FYI.

This story is over 5 years old.

Die Do it Well and Leave Something Witchy Issue

Anonymous legt sich mit Kenia an

Mitte September musste Kenia alle seine staatlich betriebenen Websites für eine Woche abschalten.

Illustrationen von Nick Gazin

Mitte September schaltete Kenia alle seine staatlich betriebenen Websites für eine Woche ab. Es blieb ihnen kaum eine andere Wahl: Das Online-Hacktivisten-Kollektiv Anonymous war sauer, und die neue Regierung in Nairobi befand sich direkt in ihrem Fadenkreuz.

Lateinamerikanische Hacker, die mit Anonymous in Verbindung stehen, haben Kenia schon eine ganze Weile im Blick. Im Juli übernahmen sie die Twitter-Accounts des kenianischen Militärs und des stellvertretenden Präsidenten William Ruto. Sie prangerten den illegalen Elfenbeinhandel an und beklagten den Import von Billigzucker, der, wie sie meinen, von einem Kartell betrieben wird und der kenianischen Wirtschaft schadet.

„Jemand bat um Hilfe, und wir sind auf der ganzen Welt für Menschen aktiv", erklärte einer der Hacktivisten auf Radio France International. Die Korruption in Kenia mache die Hacker wütend, und sie fänden, dass die Welt den Problemen in Afrika nicht genug Beachtung schenke, erklärte er. Aber warum handelten die digitalen Angreifer von der anderen Seite des Atlantiks aus, und warum meinen sie, es würde sich effektiv etwas ändern, wenn sie sich mit kenianischen Institutionen wie dem National Environment Trust Fund anlegen?

„Anons handeln für gewöhnlich in guter Absicht und möchten, dass ihr ‚Werk' auf globaler Ebene Wirkung erzielt", so Ethan Zuckerman, Leiter des Zentrums für Civic Media am Massachusetts Institute of Technology. „Aber sie sind nicht immer hinreichend informiert"

Es ist nicht schwer zu verstehen, warum sie hinter Ruto her sind, der ein ziemlicher Mistkerl ist. Im Oktober steht sein Gerichtsverfahren in Den Haag an, wo er angeklagt ist, im Zuge der umstrittenen Wahlen in Kenia im Jahr 2007 ethnische Gewalt geschürt zu haben. Unterdessen brüstet sich die Ruto-Regierung damit, unheimlich computererfahren zu sein, und zieht damit jede Menge Online-Trolle an.

Die Cyberkriminalität in den Griff zu bekommen hat für Kenias Regierung oberste Priorität. Kenia konnte 1993 als erstes afrikanisches Land südlich der Sahara umfassenden Internetzugang bieten und hat in den letzten Jahren angeblich 14,5 Milliarden Dollar in Konza Techno City investiert, das man auch „Silicon Savannah" nennt. Doch Kenyatta und Ruto lassen den Internationalen Strafgerichtshof unbeirrt wissen, er könne sie mal, und weisen seine Legitimität von sich. Wenn Rutos Prozess wie geplant im Oktober beginnt und Berichte über Zeugeneinschüchterungen und Bestechung die Runde machen, muss sich die Regierung wohl auf eine neue Angriffswelle vorbereiten.