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The Off the Deep End Issue

Minority Report, Zürich

Mit PRECOBS kann die Zürcher Polizei jetzt Einbrüche feststellen, bevor sie überhaupt passieren—willkommen in der Kriminalitätsdystopie.

Die Software „PRECOBS" ist in der Lage, Einbrüche festzustellen, bevor sie überhaupt passieren. Es mag wie eine Szene aus Minority Report klingen, aber für die Zürcher Polizei ist es Realität. Die Stadt koordiniert ihre Polizeipatrouillen anhand einer Prognosesoftware, die in Oberhausen in Deutschland am Institut für musterbasierte Prognosetechnik entwickelt wurde. Der Algorithmus analysiert bisherige Einbrüche und definiert daraufhin Gefahrenzonen, in denen die Wahrscheinlichkeit künftiger Einbrüche hoch liegt. „Wir versuchen diese Einbrüche zu verhindern, indem wir patrouillieren und die Einbrecher abschrecken," berichtete Dominik Balogh von der Zürcher Stadtpolizei. Und tatsächlich ist die Anzahl der Einbrüche seit dem Beginn des Programms um 30 Prozent gesunken—der niedrigste Wert seit zehn Jahren. Bislang dürfen die Polizisten nur mit anonymisierten Daten über Ort, Zeitpunkt und Tathergang eines Einbruchs arbeiten. Beispiele aus den USA und Großbritannien haben aber gezeigt, dass der Datenschutz früher oder später ins Hintertreffen geraten kann.

Gabe Mythen, Professor an der University of Liverpool, der Probleme im Zuge der prognosenbasierten Maßnahmen untersucht, hat angemerkt, dass „die Software zwar mit Algorithmen arbeitet, am Ende aber von menschlichen Einschätzungen abhängig ist. Und diese Einschätzungen werden sich nicht komplett von sozialen Vorbehalten und Vorurteilen isolieren lassen."

Wenn Zürcher sich also in Zukunft nicht in einer Situation wiederfinden wollen, wo sie für Straftaten belangt wegen, die sie noch nicht begangen haben, täten sie gut daran, ein Auge auf den Umgang mit der Pre-Crime-Technologie zu haben.