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Popkultur

Ich habe getestet, ob '10 Lifehacks, die dein Leben ändern' wirklich mein Leben ändern

Kein Stauraum? Kein Problem! Nagel doch einfach einen Stuhl an die Wand.
Lifehacks Oobah Butler
Foto: Theo McInnes

Ich habe Lifehack-Listen immer gehasst. Zugegebenermaßen habe ich nur eine dieser Listen, die den Alltag erleichtern sollen, gelesen und das ist schon fünf Jahre her – aber die fand ich furchtbar. Und sind wir mal ehrlich: Kennst du eine, kennst du alle. Alle diese Listen haben dieselben uralten Bilder von irgendwelchen Ladegeräten und Büroklammern, und werden neu aufgemacht, wenn in der Redaktion gerade Flaute herrscht.

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Vielleicht würde es mir sogar gut tun, wenn ich diesen Tipps und Tricks etwas mehr Beachtung schenken würde. Schließlich habe ich keinen Stauraum, mir fehlen die einfachsten Haushaltsgegenstände und von cleveren Ordnungshilfen, die meine zahllosen Ladekabel unter Kontrolle bringen, kann ich nur träumen. Ich erkenne das Problem, aber ich habe weder die Zeit, noch die nötige Fantasie oder Geld, um etwas dagegen zu unternehmen.

Könnten die Tipps aus den Lifehack-Listen also vielleicht all meine Probleme auf einen Schlag lösen?

1) Du weißt nicht, wie du dein Stauraum-Problem lösen sollst? Die Lösung befindet sich direkt unter deinem Hintern!

Ich lebe in einem Gartenhäuschen. Das hat viele Vorteile: Es sorgt für ziemlich guten Gesprächsstoff und ich habe das Haus ganz für mich allein. Allerdings bringt das Leben hier auch ein paar Nachteile mit sich: Das Häuschen ist sehr klein und ich habe so gut wie keinen Stauraum für meine ganzen Sachen.

Glücklicherweise haben die Lifehacker eine Lösung parat: Einfach einen Stuhl an die Wand schrauben und die Klamotten daran aufhängen.

OK, ich habe nicht annähernd so viel Abstellfläche wie auf dem Originalfoto gewonnen, aber wenigstens kann ich jetzt meine T-Shirts, Tücher und andere leichte Gegenstände irgendwo aufhängen. Allerdings habe ich jetzt nichts mehr in meiner Bude, worauf ich sitzen könnte, und ehrlich gesagt hält die Konstruktion an meiner Wand auch so gut wie kein Gewicht aus. Eigentlich war die ganze Aktion ziemlich sinnlos. Aber ich nehme an, als Lifehack-Neuling muss man ein paar anfängliche Rückschläge in Kauf nehmen.

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2) Du brauchst ein ordentliches Hemd, hast aber kein Bügeleisen zur Hand? Die Antwort lautet Dampf

Zwar besitze ich ein Bügeleisen, aber ich hasse Bügeln. Und ich hätte ganz und gar nichts dagegen, ordentlich auszusehen, ohne mir die Knöchel zu versengen. Daher beschloss ich, diesen Dampf-Hack auszuprobieren:

Also zückte ich kurzerhand meinen Hammer und schmiss den Herd an. Die Lösung zu all meinen Problemen stand scheinbar die ganze Zeit vor meiner Nase!

Nach der anfänglichen Euphorie wurde ich jedoch schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Auch nach 10 Minuten scheint das kochende Wasser nicht den gewünschten Effekt zu haben. Mein Hemd fühlt sich inzwischen an wie das Innere eines Zeltes am letzten Festival-Abend. Ich denke mir, dass es vielleicht einfach ein bisschen länger köcheln muss, so wie ein Eintopf. Also lass ich es im Dampf hängen und wende mich anderen Problemen zu.

3) Gib kein Geld für neues Klebeband aus, du Idiot!

Ich ertappe mich oft dabei, dass ich meine Vorratsdosen anschreie. Wieso? Weil sie nicht beschriftet sind und ich keine Ahnung habe, was in welcher Dose ist. Das Klebeband, das ich vor vier Jahren mal zu diesem Zweck gekauft, aber nie benutzt habe, hat inzwischen natürlich seine Klebkraft verloren.

Aber selbstverständlich haben die Lifehacker auch hier eine Lösung parat: Steck die Klebebandrolle einfach in die Mikrowelle. (Während meiner Recherche für diesen Artikel habe ich erkannt, dass ungefähr 66 Prozent der Lifehacks im Grunde darin bestehen, nicht-essbare Gegenstände in die Mikrowelle zu packen.)

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Ich hole den Teller heraus, das Tape quietscht. Wie Jesus am Dritten Tag ist auch mein Klebeband wieder von den Toten auferstanden. Möglicherweise hat es auch meine Mikrowelle beschädigt und ich werde nun langsam aber sicher vergiftet werden, aber es hat funktioniert. Danke, Hacker!

