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Eine neue Zwei-Euro-Münze soll allen vermissten Kindern in Europa helfen

Um auf das Schicksal vermisster Kinder aufmerksam zu machen, hat die belgische Organisation Child Focus in Zusammenarbeit mit der belgischen Nationalbank die "Coin of Hope" ins Leben gerufen.

Foto: bereitgestellt von Coins of Hope

Liam vanden Branden war zwei Jahre alt, als er aus dem Haus seiner Großmutter in der belgischen Stadt Malines verschwand. Der Junge spielte zur Zeit seines Verschwindens in dem Haus und war höchstens 15 Minuten außer Sichtweite seiner Großmutter. Als sie feststellte, dass die Haustür offen stand, war Liam schon verschwunden. Eine große Suchaktion wurde gestartet, doch Liam konnte nicht gefunden werden. Der Vorfall ereignete sich am 3. Mai 1996. Heute, 20 Jahre später, gibt es noch immer keine Spur von dem Jungen, der mittlerweile 22 Jahre alt wäre.

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250.000 Kinder werden Jahr für Jahr in Europa als vermisst gemeldet. Das entspricht einem vermisst gemeldeten Kind alle zwei Minuten. Die meisten von ihnen laufen von zu Hause weg oder werden von einem Elternteil entführt. Zudem verschwindet eine steigende Anzahl Flüchtlingskinder auf ihrem Weg Richtung Sicherheit, oder weil sie in Flüchtlingslagern zurückbleiben.

Um auf das Schicksal der Kinder aufmerksam zu machen, hat die belgische Organisation Child Focus in Zusammenarbeit mit der belgischen Nationalbank die Coin of Hope („Münze der Hoffnung") ins Leben gerufen, eine spezielle Zwei-Euro-Münze. Über eine Million Münzen wurden schon geprägt, und man kann mit ihnen in der gesamten Eurozone bezahlen. Anstelle des belgischen Königs ist ein Foto von Liam abgebildet, stellvertretend für alle vermissten Kinder.

Die Münze der Hoffnung wird von Hand zu Hand wandern und sich so in ganz Europa verbreiten. Das Ziel der Münze ist es, die Leute zum Innehalten zu bewegen, um über das Schicksal der vermissten Kinder nachzudenken. Und wer weiß, vielleicht befinden sich unter den Menschen, die die Münze in den Händen halten werden, am Ende wichtige Zeugen, Geldgeber oder Freiwillige, die dabei helfen wollen, vermisste Kinder mit ihren Eltern zusammenzuführen.

VICE hat mit Liams Vater, Dirk vanden Branden, über seinen Sohn und die neue Kampagne gesprochen.

VICE: Hey Dirk. Wie geht es dir?
Dirk vanden Branden: Ich kann mich wirklich nicht beschweren. Mit dieser Kampagne bekommt der Fall eine ganze Menge Aufmerksamkeit. Doch nach all den Jahren schmerzt das nicht mehr so. Ich bin sogar froh über die ganze Aufmerksamkeit. Wenn man nichts macht, kann auch nichts passieren.

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20 Jahre sind eine lange Zeit. Beschäftigst du dich noch jeden Tag mit Liams Verschwinden?
Nicht wirklich. Ich sitze im Aufsichtsrat von Child Focus, weswegen ich im Allgemeinen viel mit vermissten Kindern zu tun habe. Aber die Suche nach meinem Sohn beschäftigt mich nicht mehr jeden Tag. Wenn es in seinem Fall neue Spuren geben sollte, wird die Polizei diesen mit Sicherheit nachgehen. Aber als Elternteil kann man nicht viel machen. Was ich machen kann, ist, alle Akten in dem Fall durchzugehen. Vielleicht haben wir eine entscheidende Information übersehen, oder irgendwas muss nochmal überprüft werden. Ich führe nicht die Untersuchung, aber wenn ich auf etwas stoße, wird die Polizei der Sache nachgehen.

Hast du eine Theorie für das Verschwinden deines Sohnes?
Ich habe immer geglaubt, dass ihn jemand entführt hat, aber ich kann es nicht beweisen. Die Leute, die die Ermittlungen geführt haben, haben immer gesagt, dass es wahrscheinlicher sei, dass er irgendwo in der Nähe des Hauses ins Wasser gefallen sei. Aber auch sie haben keinerlei Beweise für diese These.

Was denkst du über die Spezialmünze mit dem Bild deines Sohns?
Es ist eine große Ehre und zugleich eine große Unterstützung. Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass die Aktion etwas Besonderes ist. Als sie mich gefragt haben, ob sie ein Bild meines Sohnes auf die Münzen prägen dürften, habe ich keine Sekunde gezögert. Der Fall fand in den letzten 20 Jahren in den Medien breite Beachtung, wofür ich sehr dankbar bin. Jedes Mal, wenn ich mit einer Zeitung über meine Geschichte gesprochen habe und sie ein Foto von mir abdrucken wollte, habe ich darum gebeten, dass sie stattdessen ein Foto meines Sohnes verwenden. Schließlich wird er und nicht ich gesucht.

Du hoffst also, dass die Münze zu neuen Informationen zu Liam führen könnte?
Wenn dem so ist, wäre das großartig. Wenn nicht, wäre es traurig, aber man könnte es nicht ändern. Nochmal: Wenn man es nicht versucht, kann man auch nichts erreichen. Außerdem geht es bei dieser Münze ja nicht nur um Liam, sondern um das Schicksal aller vermissten Kinder in Europa.

Wirst du jemals die Hoffnung aufgeben, Liam eines Tages wieder in die Arme zu schließen?
In dem Moment, wo man die Hoffnung aufgibt, schließt man mit seinem Verschwinden ab. Das kann ich aber nicht, weil ich nicht weiß, was passiert ist. Bis ich das weiß, werde ich niemals die Hoffnung aufgeben, ihm eines Tages wieder den Kopf streicheln und in meine Arme schließen zu können.

Besucht die „Coins of Hope"-Website für weitere Informationen über die Kampagne.