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Sex

Der Kampf gegen meine Angst vor Blowjobs

Jahrelang bin ich mir nie ganz sicher gewesen, was ich da unten zu tun habe bzw. in welche Fettnäpfchen ich beim Oralsex treten kann.

Foto: Steven Greenberg | Flickr | CC BY 2.0 Vor ein paar Monaten nahm ich nach einem alkoholgeschwängerten Abend einen süßen, etwas nerdigen Typen mit zu mir nach Hause. Wir redeten dann die ganze Nacht lang über Politik und landeten schließlich im Bett. Zwar wusste ich, dass ich keinen Sex mit ihm haben wollte, aber dann kam mir plötzlich eine Idee.

„Ich blas dir einen, wenn du mir danach ein Feedback gibst, OK?", fragte ich ihn. Eine solche Bitte schlug er natürlich nicht aus. Nach einem siebenminütigen Blowjob wurde ich jedoch schließlich zu müde und gab auf—immerhin war es inzwischen auch schon fünf Uhr morgens. Seine Bewertung fiel dann allerdings doch ziemlich schmeichelhaft aus. Er gab mir nur den Rat, meine Hand beständiger einzusetzen. Irgendwie fühlte ich mich erleichtert.

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Meine doch etwas emotionslose Herangehensweise an einen Blowjob mutet vielleicht komisch an, aber es musste einfach sein. Oralsex ist mir nicht geheuer und ist es auch noch nie gewesen. Diese Vorbehalte haben mehrere Gründe. Wie die meisten heterosexuellen Frauen habe auch ich schon mit genügend Arschlöchern zu tun gehabt, für die Blowjobs automatisch zum Standardprogramm gehören—solche Typen, die beim Rummachen deinen Kopf in Richtung ihres Schritts drücken oder unerwartet dein Gesicht bespringen wollen. Solche Begegnungen fühlen sich immer erniedrigend an und sind eigentlich schon an sich Grund genug, dass einer Frau die Lust auf Blowjobs vergeht.

Bei mir kommen aber auch noch körperliche Gründe hinzu: Ich habe nicht nur einen ziemlich kleinen Mund, sondern auch noch einen ausgeprägten Würgreflex. Das bedeutet, dass ich im schlimmsten Fall auf den Schwanz meines Sexpartners kotze. Dazu bin ich auch nicht gerade scharf darauf, auf Penisse zu starren. Eigentlich verhält es sich da wie mit der Sonne: Ich finde es zwar cool, wenn sie da sind, aber ich versuche immer zu vermeiden, sie direkt in meinem Blickfeld zu haben. Und das ist ziemlich schwierig, wenn man sie in den Mund nimmt.

Am meisten basiert meine Unsicherheit jedoch darauf, dass ich mir nie ganz sicher bin, was ich da unten eigentlich anstellen soll. Dabei mache ich dann wahrscheinlich auch noch alles falsch.

Im Laufe der Jahre wuchs in mir der Glaube daran, dass ein Blowjob etwas ist, das man mit der Zeit drauf haben sollte. Allerdings hatte ich nie wirklich das Gefühl, besonders gut darin zu sein. Genau deshalb kam es nur selten dazu, dass ich einem Typen einen blies, und ich wollte meine Zweifel und Probleme auch nicht wirklich mit meinen Beziehungspartnern oder gar meinen Freundinnen bereden.

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„Ich bringe einen Mann innerhalb von fünf Minuten zum Orgasmus", meinte eine Studiumsfreundin immer voller Stolz. Einmal versuchte sie auch, mir ihre idiotensichere Vorgehensweise beizubringen—die übrigens auch ein Glas Wasser auf dem Nachttisch beinhaltete (um die Hand befeuchten zu können, falls die Spucke ausgeht). Mir kam das Ganze wie eine Menge Arbeit vor. Und außerdem richtig komisch. Die Cosmopolitan und andere Frauenzeitschriften sind mit ihren ständig neuen Anleitungen für den „besten Blowjob aller Zeiten" ebenfalls nicht gerade hilfreich. Wie kann es 21 vorher noch nie gehörte Regeln für eine solche doch eher zweckmäßige Handlung geben? Immerhin handelt es sich hier um Oralsex, nicht um die Die Siedler von Catan. Und außerdem: Gibt es wirklich Frauen, die sich beim Blowjob den Mund abwechselnd mit Eiswürfeln und heißem Wasser vollmachen, um zwei „angenehme, aber komplett unterschiedliche Empfindungen" zu kreieren?

