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Wie gefährlich die Fallen in 'Kevin – Allein zu Haus' wirklich sind

Von Bunsenbrenner bis Ziegelsteinen: Wir haben Kevins selbstgebastelte Vorrichtungen im Kampf gegen Einbrecher von einem Notfallsanitäter auf ihr gigantisches Gefahrenpotential hin analysieren lassen.
Bild: imago | TBM United Archives

Die Filme Kevin—Allein zu Haus und Kevin—Allein in New York gehören zu den Weihnachtsklassikern schlechthin. Berühmt berüchtigt sind die Filme aus den Neunzigern vor allem für ihre spektakulären Showdowns, in denen sich der achtjährige Kevin, gespielt von Macaulay Culkin, eine epische Schlacht um das elterliche Haus mit den trotteligen Banditen Harry und Marv liefert. Dass es sich dabei um einen unfairen Kampf handelt, wird schnell klar, denn der clevere Kevin wartet mit einem beeindruckenden Repertoire brandgefährlicher DIY-Fallen auf, mit denen er das Haus spickt. Obwohl die Schurken brav auf jede listige Vorrichtung von Kevin hereinfallen, stehen sie—fast schon wie Cartoon-Charaktere—nach jedem noch so schweren Schlag einfach wieder auf und machen trotz ihrer zahlreichen Verletzungen unbeirrt weiter Jagd auf den Jungen.

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Doch wie würden sich diese vermeintlich harmlosen Fallen im echten Leben auf den menschlichen Körper auswirken? Um das herauszufinden und den Filmen bei der x-ten Widerholung in diesem Jahr eine besondere Tiefe zu verleihen, hat Motherboard den New Yorker Notfallsanitäter Joseph O'Hare nach seiner professionellen Meinung gefragt. Für uns schaute er sich die explosivsten Szenen beider Filme noch einmal genau an und gab uns seine Einschätzung über das wahre Splatter-Potential des Films—und lieferte natürlich auch gleich Rat für eine adäquate Behandlung mit; denn wie wir alle wissen, passieren die meisten Unfälle schließlich im Haushalt.

Die Falle mit dem Gasbrenner

Film: Kevin—Allein zu Haus

Opfer: Harry

Diagnose: „Wahrscheinlich hat er sich Verbrennungen zweiten oder dritten Grades zugezogen. Eine Verbrennung dieser Größenordnung kann nicht nur die Haut, sondern auch auch das darunterliegende Gewebe beschädigen. Bei einer solchen Verbrennung wäre zu erwarten, dass man stark verbrannte Haut mit starker Blasenbildung oder sogar ein paar freigelegte Knochen sieht. Den Kopf in den Schnee zu stecken ist auf jeden Fall die instinktiv richtige Reaktion, aber es könnte—abhängig vom Grad der Verbrennung—auch sein, dass der Verletzte gar nicht so weit kommt, weil sein Körper einen Kreislaufschock erleidet."

Behandlung: „Die Verbrennung würde ihn wahrscheinlich nicht sofort umbringen, aber sie könnte trotzdem lebensgefährlich sein. Ich würde mir in diesem Fall um Unterkühlung, starken Blutverlust und Infektionen Sorgen machen. Ich würde außerdem präventive Maßnahmen ergreifen, um seine Atmung zu stabilisieren, da diese Art von Verletzungen Atemprobleme verursachen könnte."

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Die Falle mit den Lackdosen

Film: Kevin—Allein zu Haus

Opfer: Harry und Marv

Diagnose: „Im echten Leben hätten sie nach dieser Attacke völlig eingeschlagene Gesichter. Zähne würden umherfliegen, ihre Nasen wären gebrochen. Beide hätten vermutlich verschiedene Knochenbrüche durch den Aufprall und auch durch den resultierenden Sturz erlitten. Das Trauma könnte möglicherweise Hirnblutungen auslösen und ein daraus entstehender hämorrhagischer Schlaganfall könnte zum Tode führen."

Behandlung: „Ich würde sofort die Halswirbelsäule ruhig stellen. Außerdem würde ich die Atemwege absaugen und stabilisieren, da sie sonst durch abgebrochene Zähne oder Flüssigkeiten blockiert werden könnte."

Die Falle mit den Ziegelsteinen

Film: Kevin—Allein in New York

Opfer: Marv

Diagnose: „Tod. Ich würde nicht davon ausgehen, dass der Patient diese Attacke überhaupt überlebt. Wir reden hier von mehrfachen Schädelbrüchen. Ich würde erwarten, dass überall auf dem Gehweg Hirnmasse verteilt liegt—und das schon allein durch den ersten Ziegelsteinschlag."

Behandlung: „Auf der AVPU-Skala (alert = Patient ist von sich aus wach, vocal stimuli= Reaktion auf Ansprache, painful stimuli = Reaktion auf Schmerzreiz, unresponsive = Keine Reaktion auf äußere Reize), die in der Rettungsmedizin zur Beurteilung des Bewusstseinszustand von Patienten angewandt wird, kann der Verletzte nicht als „wach" eingestuft werden, wie sich in seiner Reaktion auf Harrys Fragen zeigt. Im Film reagiert er auf Ansprache, im echten Leben würde er jedoch wohl gar keine Reaktion mehr zeigen und wäre tot."

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Die Falle mit der explodierenden Toilette

Film: Kevin—Allein in New York

Opfer: Harry

Diagnose: „Eine weitere schwere Verbrennung der Kopfhaut. Diesmal ist der Patient den Flammen deutlich länger ausgesetzt und befindet sich zudem in einem geschlossenen Raum. Er würde sehr ähnliche Symptome aufweisen wie bei den Gasbrenner-Verbrennungen, die er im ersten Film erlitt, möglicherweise sähen wir hier auch offengelegte Knochen und schwer verbrannte Haut mit Blasenbildung. Da es eine Explosion im Gebäude gibt, würde er wahrscheinlich am gesamten Körper schwere Verbrennungen erleiden. Das kann man nicht überleben. Die lebensbedrohlichen Bedingungen im Haus würden ihn definitiv umbringen."

Behandlung: „Im Gegensatz zur ersten erwähnten Verbrennung würde es in diesem Fall wahrscheinlich keine ausreichend große Stelle auf seiner Haut für eine Hauttransplantation geben. Seine Atmung ist diesmal zehnmal stärker gefährdet, weil er sich in einem Gebäude befindet. Er atmet außerdem verschiedene krebserregende und andere gefährliche Stoffe ein. Ich wäre um meine eigene Sicherheit besorgt, wenn ich mich der Unfallstelle nähern würde."