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Peppr.it möchte das Lieferando-Prinzip auf Prostitution übertragen

Ein Berliner Start-up will Prostituierte von der Straße auf ihre Online-Plattform holen—und möchte Sex kaufen so einfach machen, wie Pizza bestellen.
SCREENSHOT DES AUTORS: PEPPR.IT
Screenshot des Autors: Peppr.It

Prostituierte kannst du seit diesem Monat ungefähr so einfach bestellen wie eine Pizza: Auf peppr.it gibst du ganz im Lieferando-Stil deine Postleitzahl ein und bekommst weibliche und männliche Dienstleister des ältesten Gewerbes der Welt, ganz modern, in deiner Umgebung angezeigt.

Freierdiskurse und Prostitutionsangebote haben sich natürlich längst auch ins Netz verlagert—und wenn es etwas im Internet gibt, dann ist eben auch ein Start-Up nicht weit, was mit dem Versprechen aufwartet dir deine Erfahrung noch etwas angenehmer zu gestalten.

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Statt Pizza Margherita gibt es in diesem Menü Sex mit Dinner Date. Alle Bilder (wenn nicht anders angegeben): Screenshots des Autors von peppr.it

Über ein Buchungssystem kommen diese Herren oder Damen dann für mindestens zwei Stunden zu dir. Also Schluss mit peinlichen Besuchen im Puff, Fleischbeschau an der Berliner Kurfürstenstraße, in der Hamburger Herbertstraße oder an beliebig-schmuddeligen Ausfallstraßen dieser Republik.

Bisher kannte ich die romantische Vorstellung eines Pimps a là Snoop Dog in „Starsky und Hutch“—oder die weitaus realistischere Variante des Schlägertrupps im Rotlichtbezirk. Nun ist wohl auch der Typus des Start-Up-Zuhälters ins Spiel eingestiegen.

Zum Online-Luden wurde die 26 jährige Österreicherin Pia Poppenreiter durch Zufall sagt sie. Die auf der Oranienburger Straße frierenden Prostituierten taten ihr leid, und sie dachte sich, nun ja, auch da könnte es doch eine App geben. Nun sitzt sie mit ihrem CTO Florian Hackenberger in einer Start-Up-Bude in Berlin Neukölln und vermittelt Prostituierte.

Das 2002 geänderte Prostitutionsgesetz und der sich stetig wandelnde Markt im Internet erlauben eine Dienstleistung dieser Art. Ziel der beiden war es nach eigener Aussage, eine niveauvollere Art der Prostitution zu finden.

Die Sexvermittler: Florian Hackenberger, Pia Poppenreiter, Tine Ohlau. Pressebild: peppr.it

Aus der nasskalten Realität der Straße wird durch peppr wahrscheinlich keine der an der Berliner Oranienburger Straße anschaffenden Frauen gerettet werden. Während die nämlich für 30 Euro so gut wie alles mit sich machen lassen müssen, beginnt der Spaß auf peppr erst ab 400 Euro.

Die Zielgruppe ist also eher die Klientel auf Geschäftsreise, die nach einem Geschäftsessen diskret das Handy zückt und sich eine Frau oder einen Mann ins Hotel bestellt.

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Jedes Profil wird durch die Betreiber geprüft und erst nach Echtheitsprüfung freigegeben. Das erfordert natürlich auch einen enormen Zeitaufwand für das dreiköpfige Team, zu dem auch Tine Ohlau als „kreative Muse“ gehört. So wächst die Datenbank nur langsam. Dies soll sich durch weitere Investoren und neue Mitarbeiter aber schnell ändern. Auch sollen bald selbstständige Prostituierte aufgenommen werden. Derzeit rekrutiert sich peppr ausschließlich aus den Datenbanken von Escortservices.

Auch wenn die drei Entwickler von peppr momentan noch durch eine Gründerfinanzierung abgesichert sind, soll sich das Prinzip langfristig durch die Buchungsgebühr rechnen, die jeder Freier zu entrichten hat. Schmuddelige Werbung dagegen wird nicht auf der Seite zu finden sein.

Und wenn das ganze Projekt nicht klappt, dann können sich die Jungunternehmer ja vielleicht einfach bei Piggy Bank Girls anmelden—und einem Sugardaddy die Finanzierung ihres Sex-Start Up vorschlagen.

Update: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, dass ein Berliner Straßenstrich in der Oranienstraße wäre. Selbstverständlich handelt es sich um die Oranienburger Straße. (Für alle die es so genau wissen wollten.)