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Schüler verbieten sich jetzt selbst die Hotpants

Und am meisten wundert sich darüber die Schuldirektorin, die kurze Hosen einst verbannte.
Foto: imago | Ralph Peters

Keine Schülerin | Foto: imago | Ralph Peters

Was passiert eigentlich, wenn ein Shitstorm vorübergezogen ist? Vor ziemlich genau einem Jahr löste die Schulleiterin einer Schule in Baden-Württemberg mit nur einem Elternbrief einen bundesweiten Empörungssturm aus. In dem Brief hatte sie angekündigt, dass "aufreizende Kleidung" wie Hotpants oder bauchfreie T-Shirts in der Werkrealschule in Horb am Neckar nicht mehr geduldet würden. Wer so zur Schule komme, so der Brief, bekomme ein großes T-Shirt gestellt, "das er/sie sich bis zum Schultagsende anziehen muss".

Es kam, wie es kommen musste: Der Schwarzwälder Bote berichtete über den Brief, eine bekannte Feministin setzte einen wütenden Tweet ab, und wenig später war das "Hotpants-Verbot" ein Thema, über das ganz Deutschland sich aufregen konnte. Der Schulleiterin wurde vorgeworfen, "Rape Culture" und "Victim-Blaming" zu fördern. Journalisten terrorisierten das Sekretariat der Schule mit Hunderten Anrufen. Irgendwann hatten alle das Thema wieder vergessen.

Aber was ist seitdem in der Schule passiert? Laufen alle aus Trotz permanent in Hotpants herum, tragen die Jungs jetzt Burka, gibt es FKK-Pflicht? Nicht ganz. Der Schwarzwälder Bote hat noch einmal bei der Schulleiterin Bianca Brissaud nachgefragt. Das Ergebnis: Nach dem Shitstorm setzten sich die Schüler und Schülerinnen selbst noch einmal zusammen—und erstellten eine "rote Liste" mit Klamotten, die sie an der Schule nicht sehen wollen.

Dazu gehören neben Hausschuhen oder nur Socken, Bademänteln und Baggypants, durchsichtiger Kleidung und tiefen Ausschnitte eben auch: Hotpants. "In der Freizeit ist Kleidung Privatsache", schrieben Schüler als Fazit einer "Fashion Week" genannten Themenwoche. "Wenn man aber zur Arbeit oder zur Schule geht, sollte man sich passend kleiden."

Was genau das jetzt für die Debatte um unsere Werte, Sexismus und die Rape Culture bedeutet, müssen die Experten unter sich ausmachen. Am meisten wundert sich offenbar die Schulleiterin selbst. Der FAZ verriet sie ein paar Wochen nach der Debatte, worüber sie sich seit dem Hotpants-Verbot den Kopf zerbrochen hatte: Dass seitdem keine einzige Schülerin auf die Idee gekommen war, gegen das Verbot zu verstoßen. Sie selbst, zitiert sie die FAZ, hätte als junges Mädchen vielleicht extra mal Hotpants angezogen—nur um zu sehen, was passiert.