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Identitäre haben eine Theatervorstellung von Refugees im Audimax gestürmt

Die Angreifer schlugen angeblich Menschen im Publikum, verspritzten Kunstblut und entrollten ein Banner auf der Bühne.

Am Donnerstagabend haben Mitglieder der rechtsextremen Identitären eine Theatervorstellung von Refugees im gut besuchten Audimax gestürmt. Unter den Angreifern soll sich laut Angaben der ÖH auch Martin Sellner, Obmann der Bewegung in Wien, befunden haben. Die Aktion kommt nur einen Tag, nachdem Sellner den Smoothie-Hersteller Innocent auf dessen Facebook-Seite für ein Ambient-Plakat, das sich gegen Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer richtete, mit den Worten „Die Lage in Österreich ändert sich und wir vergessen nichts" angriff (Der Standard berichtete).

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— Identitäre Bewegung (@Identitaere_B)14. April 2016

Gespielt wurde während der Störaktion im Audimax das mit dem Nestroypreis ausgezeichnete Stück Die Schutzbefohlenen von Elfriede Jelinek. Die Darstellerinnen und Darsteller stammten alle aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Die Vorstellung unter dem Titel „Schutzbefohlene performen Jelineks Schutzbefohlene" hatte bereits begonnen, als laut ÖH „40 bis 50 Identitäre" den Hörsaal stürmten, Leute im Publikum schlugen, auf der Bühne ein Banner entrollten und Kunstblut verspritzten.

Die Identitären selbst versuchten in der Zwischenzeit auf Twitter, die PR-Aktion zu relativieren und verkündeten: „Unser Aktion richtete sich gegen die Heuchler im Publikum nicht gegen ihre ,Schutzbefohlenen'." Inwiefern Heuchelei mit dem Theaterbesuch und dieser wiederum mit den Terroranschlägen von Paris zusammenhängen, an dem keine der anwesenden Darsteller beteiligt waren, bleibt dabei unklar.

Laut Augenzeugenberichten ergriffen die rechtsextremen Angreifer kurz nach ihrer Aktion die Flucht; wie der ORF berichtet, fahndet die Polizei derzeit nach den Tätern. Die Presse schreibt weiter, dass die Suche auch via Handyvideos passiert.

Die Vorstellung wurde nach kurzer Unterbrechung fortgesetzt und bis zu ihrem geplanten Ende aufgeführt. Allerdings sollen nicht alle Schauspielerinnen und Schauspieler nach der Attacke wieder auf die Bühne zurückgekehrt sein. Als symbolische Reaktion auf den Angriff wurde eine von den Identitären mitgebrachte Fahne zerschnitten.

Die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou sprach kurz nach Mitternacht noch ihr Bedauern und im Zuge dessen gleich auch eine Einladung der Theatergruppe ins Wiener Rathaus aus. „Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich spiele dieses Spiel mit der Angst nicht mit", schrieb sie in ihrem Posting. „Vielmehr möchte ich das Ensemble der Produktion Die Schutzbefohlenen herzlich ins Wiener Rathaus einladen, um das Stück aufzuführen. Wir würden uns alle sehr darüber freuen."

Paul auf Twitter: @gewitterland