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Personal Trainer erzählen, wie ihnen Fitnessstudio-Gäste auf die Nerven gehen

Diskutierst du auch mit deinem Trainer, wenn du nach einem Monat noch keine Muskelberge hast, kommst ständig zu spät und weißt alles besser? Dann geht es hier um dich.
Drei Frauen und zwei Männer trainieren im Fitnessstudio, vielleicht gehen sie ihren Trainern dabei auf die Nerven
Symbolfoto: Charlie Kwai

Du liebst das Fitnessstudio, oder? Begeistert nimmst du jeden Mittwoch am Spinning-Kurs und jeden Freitag am CrossFit-Kurs teil. Dabei verteilst du Highfives an deine Fitness-Kumpels. Nach fünf Monaten hast du endlich auch einen Insider-Witz mit deinen Trainern etabliert und bist so zu der Person geworden, die du am Anfang der Kurse noch bitterlich verabscheut hast. Eigentlich alles schön und gut, oder? Falsch!

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In Wahrheit hast du nichts drauf, dein Trainer hasst dich und alle Kursteilnehmenden beten, dass du endlich aufhörst zu nerven. Es scheint so, als hätten viele Menschen absolut keine Ahnung, wie man sich im Fitnessstudio verhalten sollte. Deswegen haben wir einige Fitness-Experten und -Expertinnen gefragt, welche Ticks und Verhaltensweisen von Fitnessstudio-Besuchern beim Training am meisten stören.

Ban Hass, Kraft- und Konditionstrainerin und Spinning-Kursleiterin

Zu spät kommen und dann diskutieren

Normalerweise sind es die neuen Kursteilnehmenden, die zu spät kommen. Wenn ein Kurs offiziell um zehn Uhr beginnt, sind sie immer um Punkt zehn Uhr da, weil sie vorher noch nie einen Spinning-Kurs besucht haben. Im Fitness-Kosmos bedeutet "pünktlich" jedoch "zu spät": Man sollte immer 10 bis 15 Minuten vor dem eigentlichen Kursbeginn da sein, um alles vorzubereiten.

Die unerfahrenen Kursteilnehmenden kommen dann rein und sind wegen des Zeitdrucks total nervös – und weil sie nicht wissen, was zu tun ist. So ruinieren sie sich ihre eigene Erfahrung und lenken alle anderen ab. Noch schlimmer sind nur die Leute, die wirklich zu spät kommen. Wenn die Aufwärmphase vorbei ist, dürfen wir als Kursleiter niemanden mehr mitmachen lassen, wegen des Verletzungsrisikos. Die Zuspätkommenden werden dann oft richtig wütend und lassen ihren Frust an uns aus.

Alles besser wissen

Es gibt immer eine Person, die auf ihrem Ego-Trip ist und denkt, alles besser zu können und ihr eigenes Ding durchziehen zu müssen. Ich rede hier nicht von den Leuten, die wegen einer Verletzung eine Übung nicht mitmachen können, sondern von denen, die sich einfach nicht an meine Anweisungen halten wollen. Das stört total. Was soll das überhaupt? Wenn du auch alleine klarkommst, warum gibst du dann überhaupt Geld für mich als Trainerin aus?

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Zoë Park, Fitness-Model und Personal Trainerin

Alles alleine machen wollen

Als Personal Trainerin bekomme ich oft gesagt: "Ich mach das jetzt mal eine Weile alleine und schaue, wie ich zurechtkomme. Später komm ich dann wieder zu dir." Riesenfehler! Wenn du dir schon einen Personal Trainer leisten kannst, dann nutze das auch voll aus. Wenn man plötzlich alleine trainiert, gewöhnt man sich schnell falsche Haltungen und Übungsausführungen an. Personal Trainer sind ja dazu da, sich ausschließlich um dich zu kümmern, deine Technik zu überprüfen und dir ein individuelles Trainingsprogramm zusammenzustellen. Bei mir sind schon oft Leute gekommen, um sich nur einführend beraten zu lassen. Dann haben sie zwölf Wochen lang alleine trainiert und sich dabei verletzt. Deshalb lasst euch von euren Personal Trainern zuerst alles ausführlich zeigen, bevor ihr alleine weitermacht.

Keine Verantwortung übernehmen

Manche unserer Kunden gehen davon aus, dass wir Personal Trainer einfach magisch mit dem Finger schnipsen und sie direkt ihre Traumfigur bekommen. Aber so funktioniert das nicht. Sowohl bei meinen persönlichen als auch bei meinen Online-Sessions habe ich es oft mit Leuten zu tun, die keine Verantwortung übernehmen wollen – egal ob nun bei der richtigen Ernährung oder beim Training selbst.

