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Undercover-Robo-Pinguine sind die Zukunft der Tierforschung

Ein knuddeliger Pinguin-Roboter erforscht das Leben der Wildtiere, indem er ihrer Kolonie einen integrativen Besuch abstattet.

Endlich denken die Wissenschaftler nicht nur konsequent an neue Erkenntnisse, sondern gleichzeitig an das menschliche Verlangen nach Niedlichkeit und tierischer Knuddel-Harmonie. In einer neuen Studie verkleideten Tierforscher einen Miniroboter als Baby-Pinguin, um damit eine Kolonie dieser scheuen Vögel zu infiltrieren.

Am Sonntag wurde die Studie in Nature Methods veröffentlicht. Sie soll den Beweis antreten, dass Undercover-Roboter die Tiere beobachten können, ohne sie dabei allzu sehr in ihrem Lebensraum zu stören und unnötigen Stress zu verursachen. Denn das stellt nicht nur einen Albtraum für die Vögel dar, es droht auch die Forschungsergebnisse zu verzerren, wie die Forscher um Yvon Le Mahl zu Protokoll gaben:

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„Die Erforschung wilder Tiere mit einer möglichst geringen Belästigung durch den Menschen ist eine große methodologische Herausforderung. Nähern wir uns den Wildtieren zur Datensammlung ihrer phänotypischen Merkmale, so erzeugt das bei ihnen Stress, Fluchtverhalten und möglicherweise Risiken für die Brut. Das alles gefährdet die Qualität der Daten."

Für das Forscherteam der Straßburger Universität liegt die Lösung daher in ihrem Undercover-Roboter-Pinguin-Baby. Bevor die Forscher ein Modell fanden, welches von den Pinguinen grundsätzlich akzeptiert wurde, experimentierten sie mit fünf verschiedenen Prototypen.

Nächstes Mal werden wir einen Rover nehmen, der auch Musik spielen kann.

Als sich die aktuelle Version ihrer Entwicklung nun einer Gruppe von 158 Kaiserpinguinen näherte, wurden laut der Studie 28 Prozent von dem Maschinchen abgeschreckt, 47 Prozent verhielten sich ungestört und 25 Prozent zeigten aktive Neugierde. Der falsche Vogel konnte sogar mitten in eine Pinguin-Krabbelstube rollen und viele der Tiere versuchten mit ihm Kontakt aufzunehmen, in dem sie begannen Lieder zu singen.

„Sie waren ziemlich enttäuscht, als der Fremde nicht antwortete", erzählte Le Maho Associated Press. „Nächstes Mal werden wir einen Rover nehmen, der auch Musik spielen kann."

Doch musikalische Fähigkeiten sind nicht die einzige Erweiterung, die Le Maho und seine Kollegen für den Pinguin Rover 2.0 geplant haben. „Für die Kaiserpinguine entwickeln wir ein Projekt, das auf dem Modell eines erwachsenen Pinguins basiert", schrieb mir Le Maho in einer Mail. Er bestätigte mir auch, dass mit dem aktuellen Küken-Roboter noch weitere Beobachtungen von Kaiserpinguinen durchgeführt werden.

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Der Erwachsene und das Baby sollen bei ihrer Tour durch die Kolonie eine Menge wertvoller Beobachtungen liefern, ohne das Leben der Vögel zu beeinträchtigen. „Unser nächstes Projekt mit solchen Rovern soll uns darüber aufklären, wie die Pinguine auf Grund ihrer individuellen Geschichte in ihrer Kolonie verortet sind.", erzählte mir Le Maho. „Diese Struktur schließt auch die Bedeutung und Untersuchung ihrer Ausdrucksformen mit ein."

Die Studie von La Maho ist das aktuellste Experiment, in dem getarnte Roboter für Erkundungsprojekte eingesetzt werden. Anfang des Jahres veröffentlichte die Carnegie Mellon University bereits eine Studie, die als Krokodile getarnte Kameras in den kenianischen Mara River schickte, um Nilpferd-Kot zu untersuchen. Diese Tiere verteilen ihre Exkremente nicht nur auf extravagante Weise mit ihrem Schwanz, sie lassen offensichtlich auch so viele Fäkalien fallen, dass massenhaft Fische daran verenden.

In diesem Fall sollten die Krokodilspione genauso die Forscher vor den Tieren schützen wie umgekehrt. Denn zum allgemeinen Leid der Nilpferd-Experten haben die Dickhäuter keinerlei Skrupel Boote niederzutrampeln und die Passagiere zu schlucken. Obwohl eines der Tiere dem Roboter hinterherjagte, blieb das Forscherteam von einer Attacke verschont.

Die Nilpferd-Attacke. Credit: YouTube/CMU

Der BBC gelangen mit zwei Kameras, die als Thunfisch und Wasserschildkröte getarnt waren, erstaunliche Aufnahmen von Delphinen. Die geheimen Kameras fingen auch einige einzigartige Aufnahmen ungestörter Delphin-Hobbies ein, wie den gepflegten Kugelfischrausch.

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BBC's Secret Life of Dolphins. Credit: YouTube/BBC

Harvard-Forscher entwickelten sogar einen Soft-Roboter, der die Färbungen von Tintenfischen nachahmen kann, um als „Unterwasser-Spion" methodologisch verschiedene Spezies zu beobachten. Das alles ist eine natürliche Erweiterung semi-professioneller Experimente bei denen Go-Pros auf den Tieren selbst angebracht wurden. Laut Le Maho und seinem Team sind die Roboter viel weniger aufdringlich den Tieren gegenüber, während sie gleichzeitig verlässlichere Resultate liefern.

Doch so flauschig sich die Forschung mit diesen Robotern auch an die Tiere anpasst. Es gibt offensichtlich keine niedlichere wissenschaftliche Methode als einen knuddeligen Pinguin-Roboter. Hier noch mal das herzerweichende Beweisfoto. Liebe Forscher auf der ganzen Welt: Wie wollt ihr diese knuffige Symbiose noch toppen?