Ein Instagram-Foto von Annie Goodman während ihres Kampfs gegen einen Hirntumor
Ich will hier eine Sache jedoch gleich klarstellen: Krebs ist weder spaßig noch irgendwie glamourös. Von heute auf morgen wird dein normales Leben auf den Kopf gestellt und plötzlich von teuren Medikamenten, inspirierenden Broschüren sowie Übertreibungen („Du bist ein richtiger Kämpfer!") bestimmt. Man fühlt sich wie in einem Paralleluniversum und es ist unglaublich schwer, das Ganze für die Leute, die so etwas noch nicht durchlebt haben, verständlich zu machen.
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Andere junge Krebspatienten konnten ähnliche Erfahrungen machen. „Einige meiner besten Freunde sind Krebspatienten, die ich durch Twitter, Facebook und Instagram kennengelernt habe", erzählt mir Suleika Jaouad, eine Autorin aus New York, bei der im Mai 2012 sowohl ein myelodysplastisches Syndrom als auch akute myeloische Leukämie festgestellt wurde. Damals war sie erst 22. „Ich finde nicht, dass jeder Mensch zu seiner Krankheit schreiben oder Bilder posten muss. Die Social-Media-Plattformen können jedoch auch ein wunderbares Sprungbrett in eine Community von Leidgenossen sein und durch sie fühlt man sich weniger einsam."Mithilfe der Freunde, die ich online gefunden hatte, war es mir endlich möglich, über die Aspekte einer Krebserkrankung zu reden, die oftmals vergessen werden—wie zum Beispiel Sex, posttraumatische Belastungsstörungen oder ausfallende Zähne (ja, die Chemotherapie macht auch die Zähne kaputt). Ich brauchte einfach mehr als irgendwelche abgedroschenen Phrasen und Gefühlsduseleien. Indem ich meine Erfahrungen im Internet teilte, fand ich Menschen, denen es ähnlich erging.Motherboard: Forscher entwickeln revolutionäre Krebs-Behandlung, die Tumore automatisch aufspürt
Dazu geben uns die sozialen Netzwerke auch noch ein Ventil für unsere komödiantische Ader. So schrieb Goodman unter einen ihrer Posts zum Beispiel, dass niemand Angst zu haben brauche, weil es sich ja nicht um Ebola handeln würde.„Klar kann man auch viel über Krebs lesen, aber durch ein Bild von mir während der Chemotherapie macht man sich doch eher Gedanken, dass das Ganze wirklich so passiert."
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Nach dem Ende meiner Chemotherapie reiste ich schließlich nach New York, um Goodman endlich auch persönlich kennenzulernen. Bei unserem Treffen redeten wir dann über alles, was durch die Krebserkrankung beeinflusst wird: Beziehungen, die Arbeit, das Leben und auch die Instagram-Aktivität. Eine ehemals rein digitale Verbindung verwandelte sich in eine wunderschöne menschliche Verbindung. Die Macht der sozialen Netzwerke ermöglichte nicht nur unsere Freundschaft, sondern hält manche Menschen sogar weiter am Leben—auf gewisse Art und Weise bis in alle Ewigkeiten.Nichtmal ein Jahr nach unserem Treffen ist Goodman dann gestorben. Selbst in ihren letzten Tagen postete sie aber noch fleißig bei Instagram und bis zum Ende verlor sie dabei niemals an Ehrlichkeit und Humor. Indem sie ihren Alltag mit dem Internet teilte, hinterließ Goodman eine unglaublich berührende Chronik ihres Lebens mit Krebs: Sie meisterte ihr Schicksal mit viel Humor, Frohsinn und Aufrichtigkeit—und ihre Social-Media-Profile beweisen das. Durch das Internet hatte sie einen eigenen Weg gefunden, für immer weiterzuleben.Munchies: Eine Supertomate könnte helfen, Krebs zu bekämpfen