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Kultur

Hitlers Geburtshaus sollte endlich abgerissen werden

Bye, bye, du Stück Neonazi-Wallfahrtsscheiße!

Foto: imago | Volker Preußer

Wir Deutsche weisen ja gerne darauf hin. Adolf Hitler ist in Österreich geboren. In Braunau, Salzburger Vorstadt Nr. 15, um genau zu sein. Österreich ist nicht besonders scharf darauf, die Menschheit auf diesen Teil der Landesgeschichte hinzuweisen. Das Haus, in dem der Faschist sein erstes Lebensjahr verbrachte, steht immer noch, aber lediglich markiert mit einem Gedenkstein für Demokratie und all die toten Kriegsopfer. Und dennoch: Als Neonazi-Wallfahrtsort ist es leicht zu finden.

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Foto: imago | Volker Preußer

Und für geografisch Minderbegabte hilft zur Not auch Google Maps. Seit Jahrzehnten schon ist die Brutstätte des Bösen ein Publikumsmagnet für allerhand Arschlöcher. Doch vor allem in den letzten Jahren musste das Land Österreich feststellen, wie immer mehr Neonazis aus ganz Europa die gelbe Immobilie als "Pilger- und Gedenkstätte" für ihre Erinnerungsfotos nutzen.

Dabei ist das Hitler-Haus zu keinem Geschichtsmuseum umfunktioniert worden, was vielleicht noch manch Schnappschuss rechtfertigen könnte. Es steht völlig ungenutzt da, leer und die dubiose Eigentümerin verdient dennoch Geld damit. Das Innenministerium und die Stadt Braunau zahlen Gerlinde Pommer monatlich rund 4.700 Euro Miete. Verhandlungen über einen Verkauf des Hauses an die Republik waren gescheitert. Pommer scheint sich grundsätzlich gegen jede Veränderung am Haus zu wehren.

Von 1977 bis 2011 befand sich darin eine Einrichtung der Lebenshilfe, die dort bis 2011 ein Aufenthalts- und Betreuungszentrum für Jugendliche und Menschen mit Behinderung betrieb. Dann aber mussten sie das Haus verlassen, weil Pommer sich weigerte, Fahrstühle bzw. Rollstuhlrampen einbauen zu lassen. Nun dient ihr das Haus als ungenutzter Goldesel und den Neonazis als Premium-Foto-Motiv.

Das soll nun ein Ende haben. "Das Hitler-Haus wird abgerissen. Die Kellerplatte kann bleiben, aber es wird ein neues Gebäude errichtet", erklärte Österreichs Innenminister Wolfgang Sobotka gegenüber der Tageszeitung Die Presse. Ursprünglich hatte die Expertenkommission keinen Abriss, sondern "eine tiefgreifende architektonische Umgestaltung, die den Wiedererkennungswert und die Symbolkraft des Gebäudes dauerhaft unterbinden" soll, empfohlen. Und wie es scheint, hat sich Innenminister Sobotka mit seiner Abriss-Ansage zu weit aus dem Fenster gelehnt: Neusten Berichten folgend rudert er zurück und spricht jetzt auch nur noch von einer "tiefgreifenden, architektonischen Umgestaltung".

Tiefgreifende, architektonische Umgestaltung für den Arsch. Ein neuer Anstrich und ein paar Blumenkübel ändern nichts an der Strahlkraft der Mauern. Das Haus gehört rasiert. Es wäre etwas anderes, wenn es ein Objekt wie das Berliner Olympiastadion wäre, aber es besitzt weder einen architektonischen noch kulturellen Mehrwert außer den, eine monumentale Neonazi-Devotionalie zu sein. Das Hitler-Haus ist klein, leer und nutzlos. Für das reiche Österreich ist es ein Leichtes, Frau Pommer auszuzahlen (soll sie mit Hitler einen Reibach machen, sie wäre nicht die Erste) und in den Leerraum ein Gebäude zu stellen, das wieder sinnvoll genutzt werden kann—als Flüchtlings-, Frauen- oder Behindertenheim zum Beispiel. Das Hitler-Haus abzureißen, wäre demnach keine Verdrängung der Geschichte oder eine Kapitulation vor den Neonazis, sondern die Nutzbarmachung von totem Raum, der einzig für rassistische Touristen einen Mythos am Leben erhält. Na jedenfalls soll im Innenausschuss des Nationalrats das Gesetz zur Enteignung des Hauses behandelt werden. Viel Glück dabei.

Die Alliierten wussten schon, was sie da taten, als sie Hitlers Leiche verbrannten und an der Schweinebrücke in einen kleinen Nebenfluss der Elbe kippten. Und wir können auch auf die Salzburger Vorstadt Nr. 15 bestens verzichten.

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+++Dieser Artikel wurde auf den neusten Stand upgedatet+++