Ich verstehe das, manchmal hat man eben auch andere Verpflichtungen. Aber dann sollte man zumindest ehrlich sein. Stattdessen geben die Leute aber den Trainern die Schuld an ausbleibenden Erfolgen. Ich glaube, dass es diesen Leuten sehr schwerfällt, sich selbst zu betrachten und zuzugeben: "Ich hätte etwas anders machen sollen."

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Weston West, Personal Trainer mit Fokus auf sportliche Performance, Bodybuilding und Fettverbrennung

Keinen Einsatz beim Training bringen

Bei vielen meiner Gruppenkurse weiß ich, dass die Leute teilnehmen, weil sie gepusht werden wollen. Aber dann strengen sie sich nicht mal ein kleines bisschen an. Man muss sich jetzt nicht völlig verausgaben, einen gewissen Einsatz erwarte ich allerdings schon – sonst verschwendest du nur deine und meine Zeit. Bei meinen Kurse ist es schon vorgekommen, dass einige Teilnehmer sich komplett weigerten, die Übung auszuprobieren. OK, das Ganze kann natürlich erstmal einschüchternd wirken, aber jeder hat mal irgendwo angefangen. Für mich ist das Minimum, es zumindest zu versuchen. Ich bin ja da, um zu helfen.

Wunder erwarten

Manche Leute kommen hier an und erwarten, dass sie direkt am nächsten Tag die Ergebnisse sehen, die sie sich wünschen. Aber bei uns kommt es vor allem auf Geduld und Durchhaltevermögen an. Es gibt Kunden, die sagen: "Ich mache das jetzt schon einen Monat lang und habe mein Ziel trotzdem nicht erreicht." Vertraut einfach auf das Training.

Tom Simpson, Gruppen-Fitnesstrainer mit Schwerpunkt auf Cardio-Übungen

Nicht zuhören

Viele Leute hören einfach nicht zu. Das ist vor allem in Kursen der Fall, in denen Gewichte zum Einsatz kommen. Ich mache den Teilnehmenden vor, wie sie eine einfache Übung – zum Beispiel Deadlifts – auszuführen haben. Und dann bin ich immer wieder verwundert darüber, wie unterschiedlich diese Übung trotzdem gemacht wird. Eigentlich versuche ich, keine einzelnen Teilnehmer zu belehren. Aber selbst wenn ich jemanden direkt anschaue und sage "Mach die Übung lieber so und so", kann ich davon ausgehen, dass die Person es trotzdem wieder ganz anders macht.

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Verletzungen für sich behalten

Am Anfang jedes Kurses frage ich in die Runde, ob jemand irgendwelche Verletzungen oder Leiden hat, von denen ich wissen sollte. Oft sagen betroffene Teilnehmende nichts und fangen dann an, ihre eigenen Übungen zu machen – und ich weiß nicht, ob sie unhöflich oder unwissend sind. Anscheinend fühlen sich viele Leute bei der Frage einfach nicht angesprochen. Vor Kurzem nahm eine Frau bei einem meiner Kurse teil, weigerte sich aber partout, die Hantelbank zu benutzen. Ich machte kurz mein Mikrofon aus und fragte sie, ob alles OK sei. Da sagte sie mir, dass ihr Osteopath sie angewiesen hatte, keine Hantelbank zu benutzen. Das ist an sich ja kein Problem. Aber warum kann man mir das nicht einfach sagen, wenn ich schon danach frage?

Hannah Lewin, Kraft- und Konditionstrainerin für Frauen

Sich ständig entschuldigen

Es ist ziemlich nervig und auch etwas traurig, wenn die Leute nicht für sich selbst einstehen. Wenn sie zum Beispiel noch nicht stark genug sind oder eine Übung noch nicht richtig ausführen können, entschuldigen sich viele meiner Kundinnen, weil sie nicht alles perfekt machen. Entschuldigt euch nicht bei mir, das ist alles kein Problem. Hier darf man ruhig Fehler machen. Ich bin ja dazu da, um in solchen Situationen zu helfen.

Nur am Handy hängen

An sich ist es OK, wenn Kursteilnehmende während des Kurses mal eine Nachricht schreiben müssen – ich weiß ja nicht, was bei ihnen gerade los ist, ob es sich zum Beispiel um einen privaten Notfall handelt. Aber wenn es nur um die Arbeit oder ein Treffen mit Freunden geht, dann sollte man das Handy für die Dauer des Kurses einfach mal im Spind lassen und Abstand gewinnen. Außerdem sind auch die anderen Teilnehmenden und die Trainer abgelenkt, wenn im abgedunkelten Kursraum ständig ein Handy aufleuchtet. Allein deswegen sollte man das Handy eigentlich nie mit in die Kurse nehmen.

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