FYI.

This story is over 5 years old.

Stuff

Hangover-News, 14. November 2016

Mark Zuckerberg greift gleich zweimal ins Klo, ab 2017 gibt es ein muslimisches Emoji mit Hidschab und die leidenschaftlichste Reaktion auf Trump stammt von Yoko Ono.

Am gestrigen Sonntag jährte sich zum ersten Mal der Tag der Pariser Anschläge. Am Vorabend spielte Sting im neu eröffneten Bataclan ein Konzert. Vor einem Jahr ermordeten Terroristen in dem Konzertsaal 89 Menschen, 41 weitere starben an anderen Anschlagsorten in der Stadt. Ein Zwischenfall störte das Gedenken: Zusammen mit einem weiteren Bandmitglied wurde Jesse Hughes, dem Frontmann der vor einem Jahr spielenden Band Eagles Of Death Metal, der Zugang zum Konzert verwehrt. Er hatte wiederholt behauptet, dass die Securitys des Bataclan gemeinsame Sache mit den Terroristen gemacht hätten—weswegen einer der Chefs des Bataclans ihn nicht ins Gebäude ließ.

Anzeige

Viel Wirbel gab es aber auch außerhalb der französischen Staatsgrenzen: Mark Zuckerberg schoss gleich zweimal Eigentore, Yoko Ono veröffentlicht den wohl leidenschaftlichsten Tweet zu Donald Trump und selbst in der Berliner U-Bahn ist jetzt Herbst—willkommen bei den Hangover-News.

Unbekannte haben ein U-Bahn-Abteil mit Laub gefüllt

"Who kehrs", fragten findige Facebook-Nuzter unter dem Foto, das die BerlinWriters am Wochenende veröffentlichten. Das dachten sich wohl auch die unbekannten Freunde von Urban Art, die in einen auf dem Abstellgleis stehenden U-Bahn-Waggon der Berliner Verkehrsbetriebe einbrachen und ihn mit Laub füllten. Daher kam es, wie soll es auch anders sein, zu Verspätungen.

In der Steiermark wurden zwei Fälle von Kinderehen bekannt

Wie orf.at berichtet, wurden in der Steiermark in diesem Jahr bereits zwei Fälle von Kinderehen bekannt. Einmal sei eine junge geflüchtete Frau aus Syrien in das Büro der Caritas-Beratungsstelle Divan gekommen und habe erzählt, dass sie mit 13 mit einem 25-jährigen Syrer verheiratet wurde. Das Jugendamt ist eingeschritten, nun leben die junge Mutter und ihr Baby in einer Betreuungseinrichtung. Im zweiten Fall, der bekannt wurde, handelte es sich um eine 17-Jährige, die noch bei ihrem Ehemann lebt und nun ebenfalls vom Jugendamt betreut wird.

Laut Caritas gehe man davon aus, dass es sich hier um Einzelfälle handelt. Fest steht jedoch, dass solche Ehen in Österreich nicht anerkannt werden, da sie nicht den österreichischen Gesetzen entsprechen.

Anzeige

Das erste Wochenende mit Trump: 1. TV-Interview, Facebook sieht sich unschuldig und eine Nachricht von Yoko Ono

Screenshot: CBS

Donald Trump hat dem Sender CBS sein erstes TV-Interview nach der Wahl gegeben. Trump kündigte an, so schnell wie möglich drei Millionen illegale Einwanderer "außer Landes" schaffen oder "sie einzusperren". Schätzungen zufolge leben in den USA elf Millionen Menschen ohne Papiere, die meisten von ihnen stammen aus Lateinamerika. Mit der Trump'schen Einfachheit kommentierte er auch den Mauerbau zu Mexiko: "In gewissen Bereichen ist eine Mauer angebracht. Ich kenne mich damit sehr gut aus, es heißt Bau."

