Das sagen potenzielle Playmates zum Playboy ohne Nacktbilder

Kürzlich hat der Playboy angekündigt, ab März 2016 gänzlich auf nackte Haut zu verzichten—zumindest die US-Ausgabe. Da man ohnehin jede Art sexueller Handlungen problemlos im Internet finden könnte, seien Fotografien nackter Frauen für ein richtiges Magazin einfach überholt und nicht mehr zeitgerecht.

Was bleibt im Playboy, wenn keine Nacktheit mehr drin ist? Zunächst mal die gut geschriebenen Geschichten. Traditionell haben seit jeher große Schriftsteller und Journalisten hier veröffentlicht, von Roald Dahl über Hunter S. Thompson bis zu Haruki Murakami. Trotzdem heulen viele männliche Fans jetzt schon ihrem Lieblings-Hochglanzheftchen hinterher.

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Die Frauen, deren Mädchenträume nunmehr unerfüllt bleiben müssen, bleiben überhaupt außen vor. Denkt denn niemand an Micaela Schäfers Zukunft? Wer soll die von Pamela Anderson hinterlassenen Silikon-Mulden füllen? Und wie genau sollen die Bewohnerinnen des Dschungelcamps jetzt bitteschön noch Promo machen?

Abgesehen davon verkaufen sich diese reidigen Männerparfüms nicht von selbst. Und wenn kleine Mädchen bald schon keinen Grund mehr sehen werden, in rosaroter Bunny-Bettwäsche zu schlafen, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.

Im Grunde genommen brachte die Entscheidung des Playboy vorerst nur eine wirklich spürbare Veränderung mit sich: Endlich war die perfekte Auflage für einen, und nur diesen einen einzigen Witz geboten: „Jetzt müssen wir ihn wirklich der Artikel wegen lesen.” Kommt echt super an, die Lacher sind auf eurer Seite.

Denkt mal lieber an die zahlreichen Mädels, die ihren größten Traum einfach so begraben mussten wie ein totes Kaninchen. Und Schuld ist mal wieder das Internet. Einmal im Leben voller Ästhetik die Duttln im Playboy herzeigen dürfen—zerplatzt wie eine Seifenblase, ganze ohne Implantat-Schmäh.

Der Titel Playmate ist im Laufe der Zeit ein heißbegehrter und wohl irgendwie ehrenvoll betrachteter geworden. Junge Frauen bewerben sich ohne Ende um einen Platz in der Print-Ausgabe des Magazins, viele empfinden es als eine Art Lebensziel einmal im Playboy abgebildet sein zu dürfen. Was soll aus ihnen werden, jetzt wo das quasi nur noch angezogen erreichbar ist?

Foto: Chris & Diana | Flickr | CC BY-SA 2.0

Selbst ernannte Playmates in spe sehen das alles nicht so tragisch—hauptsächlich weil die meisten ohnehin andere Berufe haben. Sara ist beispielsweise Bürokauffrau und glaubt fest an eine rosige Zukunft für den Playboy. „Wenn sie es richtig anstellen, werden sie auch weiterhin bei den Männermagazinen oben bleiben.” Sie träumt noch immer davon, Playmate zu werden. Auch wenn sie dafür ihre Kleidung anbehalten muss.

Andere Playmate-Anwärterinnen sind dem Magazin gegenüber nicht mehr ganz so gut gestellt wie zum Zeitpunkt ihrer Bewerbung: „Ja, da habe ich mich mal angemeldet. Total vergessen. Das war in der Zeit, wo ich total auf Drogen war.” Fair enough.

Ich selbst hatte schon länger keinen Playboy mehr in der Hand, aber anscheinend wurde in den letzten Jahren ohnehin immer weniger Haut gezeigt. „Der Playboy ist nicht die Praline, das hätt’ ich schon gemacht. Mein Freund hatte aber damals was dagegen.”, so eine Bekannte. Bis nächstes Jahr wäre noch Zeit.

Der Playboy selbst erklärt seine Verlagerung von Boobs-Bildern zu mehr Text übrigens auch damit, dass sich sein Publikum von 47 auf 30 Jahre verjüngert habe—und man sich inzwischen als Konkurrenz zu VICE sehen würde. Wir können die Gerüchte jetzt schonentkräften: Nein, VICE wird im Gegenzug den Fokus nicht auf mehr Busenbilder verlagern.

Franz auf Twitter: @FranzLicht


Header: Matthew Hurst | Flickr | CC BY-SA 2.0