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Wie der Fasching dieses Jahr Hassbotschaften zum Vorschein bringt

Faschingsumzüge in Deutschland und Österreich betreiben unter dem Deckmantel der Narrenfreiheit zum Teil Volksverhetzung.
Collage via VICE Media

Am Wochenende gingen Fotos von Karnevalsumzügen aus Deutschland durchs Netz, die unter anderem Wägen als Wehrmachtspanzer mit der Aufschrift „Asylabwehr" zeigten. Außerdem gab es Fotos eines Transparents, das „Verschleierte Tatsachen"—und damit vermeintliche Frauen in Burkas—verhüllt und Fahrzeuge mit Beschriftungen wie „Wir sitzen auf dem Pulverfass, und Mutti sagt wir schaffen das" oder „Mobiles Asylantenheim". Währenddessen vermutet man bei Pegida hinter der Absage mancher Umzüge aufgrund eines Sturms reine Fassade.

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In Wasungen kam es wegen eines als Lokomotive gestalteten Wagens zur Anzeige. Auf dem „Balkan Express" war „Die Ploach kommt" („Die Plage kommt") zu lesen, die verantwortliche Gruppe selbst tummelte sich als Heuschrecken verkleidet um den Wagen herum. Auf die Frage hin, ob damit Flüchtlinge als Plage bezeichnet werden, antworteten Mitglieder gegenüber dem MDR, dass das „Interpretation" und „in den Mund geredet" sei.

Gerade jetzt, vor dem Hintergrund der zugespitzten Asylsituation, scheint Narrenfreiheit vermehrt ein Deckmantel für Volksverhetzung zu sein, wofür man sich auch ganz ohne „in den Mund hineinreden" verantworten müsste. Auch in Österreich gingen in den vergangenen Tagen unterschiedlichste Faschings-Feierlichkeiten über die Bühne, die diese Vermutungen leider bestätigen. Wir stehen unseren Nachbarn in nichts nach.

Am 7. Februar feierte zum Beispiel die SPÖ Neumarkt im Mühlkreis ihre Maskenball und stellte einen Tag danach eine Galerie mit Fotos vom Event auf der Webseite der Ortspartei online. Als Vorschaubild war eine Gruppe Menschen in Blackface zu sehen, deren Kostüme augenscheinlich „Afrikaner" darstellen sollten. Das Foto wurde mittlerweile entfernt.

Screenshot via Twitter

Im niederösterreichischen Maissau fand am Sonntag ein Faschingsumzug statt, bei dem ein Wagen mit dem Kennzeichen „Asyl 88" mitfuhr, wie der ORF bereits berichtete. Das Fahrzeug trug die Aufschriften „Shariah Police", „Kalifat Maissau", „Ich-ficke-deine-Mutter-Tag", „Allah-Heiligen" oder „Köln ist eine Reise wert … Partnerstadt Maissau". Weiters zu sehen war ein Bild von gehängten Gestalten mit der Unterschrift „Islam verleiht Flügel", angebracht auf einer Puppe mit dem Gesicht Werner Faymanns.

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Der Bürgermeister entschuldigte sich gegenüber dem ORF bereits dafür, dass der Wagen „über das Ziel hinausgeschossen" sei. Die Faschingsgilde selbst erklärte, man hätte im Vorhinein nur die Titel der Wägen gewusst—besagter Wagen war unter „Maissau 2020" angemeldet—, für die Gestaltung sei jede Gruppe selbst verantwortlich. Der Verfassungsschutz ermittelt.

— Der Streitapfel (@Streitapfel)8. Februar 2016

Wie der Kurier berichtet, kam es auch im Bezirk Melk bereits zu einem ähnlichen Vorfall. Dort war ein als Panzer gestaltetes Auto Teil des Faschingsumzugs. Auf dem Fahrzeug waren die Schriftzüge „Grenzschutz" und „Asylantin frisch aus dem Ysperbach" zu lesen.

Der Chef der Faschingsgilden in Österreich, Adi Mittendorfer, hat bereits angekündigt, sich in einem Brief an die betroffene Faschingsgesellschaft zu wenden, da hier „eine Grenze überschritten" worden sei. Wir hoffen, dass er nach dem heutigen Faschingsdienstag—und dem damit verbundenen Höhepunkt des Faschings in Österreich—, nicht noch ein paar Briefe mehr schreiben müssen wird.

Franz auf Twitter: @FranzLicht