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Reisen

Als mich die Trennung von meiner Freundin auf Airbnb brachte

In den letzten zwei Jahren habe ich mehr unterschiedliche Menschen kennengelernt, als in dem Rest meines Lebens zusammengezählt.

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Airbnb entstanden.

Vor zwei Jahren ist meine Freundin aus unserer gemeinsamen 90 m2 Wohnung ausgezogen und ich war plötzlich nicht nur sehr einsam, sondern auch sehr pleite. Ich wollte keinen dauerhaften Mitbewohner, weil ich mit WGs oft zugemüllte Küchen und jede Nacht Party bis in die Morgenstunden verbinde. Eine Horrorvorstellung für arbeitende Menschen jenseits der 30. Auf der anderen Seite ist Leben ohne Geld auch nicht besonders unterhaltsam und so habe ich mich entschlossen, Airbnb auszuprobieren. Es war ziemlich easy: Meine Schwester ist vorbeigekommen und hat mit ihrem Handy ein paar Fotos gemacht, wir haben uns einen Text überlegt und plötzlich war ich Host und am Anfang eines neuen Lebensabschnitts. Es klingt etwas hart, aber rückblickend betrachtet waren die Trennung und die daraus folgenden Ereignisse einige der besten Dinge in meinem Leben. Aber beginnen wir beim Anfang.

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DIE VORBEREITUNG

Die erste Herausforderung, der ich begegnet bin, war es, die Wohnung wohnlich zu machen. Ich hab mich bis dahin kaum für Einrichtung interessiert und erst nach dem Auszug meiner Freundin festgestellt, dass ich kaum Möbel besitze. Ohne Airbnb hätte der Anreiz gefehlt, etwas daran zu ändern und so würde ich vermutlich noch immer in einer spartanischen Wohnung leben, die so leer ist, das jedes Geräusch einen Hall wie in einer Felsschlucht verursacht.

Weil ich aber meinen Gästen ein attraktives Zuhause bieten wollte, ist automatisch auch meine Lebensqualität gestiegen. Mittlerweile kaufe ich jede Woche Blumen und hab Ansatzweise eine Ahnung von skandinavischem Design. Es ist Milch im Kühlschrank, die nicht schon Monate lang abgelaufen ist und meine Wohnung ist tatsächlich die meiste Zeit so sauber, dass ich mich bei einem Spontanbesuch der Eltern nicht schämen müsste.

Im Laufe der Jahre haben sich meine Skills in Sachen Gastfreundschaft auch laufend verbessert — eine Tatsache, die sich nicht nur in meinen Bewertungen, sondern auch im Zusammenleben mit meinen Gästen widerspiegelt. Ich kann nicht sagen, ob es eine direkten kausalen Zusammenhang gibt, aber die ersten Gäste, denen ich nicht nur einen eigenen Willkommens-Blumenstrauß in ihr Zimmer gestellt habe, sondern auch noch ein Packerl Mannerschnitten auf den Kopfpolster gelegt habe, haben bei ihrer Abreise quasi meine ganze Wohnung geputzt. Von diesem (positiven) Schock hab ich mich noch immer nicht ganz erholt.

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REGELN

Wie jeder Start war der Anfang etwas holprig. Meine ersten Gäste waren zwei Studenten aus China, die für eine Woche bei mir gewohnt hat. Das Mädchen, nennen wir es Rachel, hat eigentlich in Wien studiert und mein Zimmer gebucht, weil sie in ihrem Studentenheim keine Gäste haben durfte, aber ein Freund sie besuchen wollte. Ich war damals irgendwie noch unsicher, wie ich mit der neuen Rolle als Gastgeber umgehen sollte und war auch noch viel zu Laissez-Faire. Statt klar zu kommunizieren, was in meiner Wohnung OK ist (die Küche komplett benutzen, sich aus dem Kühlschrank zu bedienen, sich im Wohnzimmer auszubreiten) und was nicht (im Stehen pissen, Schuhe in der Wohnung anlassen, rauchen) hab ich den Eindruck vermittelt, mit allem gut zu können.

Das hat im Großen und Ganzen eigentlich recht gut funktioniert, weil ich den Eindruck habe, dass es in der weltweiten Traveller-Community einen ungeschriebenen Code gilt, an den sich alle halten. Aber trotzdem haben sich meine Host-Gast-Beziehungen maßgeblich gebessert, als ich von Anfang an bestimmte Regeln festgehalten habe, die mir wichtig sind. Das beste daran ist nämlich, dass sich ausnahmslos jeder daran hält! Zumindest war das in meinem Fall so. Dieses ganze Gast-Host-Ding wurde dadurch viel einfacher, weil immer alle schon im Voraus darüber Bescheid wussten, was von ihnen erwartet wird. Ihr wollt ein Beispiel? Seit ich allen Gästen schreibe, dass ich wenig zu Hause bin, weil ich viel arbeite, hab ich kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich tatsächlich nur zum Schlafen in die Wohnung komme. Und meine Gäste fühlen sich nicht vernachlässigt, weil sie genau damit schon rechnen.

