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Nationalmannschaft

Blutgrätschentrainer und Schwalbendoktor—Diese Spezial-Trainer braucht der DFB

Hansi Flick will mehr spezialisierte Trainer beim DFB einstellen—wie nach amerikanischem Vorbild. Wir haben einige vakante Positionen und Fachmänner für die Nationalelf ausgemacht.
Foto: Imago

Hansi Flick wird seinem Job als DFB-Sportdirektor gerecht und hat endlich mal eine weitreichende Ansage gemacht. Flick machte sich in einem Interview mit der Sport Bild für spezialisierte Trainer nach amerikanischen Vorbild stark: „Der einzige Spezialist in einem Trainer-Team ist aktuell der Torwart-Trainer. Ich bin der Meinung, dass wir Spezialisten genauso in vielen anderen Bereichen benötigen. Wieso also nicht auch einen für die Offensive, für die Defensive und für die Standards?" Gute Frage Herr Flick, warum nicht? „Gerade bei Talenten, die aus der Jugend kommen, 19, 20 Jahre jung, ist es wichtig, noch intensiver individuell zu trainieren, um damit ihr großes Entwicklungspotenzial auszuschöpfen", sagte er.

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„In dieser Konstellation ist es für den Cheftrainer wichtig, ein Team von Spezialisten zu haben, das auch ganz individuell mit einzelnen Spielern arbeiten kann", so Flick. Am wichtigsten ist der Spieler. Ein Konstanztrainer für Julian Draxler und Max Kruse, ein Webestrategietrainer für Manuel Neuer oder ein „Engagierter Traben"-Trainer für Mesut Özil? „Die Gleichung ist simpel: Wenn jeder Einzelne besser wird, profitiert zwangsläufig die gesamte Mannschaft davon", erklärte Flick.

Wir wollen Hansi, Oli und Jogi mal etwas Arbeit abnehmen und haben schon einige Fachmänner ausgemacht, die das DFB-Team noch stärker machen würden:

Abseitsfallenpauker Christoph Daum

Kein ausgebildeter Trainer weiß so gut, wie man sich ins Abseits manövriert wie Christoph Daum. Der Mann über den schon so viele Witze gemacht wurden—die übrigens immer noch sehr lustig sind—hat einen Riecher für das richtige Stellungsspiel. Ob die Innenverteidiger oder Stürmer, Daum legt ganz intuitiv eine Linie des Glücks, die alle deutschen Spieler verdammt gut stehen lassen.

Schwalbenübungsleiter Andy Möller

Man nannte ihn Heulsuse, doch er war nur clever. Was Neymar für Brasilien ist, war Andreas Möller für das DFB-Team: Ein filigraner Künstler, der es versteht, im richtigen Moment abzuheben und doch sanft wie eine Feder mit schauspielerisch einwandfreier Performance zu landen. Gerüchten zu Folge würde Arjen Robben nur für eine Lehrstunde von Möller seine Nationalität als Niederländer aufgeben.

Freistoßlehrmeister

Pirlo, Juninho oder Beckham können schöne Freistöße schießen, aber können sie dabei auch rauchen? Bestimmt nicht. Mit Mario Basler im Spezialisationstrainerteam würden selbst Jonas Hector und Jerome Boateng für stramme Gewaltschlenzer mit einer Flugkurve wie die BVB-Aktie 2005 sorgen.

Elfmeterguru

Hans-Joachim Abel, Elfmetergott. Kennste nicht, du Banause? In der 1. und 2. Bundesliga schoss er 22 Elfmeter für den VfL Bochum, Fortuna Düsseldorf und Schalke 04 und verwandelte alle—das ist Bundesligarekord. Zeit hätte der 63-Jährige bestimmt. Vor allem die Bayern-Spieler bräuchten unbedingt noch mal Nachhilfe. Ob es dann für einen Pokal reicht, steht aber in den Sternen. Die einzigen drei verschossenen Elfmeter seiner Karriere, waren alle in Pokalspielen.

Anstoßcoach

Mike Hanke ist nach knapp einem halben Jahr Karriereende immer noch spritzig und könnte die Offensivstärke des Weltmeisters besonders nach Gegentreffern zusätzlich pushen. Besonders perfide: Sein Plan beginnt meistens ganz uneigenützig mit einem Elfmeter der gegnerischen Mannschaft—bei denen muss nur der Torwart schießen. Klingt also nach einem Erfolgskonzept, das immer aufgeht.

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Schiedsrichter-Kommunikations-Erzieher

Michael Ballack konnte vor allem nach seiner Rückkehr in die Bundesliga so ziemlich jeden Schiedsrichter durch seine Aura und der Stellung als zeitweise einziger international bekannter deutscher Fußballstar in die Tasche stecken. Die Schiris ließen meist von einer gelben Karte ab. Durch seine unbändige Kompetenz einer nachhaltigen, sachlichen und ruhigen Diskussion mit dem Unparteiischen könnte er die so aufbrausende Mannschaft von Jogi Löw auf den richtigen Pfad lenken. Jürgen Klopp könnte den ein oder anderen Gastvortrag für ein harmonisches Zusammenleben mit dem vierten Offiziellen halten.

Einwurfmentor

So ziemlich jeder Schland-Fanboy beschwert sich seit ungefähr zehn Jahren über die traditionell schlecht geschlagenen Ecken. Bei dieser Kritik wird aber bewusst unterschlagen, dass die Zahl der Einwurftore noch wesentlich geringer ist. Wieso nicht die deutschen Ressourcen im Land der Dichter und Denker nutzen? Uwe Reinders soll sich schon mit zwei deutschen Außenverteidigern—also allen—und etwa dreißig Mittelfeldspielern, die am Ende alle auf der linken Abwehrseite spielen müssen, getroffen haben. Jetzt sag nicht, dass du auch Uwe Reinders nicht kennst?!

Blutgrätschentrainer

Die Blutgrätsche ist im modernen Fußball auf allerhöchster Ebene vom Aussterben bedroht. Ein bisschen Abhilfe für die Kunst des Scherensprungs—im besten Fall von der Seite oder für ganz talentierte Haudegen von hinten—kann das magische Dreigestirn sorgen. Maik Franz kann mit seiner hartnäckigen und bewusst asozialen Ader das sehr enge Stellungsspiel perfektionieren. Stefan Effenberg könnte den Götzes und Reus' mit seiner Erfahrung von 110 gelben Karten, sieben Platzverweisen und diversen Pöbel-Erlebnissen im P1 sehr viel Reaktionsfähigkeit vermitteln. Jens Nowotny, mit acht Platzverweisen Bundesliga-Rekordhalter, kann anschließend tagelang im Trainingscamp über das langsame Anlaufen für die perfekte Grätsche philosophieren.

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