Thema Soziale Medien und Trump: Facebook hat sich lange geweigert, für sogenannte Social Bots Verantwortung zu tragen, also für Fake-Accounts, die ferngesteuert Falschmeldungen streuen und politische Themen durch wiederholtes Posten trenden lassen. Dass die Facebook-Algorithmen und dadurch verbreitete Falschmeldungen die Wahl beeinflussen und populistische Kandidaten wie Trump so Rückenwind bekommen, will Zuckerberg nicht sehen. Ab Minute 12:30 des Videos erklärt er: "Ich persönlich glaube, die Überzeugung, dass Fake-Nachrichten auf Facebook die Wahl in irgendeiner Art und Weise beeinflusst haben könnten, ist verrückt".

Und auch in einem anschließend veröffentlichten Post rudert Zuckerberg nicht zurück. Natürlich haben auch Nachrichten-Portale und die User selbst Mitschuld an der Verbreitung von Falschmeldungen.

Anzeige

Anders als Facebook zeigt der Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, Haltung. In einem starken Statement stellt er klar, dass er allen Menschen, die sich durch die sture Rhetorik des neuen Präsidenten Trump gefährdet sehen, Zuflucht in seinem Staat ermöglichen wolle. Er schrieb in einer Mail an politische Kollegen: "If anyone feels that they are under attack I want them to know that the State of New York―the state that has the Statue of Liberty in its harbor—is their refuge, whether you are gay or straight, Muslim or Christian, rich or poor, black or white or brown, we respect all people in the state of New York." Und weiter: "We won't allow a federal government that attacks immigrants to do so in our state".

Cuomo responds: if people feel "under attack … state of New York … is their refuge." pic.twitter.com/tDRbLB9J1X
— Azi (@Azi) 12. November 2016

Auch Experimental-Kunst-Urgestein Yoko Ono ließ sich nicht bitten und veröffentlichte am Wochenende ein sehr intimes und sehr yoko-ono-haftes Statement, das uns wohl allen durch die Köpfe gegangen ist, als wir am Tag nach der Wahl morgens auf unser Smartphone geschaut haben.

Dear Friends,
I would like to share this message with you as my response to @realDonaldTrump
love, yoko pic.twitter.com/s1BqfUgfLr
— Yoko Ono (@yokoono) 11. November 2016

Facebook erklärt Mark Zuckerberg und zwei Millionen andere für tot

R.I.P. Mark | Screenshot: Facebook

Das Wochenende verlief definitiv nicht gut für Facebook. Auch jenseits der Wahl. Eine Algorithmus-Panne "tötete" am späten Freitagabend Tausende Facebook-User—und selbst Gründer Zuckerberg war unter den digitalen Opfern. Über seinem und dem Profil vieler anderer stand für einige Stunden: "Wir hoffen, die Menschen, die [X] lieben, finden Trost in den Dingen, die hier geteilt werden, um an ihn zu erinnern und sein Leben zu feiern."

Anzeige

Laut eines Berichts des Guardian waren 2 Millionen der weltweit 1,8 Milliarden User betroffen. Der Gedenkzustand, in den die betroffenen Profile versetzt wurden, soll anderen die Möglichkeit bieten, ihr Beileid auszusprechen. Gleichzeitig schränkt die Funktion die Aktionsmöglichkeiten der Profile zum Schutz der Verstorbenen erheblich ein. Betroffene, quicklebendige Nutzer zeigten sich aber größtenteils amüsiert über die offensichtliche Panne, die durch eine technische Änderung am Kondolenz-Text bei tatsächlich verstorbenen Nutzern urplötzlich ausgelöst worden war.

Facebook is telling all my friends we're dead, which is appropriate because I had a feeling we were all in hell anyway. pic.twitter.com/0WPGi95omv
— Chris Person (@Papapishu) 11. November 2016

Mark Zuckerberg: What should we do after Facebook Live?

Facebook Exec: Facebook Dead?