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GESCHENKE

Ich habe es immer abgelehnt, wenn mir jemand Trinkgeld geben wollte. So weit ich mich erinnere, ist das auch nur einmal passiert. Über Geschenke hab ich mich dagegen immer gefreut. Das konnten ganz unterschiedliche Dinge sein: Der Klassiker sind Süßigkeiten, aber ich hab auch schon mein Sternzeichen als selbstgebasteltes Wandbild, eine Tasse und Senf bekommen. Senf klingt auf den ersten Blick ein bisschen eigenartig, aber als Senfliebhaber war das ein richtig großartiges Geschenk.

Sandra ist ein deutsches Mädchen, das insgesamt mehrere Wochen bei mir gewohnt hat. Ihre Geschichte ist sehr schnell erzählt: Ihr Freund, dessen Familie die Hälfte ihrer Heimatstadt gehört und den sie schon als ihren zukünftigen Ehemann gesehen hat, hat sie verlassen—worauf Sandra sich entschlossen hat, ihrerseits alle Deutschen Männer zu verlassen und nach Österreich zu ziehen. Es war eine eigenartige Kombination, denn obwohl wir total unterschiedliche Menschen waren, haben wir uns sofort ziemlich gut verstanden.

Den genauen Grund kann ich mir nicht erklären, vielleicht hatte es etwas mit unseren ähnlichen Erfahrungen in Sachen Beziehung zu tun oder es ist daran gelegen, dass Sandra einfach ein sehr offener Mensch war. Was es auch war, von Tag eins an sind wir jeden Abend im Wohnzimmer gesessen und haben uns das Leben unterhalten. Wir haben so offene Gespräche, dass ich in diesen Wochen mehr über Frauen gelernt habe, als in all meinen Beziehungen zusammen. Den Rest unserer Zeit haben wir damit verbracht, für den jeweils anderen auf Partnerbörsen Dates auszumachen. Das hat dazu geführt, dass ich in dieser Zeit einige der schlimmsten, aber auch besten Menschen ever getroffen habe.

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MUSIK

Eines der coolsten Dinge mit wechselnden Airbnb-Gästen ist die viele neue Musik, die ich dadurch kennenlerne. Dafür muss ich aber das Setup meiner Wohnung etwas erklären. Ich habe mehrere Boxen, die alle über WiFi mit Spotify verbunden sind. Jeder Gast ist also gleichzeitig ein DJ, wenn er in meiner Wohnung (und damit im WLAN) ist. Seither hat sich mein Musikgeschmack unglaublich erweitert. Habt ihr schon jemals The Shivers gehört? Nein? Kein Wunder, es ist eine kleine Indie-Band aus New York, die nie wirklich erfolgreich geworden ist.

Aber ein Mädchen aus Australien, das nach Österreich gekommen ist, um in einem namhaften Architektenbüro Sklavenarbeit zu verrichten und einige Wochen bei mir gewohnt hat, hat diese Band die ganze Zeit gehört. Unsere Abende sind immer nach demselben Schema verlaufen. Völlig fertig sind wir irgendwann zwischen 19:00 und 21:00 Uhr aus dem Büro gekommen, haben sehr wortkarg unser Abendessen zu uns genommen und sind nach kurzen Beschwerden über das Leben bald wieder schlafen gegangen. Das klingt jetzt nicht besonders aufregend, aber Emilia war vermutlich mein bisher liebster Airnbnb-Gast von allen. Kennt ihr diese Szene aus Pulp Fiction, in der John Travolta und Uma Thurman drüber reden, dass nur ganz besondere Menschen sich anschweigen können? Genau so war es mit uns! Und der Soundtrack dazu kam von The Shivers.

Aktuell höre ich übrigens die ganze Zeit Jacques Brel, weil gerade zwei Franzosen eine Woche bei mir gewohnt haben.

ESSEN

Auch in Sachen Essen hat sich mein Horizont ziemlich erweitert. Die schönste Zeit hatte ich mit Romina und Oswaldo aus Argentinien. Oswaldo war Bio-Informatiker und hat von zu Hause aus gearbeitet, was dazu geführt hat, dass immer warmes Essen auf dem Tisch stand, als seine Frau und ich nach Hause gekommen sind. Das beste daran ist, dass Oswaldo ein wirklich großartiger Koch ist. Ich bin mir nicht sicher, ob das generell ein Ding ist in Argentinien, aber Pizza und Toppings werden da jeweils extra zubereitet und erst unmittelbar vorm Essen zu einem göttlichen Ding kombiniert. Aber um ehrlich zu sein, hat jedes Gericht, das Oswaldo zubereitet hat, besser geschmeckt, als wenn ich in der Küche stand.

Falls du dich von diesen Geschichten inspirieren hast lassen und auch einmal Host werden willst, kannst du das hier tun. Alle notwendigen Infos dafür findest du hier.