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Mit gefrorenen Fäkalien gegen Darmkrankheiten

Darminfektionen können jetzt nicht mehr nur mit frischen sondern auch mit gefrorenen Fäkalientransplantationen geheilt werden.
​Bild: Shutterstock

Es gibt einen Durchbruch in der Heilung von Darminfektionen. Die bewährte Therapie der Transplantation von Fremdfäkalien lässt sich jetzt nicht mehr nur mit frischen Materialien, sondern auch mit gefrorenem Kot durchführen. Das konnte eine Studie mit dem schönen Namen Fecal Microbiota Transplant (FMT) for Relapsing C. Difficile Infection in Adults and Children Using a Frozen Inoculum des Massachusetts General Hospital in Boston zeigen.

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Durchfall und andere Darmkrankheiten und -Irritationen konnten bis jetzt schon sehr erfolgreich durch Fäkaltransplantationen geheilt werden. Die homöopathische Grundannahme gleiches mit gleichem zu heilen lässt sich hier ziemlich genau anhand der Formel „Scheiße mit Scheiße" präzisieren. Die Idee dahinter: Patienten werden Proben gesunden Spenderstuhls in den Darm eingeführt, damit sich die Darmflora mit Hilfe dieser Bakterien beruhigt.

Insgesamt 20 Teilnehmer zwischen 7 und 90 Jahren mit wiederkehrendem Durchfall wurden für die Studie untersucht. 14 Personen waren schon nach der ersten Maßnahme geheilt, weiteren fünf ging es nach einer zweiten Behandlung besser. Geheilt bedeutet in diesem Fall, dass die Patienten nach acht Wochen nicht mehr unter Durchfall litten. Diese Erfolgsrate von 90 Prozent kann als bemerkenswertes Ergebnis in einer Studie zu einer neuen Bandlungsmöglichkeit gelten.

Clostridium difficile ist der am häufigsten verbreitete Krankenhauskeim und kann sich durch die Einnahme von Antibiotika vermehren und sogar zum Tod führen. In Deutschland sterben jährlich mehr als 400 Menschen an krankhaftem Durchfall.

Da bei der neuen Gefriermethode das Medikament nicht frisch produziert werden muss, bietet sich das Anlegen von Scheiße-Datenbanken an. Ähnlich wie bei Blutbanken lassen sich diese auf Reinheit untersuchten, also erregerfreien, Stuhlproben dort bis zu ihrem Einsatz lagern: ,„Das Anlegen von Depots mit untersuchtem, gefrorenen Spenderstuhl könnte diese Behandlung einer größeren Population zugänglich machen", so die Forscher.

Als Spender kommen gesunde, nicht mit den Erkrankten verwandte Personen zwischen 18 und 50 Jahren in Frage. Sie müssen einen normalen Body-Mass-Index haben und dürfen keine Medikamente einnehmen.

Die gefrorenen Fäkalien wurden den Patienten entweder rektal durch eine Koloskopie, also Darmspiegelung, oder durch eine Nasensonde, mit durch Salzlösung verdünntem Transplantat, eingepflanzt. Beide Verfahren zeigten in der Studie die gleiche Wirkung, wobei die Anwendung der Nasensonde sich als einfacher und billiger erwies. Die Forscher arbeiten nun an einer Methode, mit der die „Medizin" als Kapsel oral eingenommen wird, die sich dann im Dünndarm auflöst: „Ein nächster logischer Schritt, um die Fäkalientransplantation für die Allgemeinheit zugänglich zu machen", schreiben die Wissenschaftler—und weitere Details wollen wir wohl auch gar nicht wissen.

Die Studie wird momentan noch fortgesetzt, sucht aber keine Teilnehmer mehr.