4) Du hast keinen Bock mehr auf verschwitzte Fahrradfahrten im Sommer? Schwamm drüber!

Es ist Mittagszeit, die Sonne scheint und ich muss ein paar Besorgungen machen. Die perfekte Kombination könnte man meinen. Aber nicht für mich: Ich wohne am Stadtrand, also muss ich mich wohl oder übel aufs Fahrrad schwingen. Bei den Temperaturen wird das eine anstrengende Fahrt und ich weiß jetzt schon, dass meine Schuhe und Socken am Ende völlig durchgeschwitzt sein werden. Kann mich dieser Trick vielleicht retten?

Schnapp dir einfach ein Paar Schwämme aus der Spüle, ein wenig Schnur aus dem Werkzeugkasten und bastele dir … Sommerpedale!

Obwohl meine Fußsohlen jetzt durch Tomatensaucenrückstände dezent rot gefärbt sind, fühlt sich die Fahrt im Sonnenschein und mit einem angenehmen Lüftchen zwischen meinen Zehen gut an. Angenehm erfrischt stelle ich mir die Frage: Warum fahren wir nicht das ganze Jahr über so Fahrrad?

5) Du hasst es, in der Schlange zu stehen? Mach es wie in der Karibik!

Auf dem Weg zum Geldautomaten bin ich immer noch völlig begeistert von dem Schwamm-Hack. Was für eine Offenbarung! Erst als ich von meinem Fahrrad steige, bemerke ich die Lücke in meinem Plan: Vor lauter Freude über meine erfrischten Füße, habe ich meine Schuhe zu Hause gelassen. Kein Grund zur Panik: Die Lifehacker haben für jede Lebenslage eine Lösung: Probier es mal mit "Karribischem Schlangestehen", also lass deine Schuhe – oder in meinem Fall, Schwämme – einfach für dich in der Schlange stehen, während du dich ein wenig ausruhst.

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Während ich so an der Wand lehne, sehe ich, dass ein Typ kurz davor ist, sich vor mich zu drängeln.

"Sorry, ich steh' hier auch an."

"Was?"

"Ich steh' in der Schlange, siehst du?", ich zeige nach unten und für einen Moment starren wir beide meine Sommerpedale an. Dann schaut er wieder mich an. Dann schaut er einfach nur noch entgeistert durch die Gegend.

Es hat tatsächlich funktioniert. Ein Mann reiht sich hinter ein paar Schwämmen ein. Er räumt zwei Putzschwämmen mit ein bisschen Schnur die gleichen Rechte in der Warteschlange ein wie einem Menschen. Als ich die Schwämme vom Boden aufhebe, bin ich immer noch völlig sprachlos.

6) Kauf nie wieder faule Eier!

Letzte Woche habe ich mir ein paar erstklassige Bio-Eier aus Freilandhaltung im Supermarkt gegönnt, nur um dann zu Hause zu merken, dass zwei davon schon nicht mehr gut waren. Ich war am Boden zerstört. So etwas darf nie wieder passieren. Glücklicherweise hat das Internet einen Tipp für mich parat:

Also mache ich mich mit einem Tupperbehälter bewaffnet zurück zum Supermarkt und gehe direkt zum Eierregal.

Eins nach dem anderen sinken die Eier zu Boden. Sieht alles gut aus, also gehe ich zur Kasse. Vor dem Laden schütte ich erstmal das Wasser weg, einige Passanten starren mich an, aber das ist mir egal: Ein perfektes Dutzend Eier ist mir das wert.

Da ich von den Erfolgen mit den Schwamm-Pedalen und den Eiern immer noch völlig begeistert bin, beschließe ich, das heute Abend gebührend zu feiern. Also mache ich mich auf den Weg nach Hause, um mich fertig zu machen.

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Zu Hause angekommen springe ich von meinem Rad und hechte durch die Tür. Mein Rauchmelder schrillt, Töpfe klirren, eine Hitzewelle zwingt mich, die Augen zusammenzukneifen. Mein Gartenhäuschen hat sich in eine Stahlfabrik aus dem 18. Jahrhundert verwandelt. Als ich mich durch den Wasserdampf kämpfe, erinnere ich mich wieder: Mein Hemd wird seit zweieinhalb Stunden gekocht. Und es ist immer noch total zerknittert. Aber von einem feuchten Hemd lasse ich mir die Laune nicht verderben. Ich beschließe, den Sommerabend mit einem kleinen Lagerfeuer in meinem Garten zu genießen – doch da tritt ein neues Problem auf: Ich habe kein Feuerholz.

Aber auch das ist kein Grund zur Sorge, denn:

7) Tortilla-Chips brennen sowieso besser, als sie schmecken!

