musik wirklich gut ist. Und John Peel hat es noch übertroffen—also habe ich meinen Job gekündigt. Ich habe die Sicherheit aufgegeben und mich stattdessen für die Energie entschieden; ich habe viel härter gearbeitet, um sagen zu können, dass ich genauso viel über Musik weiß wie sie alle.

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4. Flossie, das Plüsch-Schaf vom Live 93-Cover

Ach Floss, wie er auch liebevoll genannt wird. Ich habe ihn vor unzähligen Jahren auf der King's Road gekauft. Er wurde zu einer Art Maskottchen. Er war wahrscheinlich auf mehr Konzerten als die meisten Menschen. Er war sogar beim Woodstock 2 [1994]—stell dir das mal vor. Das Witzige war, dass wir sein Gesicht '93 für das Livealbum verwendet haben. Das war das beliebteste Poster, das wir als The Orb je verkauft haben—sein Bild auf dem Poster. [lacht]

Er hatte einen Freund namens Sharksheep—das war ein Schaf mit einem Haikopf. Eine Art Mutantenschaf. Das war auf Tour eine Weile lang sein bester Freund. Wir haben sie nach einer Weile in den Ruhestand geschickt, weil sie sehr, sehr dreckig wurden. Er liegt auf dem Dachboden; ich lebe mittlerweile in diesem großen Landhaus und ich will ihm wirklich nicht wehtun.

5. Der Matsch beim Woodstock '94

Wir waren nicht im [Rave-] Zelt—wir waren auf der Hauptbühne. Wir haben Sonntagnacht gespielt und waren nach Peter Gabriel die Letzten. Das war wirklich bizarr. Matsch ist mir nicht fremd—ich komme [aus Großbritannien] und dort ist das auf den Festivalgeländen normal. Wir hatten im Norden Englands ein paar, bei denen es so war, als würde man Autos dabei zusehen, wie sie den Berg hinunter rutschen.

Ich habe sehr schöne Erinnerungen an Woodstock—wir haben dieses Konzert um vier Uhr morgens mit all diesen Zelten und Lichtern und Feuer gespielt. Es war, als wollten sie damit Woodstock '69 wieder aufleben lassen. Es war sehr einfach, an etwas zu rauchen zu kommen—zur Abwechslung war mal niemand paranoid. Es war ziemlich schön.

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Dagegen war Glastonbury damals sehr anders als heute. Es war nicht so kommerziell. Du hattest nicht überall Handys vor der Nase, überall Geldautomaten, Leute, die versuchen dir Dinge auf Kreditkarte zu verkaufen—nichts davon.

Bez von Happy Mondays macht das Acid-House-Zelt, in dem ich in den letzten zwei Jahren ein paar Mal gespielt habe. Aber es ist nicht so wie in den 90ern. Wenn es ein neues Woodstock gäbe, dann wäre es auch nicht das Gleiche. Die Kids erwarten heute zu viel, das ist das Problem. Sie werden alle mit dem silbernen Löffel im Mund geboren. [lacht]

Auf Festivals die Leute sehr jung. Drum'n'Bass wird nie sterben. Es gibt einen großen Markt dafür—viele Leute. Ich liebe es; ich sehe es einfach als andere Form der Musik. Wir haben es in den 90ern versucht. Ich denke, The Orb muss es heute ruhig angehen lassen und einfach Ambient machen. Wir sind mittlerweile alt genug, um es besser zu wissen. [lacht]

6. Eine Fool's Gold-Kassette mit dem Titel Michna and Dust La Rock Mix the Orb aus dem Jahr 2010

Ja, das war Josh [Prince, aka Dust La Rock]; leider ist er verstorben. Er hat für Fool's Gold aufgenommen—als Knuckleduster. Er hat 2004 auch das Design für das The-Orb-Album Bicycles and Tricycles gemacht. Ich fühle mich einfach geehrt, dass Leute, das was wir gemacht haben, in einem anderen Stil machen. Es gibt da draußen so viel und sie haben uns ausgewählt. Und die Tatsache, dass ich ihn kannte, ist vielleicht ein Grund, warum er beschloss, Sachen von uns zu machen. Ich habe erst vor einem Jahr von seinem Tod erfahren—wieder einer, der zu früh gegangen ist.

7. Der Sampler des Pioneer DJM-600 Mixers, der für COW (Chill Out World!) verwendet wurde

Ob du es glaubst oder nicht, ein Pioneer 600 [Mixer mit eingebautem Sampler] reicht im Moment im Studio aus. Danach machen wir einfach mit Logic oder Ableton weiter. Da nimmt es alles erst Form an. Ich [nutze ihn] aber, um die Grundideen zu bekommen. Manchmal finde ich einen perfekten Loop, der dann ein Track wird, was ich in den letzten paar Jahren ein paar Mal gemacht habe. Nicht dass ich das die ganze Zeit machen würde, dann wäre es ein wenig langweilig. Es funktioniert wirklich; daher bekommen wir die Samples. [Mit verstellter Sprecherstimme]: "Bei der Entstehung dieser Platte wurden keine Instrumente gespielt und es kamen auch keine Tiere zu Schaden."

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