Ich wandte mich an Claire Cavanah, die Mitbegründerin von Babeland—einer Sexspielzeug-Firma, die auch Workshops wie „Die Kunst des Blowjobs" anbietet. Ich wollte wissen, ob meine Bedenken und Zweifel etwas Außergewöhnliches sind.

Daraufhin meinte sie, dass Babeland-Kurse zu Themen wie dem G-Punkt oder Sadomaso über die Jahre hinweg immer weniger Teilnehmer verzeichnen würden, während die Workshops zu Blowjobs „immer noch ganze Räume füllen."

„Du bist nicht die einzige Frau, die sich fragt, wie sie es besser machen kann, oder die eine gewisse Angst vor dieser Sache verspürt", fügte sie hinzu.

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Diese Angst kommt laut Cavanah davon, dass man seinen Sexualpartner zwar verwöhnen will, aber vielleicht nicht die nötige Erfahrung dafür hat. Um das Ganze weniger beängstigend zu machen, sollte man ihr zufolge etwas Recherche betreiben, indem man zum Beispiel Bücher zum Thema Sex liest („Man kann sich ja schon vorher über Penisse informieren"). Ansonsten macht wohl Übung immer noch den Meister.

Cavanah meinte, dass das Reden über Sex Pärchen vor eine große Herausforderung stellen würde. Gleichzeitig seien solche Gespräche jedoch der Schlüssel, um über so etwas wie die Angst vor Blowjobs hinwegzukommen.

„Nur so bekommst du Antworten auf deine Fragen bezüglich unheimlich wichtiger Dinge—zum Beispiel die Vorlieben deines Partners", erklärte sie mir. Sie rät allerdings dazu, den Fragenkatalog erst nach dem Sex aufzuschlagen, um die Stimmung nicht zu zerstören. Ich hätte den Typen aus meiner Geschichte vom Anfang dieses Artikels also nicht direkt von vornherein bitten sollen, mich zu bewerten.

Außerdem meinte sie, dass man einfach Spaß haben sollte, denn „je mehr Spaß du hast, desto mehr Spaß hat auch er." An dieser Stelle musste ich noch mal nachhaken: Wie viel Spaß kann man als Frau beim Blowjob überhaupt haben? Es ist ja nicht so, als würde man dabei an einem Eis rumlecken, wo es auch für die aktive Person einen klaren (in diesem Fall geschmacklichen) Vorteil gibt. Da wurde Cavanah etwas genauer: „Hauptsächlich bereitet es dir doch Vergnügen, ihn glücklich zu machen." OK, also sollte man bei diesem Punkt zur Not etwas schauspielerische Qualitäten an den Tag legen.

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Was mich jedoch am meisten beruhigte, war Cavanahs Antwort auf meine Frage, was ihr Männer in Bezug auf Oralsex erzählen würden. Ich erwartete eigentlich, dass sie mir ein paar Horror-Geschichten über zu viel Zahn erzählen würde, aber ich hatte wohl vergessen, wie einfach gestrickt Typen sind.

„Im Grunde geht es ihnen nur darum, einen Blowjob zu bekommen. Da stehen sie total drauf", sagte sie. „Wenn du dich dabei noch gut anstellst, dann ist das das Sahnehäubchen. Sex ist wie Pizza: irgendwie immer gut."

Mir ist klargeworden, dass Blowjobs von Natur aus komisch sind—wie so viele andere Aspekte des Liebesspiels auch. Eigentlich habe ich mich auch nur dazu entschieden, an dem Politik-Nerd zu üben, weil ich wusste, dass er harmlos war und ich ihn nie wieder sehen würde. Diese Umstände gaben mir Sicherheit.

Vielleicht bin ich das nächste Mal etwas mutiger und versuche mich an einem Typen, auf den ich wirklich stehe. Falls sich dann herausstellen sollte, dass ich die Billig-Tiefkühlpizza der Blowjobs bin, dann gibt es wohl wirklich Schlimmeres.