FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Geologen warnen, dass Nordkoreas Atomtests zu Vulkanausbruch führen könnten

Paektu hat der Menschheit schon einmal einen der größten Vulkanausbrüche der Geschichte beschert.
Bild: monkeypeng/pixabay (CC0)

Südkoreanische Geologen warnen im Wissenschaftsmagazin Nature vor einem ebenso erstaunlichen wie bedrohlichen Szenario: Nordkoreanische Nukleartests könnten unter Umständen zum Ausbruch des gefährlichen Vulkans Paektu führen, der der Menschheit bereits im 10. Jahrhundert die sogenannte Millenium-Eruption bescherte. Dabei handelt es sich um einen der größten Vulkanausbrüche der Geschichte. Die Eruption erreichte Stufe 7 von 8 im Volcanic Explosivity Index. Knapp unter 100 Kubikkilometer Tephra stieß Paektu, der an der Grenze zwischen Nordkorea und China liegt, damals aus. Noch in Nord-Japan rieselten bis zu fünf Zentimeter Asche auf die Erde.

Anzeige

Tatsächlich können starke Erdbeben auch über hunderte Kilometer hinweg die Magma-Kammer eines Vulkans erschüttern und somit dessen Ausbruch provozieren. Auch Detonationen, wie sie bei unterirdischen Tests mit Atombomben vorkommen, können diesen Effekt haben.

Bricht der Paektu erneut aus, könnte das verheerende Folgen haben. Hier zu sehen ist der Arenal in Costa Rica. | Bild: Wikipedia (CC BY-SA 2.5)

Nordkorea hat bereits 2006, 2009 und 2013—nur 116 Kilometer von dem gigantischen Vulkan entfernt—solche nuklearen Versuche durchgeführt. Laut Berechnungen der Forscher um Tae-Kyung Hong von der Seouler Yonsei University seien die Erschütterungen von „moderatem Ausmaße" schon damals potentiell in der Lage gewesen, eine Eruption des rund 2.750 Meter hohen Vulkangebirges auszulösen. Zwar gab es seit 1903 keinen Ausbruch mehr, allerdings habe man zuletzt neue seismische Aktivitäten sowie eine leichte Erhebung der Bergspitze nachweisen können.

Den südkoreanischen Geologen zufolge beeinflussten verschiedene Faktoren die Eruption eines aktiven Vulkans, darunter die Viskosität des Magmas oder die tektonische Beschaffenheit der Umgebung. Eine ganz entscheidende Rolle aber spiele der Druck, der in der nur fünf Kilometer unter der Erde liegenden Magma-Kammer von Paektu herrsche. Wenn dieser hoch genug sei, könne eine unterirdische Nuklearexplosion in der Nähe zum Ausbruch führen—sofern die daraus resultierenden Erschütterungen jenen eines Erdbebens der Stärke 7 (M7.0) gleichkämen. „Bisherige Studien haben gezeigt, dass entsprechende Detonationen diesen Wert [sogar] übersteigen können", so die Wissenschaftler in ihrem Paper.

Andere Forscher kritisieren die Studie scharf, wie Spiegel online berichtet. Ein Atombombentest, der den Vulkan erschüttern könnte, „wäre tausendmal stärker als der größte, den Nordkorea bislang unternommen hat", sagte etwa Jeff Freymueller, Experte für geologische Spannungsberechnungen an der University of Alaska, gegenüber SPON. Dies entspräche dem größten Test, den die US-Amerikaner jemals durchgeführt hätten.

Der Seismologe Ross Stein vom Geologischen Dienst der USA bedauert, dass die südkoreanischen Kollegen den großen Tsunami von März 2011 nicht in ihre Untersuchungen aufgenommen haben. „Hätten die Studienautoren ermittelt, ob das Japan-Beben den Paektusan in Unruhe versetzt, etwa Gasfontänen oder kleine Beben ausgelöst hat, wäre ihre Studie besser untermauert", so Stein zu Spiegel online.

Bevor Nordkoreas Diktator Kim Jong-un also mit einem unterirdischen Atombombentest den Paektu zum Ausbruch bringt, müssten erst einige unwahrscheinliche Faktoren zusammen kommen. Dennoch: Darauf ankommen lassen sollten wir es nicht.