Bevor ich die Chips anzünde, frage ich mich noch: Wären die feurig-scharfen Chili-Tortillas vielleicht besser geeignet, um ein Feuer zu entfachen? Trotzdem entscheide ich mich für die Tortilla-Chips mit Nacho-Cheese-Geschmack. Nicht nur, weil sie gerade im Angebot waren, sondern auch, weil ich von ihrem Käsefüße-Geschmack so oft enttäuscht wurde, dass sie es einfach verdient haben, verbrannt zu werden!

Und los geht's.

Dieser Hack ist einfach genial – so schnell habe ich noch nie ein Feuer entfacht. Wisst ihr, was diesem Abend jetzt noch fehlt?

8) Müh dich nie wieder mit einem Korkenzieher ab, du Flasche!

Obwohl ich – wie die meisten Menschen – einen billigen Korkenzieher besitze, finden sich im Internet zahlreiche Hacks, um eine Weinflasche zu öffnen. Ich entscheide mich für die Variante, die am idiotensichersten aussieht. Also hole ich meinen Hammer – so langsam merke ich, dass ein Hammer eigentlich der einzige Gegenstand ist, den man im Leben wirklich braucht – und eine Schraube und nehme mir eine Chianti-Flasche vor.

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Ich schlage die Schraube in den Korken und ziehe. Es ist nicht einfach, aber ich mache Fortschritte. Endlich, ein Ruck, ein Knall und: Boom.

Der Korken ist geborsten. Also nehme ich den Hammer wieder zur Hand und versuche es nochmal. Mit demselben traurigen Ergebnis. So vergehen 10, 20, 30 Minuten, mein Gesicht rötet sich in der unerträglichen Hitze des Nacho-Feuers. Ich versuche es noch einmal und erlebe wieder eine qualvolle Niederlage. Ich werfe den Hammer auf den Boden und gebe auf. Jede Hoffnung scheint verloren, da höre ich es.

Einer der Bauarbeiter von nebenan – über die ich mich schon den ganzen Monat passiv-aggressiv auf Twitter auskotze – sieht mich in meiner Not und ruft mir zu: "Die Schraube muss tiefer rein." Natürlich!

Noch. Einmal. Ziehen.

Was für ein Triumph. Es hat vielleicht 40 Minuten gedauert und ich brauchte die Hilfe eines anderen Mannes, aber ich habe es geschafft.

Zeit, sich die Kante zu geben.

9) Alkohol + Lebensmittelfarbe + Mundspülungflasche = der perfekt getarnte Flachmann!

Ich bin jemand, der am Mittwochabend mit dem Taxi von der Bar zur Dönerbude fährt, daher sind mir alle Spartipps willkommen und von diesem hier fühlte ich mich sofort angesprochen.

Ich packe meine Tasche und mache mich auf den Weg in die Bar. Und ob ihr es glaubt oder nicht, meine Flasche übersteht die Taschenkontrolle am Eingang, also scheint auch dieser Hack zu funktionieren.

Ich stehe mitten in der Bar, die mich einmal nicht reingelassen hat, weil man mich wegen des Fußball-Schals in meiner Tasche für einen Hooligan hielt, und kippe Tequila.

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Langsam breitet sich die angenehme Wärme Zentralamerikas in mir aus, also ist es Zeit für den finalen Hack.

10) Bewahre deine Wertsachen in einer leeren Sonnencremeflasche auf, damit dir nie wieder etwas gestohlen wird!

In den vergangenen 12 Monaten habe ich beim Feiern zwei Brieftaschen verloren, mir wurden zwei Handys gestohlen und ich habe einen Fahrradhelm, vier Paar Kopfhörer, eine Bahnkarte, drei Beutel mit Kleidung und unzählige andere Kleinigkeiten verloren. Also fühlte ich mich von diesem Hack sofort angezogen.

Darum entleere eine Sonnencremeflasche auf dem Klo und erstelle so meine ganz persönliche Zeitkapsel, die ich mit einem Passbild, Geld, einem Ersatzschlüssel für mein Fahrradschloss, ein bisschen Tabak, einem Bahnticket und meiner Telefonnummer fülle, falls jemand die Flasche findet.

Nun muss ich sie nur noch platzieren.

Nichts leichter als das. Wir sehen uns später.

In den nächsten Stunden arbeite ich mich durch die ganze Flasche Mundspülung. Ich lerne neue Leute kennen. Ich diskutiere auf der Toilette über Politik. Mein Fotograf Theo geht nach Hause. Ein Typ aus Essex tut so, als ob er Norweger sei und ich falle drauf rein. Wir lachen herzlich. Ich werde auf eine Party eingeladen und mache mich – kurz bevor die Bar schließt – auf, um meine Kapsel mit den Wertsachen wieder einzusammeln.

Scheiße.

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