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Popkultur

Fashion für deinen Holi-Festival-Tobsuchtsanfall

Es gibt ganz klar einen Trend diese Woche: Masken und Tarnung—für jede Party oder den lässigen Gang zum Späti. Aber auch wenn du auf schöne Abgründe wie Sex, Morbidität und Finsternis stehst, wirst du nicht enttäuscht werden.

Im Mai war ich in Helsinki. Die Finnen haben sich ein Pendant zur Fashion Week ausgedacht und das Ganze Pre-Helsinki genannt. Den Namen verstehe ich bis heute nicht—und sein Ursprung ist mir auch egal. Was ich hingegen dort kennengelernt habe, ist mir kein bisschen egal. Zu meinen Entdeckungen zählt etwa Sasu Kauppi, ein im internationalen Vergleich recht untypischer Designer: ein kleiner, dicker, barttragender Hetero, der statt Kokain lieber Bier konsumiert. Der Archetyp eines Finnen, ein Waldmensch, ein Metal-Fan mit lustigem Namen. Und eben auch ein Designer, der seinen Master an einer der renommiertesten Schulen Europas gemacht hat: am Central St. Martin's in London. Seine eigene Kuriosität wirkt sich scheinbar auch auf seine Entwürfe aus. Was auf den ersten Blick wirken mag wie die Kreation eines ketamingeschwängerten Berliner Hinterhofdesigners, ist tatsächlich eher erfrischend als bloße, dämliche Neunziger-Referenz. Sasu ist verliebt in Details, in Innovation und Qualität—drei Faktoren, an denen es Berliner Hinterhöfen mangelt. Gerade hat Herr Kauppi mir sein neues Lookbook für den Sommer 2014 geschickt und mich, wie immer, nicht enttäuscht. Als Auszug seht ihr oben eine lasergeschnittene Acryl-Maske. Der perfekte Begleiter für jeden Holi-Festival-Amoklauf oder den lässigen Gang zum Späti. Auch (und gerade) nackt: völlig tragbar.

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Mein Freund Brett beschreibt Shayne Oliver immer und gern als krasse Tunte aus dem Ghetto. Shayne ist der Designer von Hood By Air, ein Label, das du vielleicht kennst, weil sich die A$APs und Kendricks dieser Welt gerne darin einwickeln. Und natürlich waren sie es, die der Marke zu ihrem heutigen Ruhm verholfen haben—nötig gehabt aber hätte sie es nur bedingt, in Anbetracht dessen, was Shaynes Ghettokopf an Entwürfen ausspuckt. Entgegen allem Schein hat er das Label bereits 2007 lanciert und damals vor allem Shirts in extrem kleinen Auflagen an Freunde verschenkt. Die Shirts haben sich zu dem Irrsinn entwickelt, den ihr oben seht: Der geschlechtslose Performancekünstlerin Boychild trägt auf der Show der Kollektion zum Sommer 2014 (diese Woche in New York) ein Kleid für Bomberpiloten. Das kann ich nur geil finden, schließlich lassen mich meine morgendlichen Mitfahrer in der U-Bahn meine Berufswahl täglich erneut in Frage stellen. Shayne hingegen stellt in seiner neuen Kollektion weiterhin Geschlechter in Frage. Er verschwendet Reißverschlüsse, karikiert die Uniform von Football-Spielern und macht die von Fallschirmspringern tragbar, wie einst Helmut Lang. Statt subtil zu arbeiten, haut er dir sein Logo in die Fresse, wo er nur kann. Diese brutale Vorgehensweise kann nur ein weiteres Relikt seiner Herkunft sein: Harlem.

Dass zu den Tidbits eine weitere Maske gehört, muss an der Vielzahl der Situationen in dieser Woche liegen, in denen ich mir eine gewünscht habe. Weil man mich aber für gestört hielt, ginge ich näher auf diese Situationen ein, fahre ich einfach fort, die Arbeit von Rein Vollenga vorzustellen (irre: Auch der hat einen lustigen Namen). Und da ich über Rein selbst nichts Näheres zu erzählen weiß (außer dass er mit irgendeiner Lady Gaga gearbeitet hat), gehe ich ihn heute einfach besuchen (was ich dort erlebe, erzähle ich euch nächte Woche). Seine Arbeiten sind augenscheinlich zum Großteil inspiriert von dem, was unser Leben lebenswert macht und die Menschen verbindet: Sex, Morbidität und Finsternis. Schöne Abgründe. Da liegt es nahe, dass Rein seine Werke aus einem Material fertigt, das abgründigster Finsternis entwächst: Holz. Das Teil oben erinnert mich irgendwie an den Mythos der Krokodile in der Kanalisation. Oder eine Krokodilsexparty, alternativ gern in untergründigen Katakomben. Ich kann kaum abwarten, es morgen aufzusetzen und herauszufinden, wie man mit dem Ding auf dem Kopf rauchen kann. Im übrigen macht Rein nicht nur Masken: Er ist Installationskünstler. Dazu aber werde ich mich an einem anderen Tag ausführlich auslassen.

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