Mark Zuckerberg: Bingo.
— Samir Mezrahi (@samir) 11. November 2016

Omg catch this bug while its hot: facebook has memorialized all of its accounts accidentally. We're all dead!!!!!! pic.twitter.com/eqbtL7iGas
— Anna (@annaniess) 11. November 2016

In Schweizer Moscheen sollen mehr Imaminnen eingesetzt werden

Am Sonntag wurde in der Basler Elisabethen-Kirche ein gemeinschaftliches muslimisches Gebet von einer Imamin durchgeführt. Mit dieser Initiative will die Organisation Offene Moschee Schweiz die strikte Geschlechtertrennung in Moscheen aufheben. Gegenüber Blick sagt Organisatorin und Politologin an der Universität Zürich Elham Manea: "Die Zeit ist gekommen, [die Geschlechtertrennung] zu hinterfragen. Es braucht eine Moschee, wo Männer und Frauen gemeinsam beten können." Auch solle die sexuelle Orientierung oder religiöse Gesinnung keine Rolle spielen, sagt Manea weiter.

Dass die Aktion viele Reaktionen von konservativen Muslimen auslösen wird, zeigte schon der Testlauf im Berner Haus der Religionen im Mai, wo zwei Imaminnen vor die Gemeinde traten. Über Mails und in sozialen Medien habe man Manea und Mitgründerin Autorin Jasmin El-Sonbati bedroht. Dabei kamen die meisten Reaktionen vor allem aus dem Ausland. Doch die beiden Frauen sind entschlossen, die Offene Moschee Schweiz voranzutreiben und auch in weiteren Schweizer Städten durchführen.

Anzeige

Eine der wichtigsten türkischen Stimmen könnte schon bald verstummen

Aslı Erdoğan auf der Leipziger Buchmesse 2008 | Foto: imago | suedraumfoto

Welche Ironie des Schicksals. Die Frau mit dem Nachnamen des momentanen, türkischen Despoten wird von seinesgleichen angezeigt: "Mitgliedschaft in einer bewaffneten Terrororganisation", "Terrorpropaganda", "Versuch der Zerstörung der nationalen Einheit" heißen die Anschuldigungen gegen die Autorin Aslı Erdoğan, die zusammen mit 27 anderen Mitarbeitern der prokurdischen Zeitung Özgür Gündem festgenommen wurde und der nun lebenslange Haft droht. Seit dem Putschversuch sind Tausende Beamte, Soldaten, Journalisten und Oppositionelle festgenommen worden.

Als unabhängige und mutige Intellektuelle dokumentierte Aslı Erdoğan wie keine Zweite (und kein Zweiter) die Utopie einer modernen Türkei, in der die kurdische Minderheit nicht mehr vom Staat unterdrückt wird. Die Themen in ihren Aufsätzen und Büchern verarbeiten Folter, Gewalt gegen Frauen und staatliche Repression. 2008 gehörte sie zu den ersten türkischen Stimmen, die sich bei den Armeniern entschuldigten. Aus dem Gefängnis wurde ihre Stimme an diesem Wochenende noch einmal laut. Sie wisse zwar nicht wie, "aber die Literatur hat es immer geschafft, Diktatoren zu überwinden".

Ein Schritt in eine offene Welt – Das sind die neuen Emojis 2017

56 neue Emojis wurden für den im kommenden Jahr erscheinenden Unicode 10.0 auf dem 149. Treffen des Unicode-Konsortiums genehmigt. Erstmals wird es ein Hidschab-Emoji und eine stillende Mutter geben. Neben diesen durchaus politisch motivierten Emojis gibt es noch viele weitere neue Symbole, die unseren Kommunikations-Alltag erleichtern sollen. Die vollständigen Listen können hier und hier eingesehen werden.

Ein Fun Fact zum Schluss: Das Museum of Modern Art kaufte jüngst das Original-Set an Emojis, um es in das museale Archiv aufzunehmen. Gerade dadurch, dass Emojis Text nicht nur ergänzen, sondern in unserer Text-Kommunikation Alltagssprache geworden sind, sollen sie dort nun bewahrt werden.