Man muss schon sehr spezielle Vorlieben bei der Pornhub-Suche haben, wenn man Ordnungsamt mit Sex assoziiert. Die Stadt Leipzig will das nun ändern und hat eine etwas ungewöhnlichere Stellenausschreibung geschaltet. Gesucht wird ein Sachbearbeiter oder eine Sachbearbeiterin, die Sexarbeitende kontrolliert.
Die neuen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Ordnungsamts sollen Sexarbeitende beraten und ihnen Bescheinigungen ausstellen. Beides ist seit dem 1. Juli 2017 unter dem neuen Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) Pflicht. Da in Sachsen jedoch noch nötige “Durchführungsgesetz” fehlte, konnten die Sexarbeitende in Sachsen bisher nicht kontrolliert werden.
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Das neue Gesetz sollte eigentlich dafür sorgen, dass die Länder einen besseren Überblick über die Sex-Branche haben, die Bordelle besser regulieren können und dadurch auch Sexarbeitende besser schützen können, zum Beispiel vor Zwangsprostitution. In der Praxis bedeutet das, dass Sexarbeitende sich nicht nur mit ihrem Gewerbe offiziell bei der Stadt anmelden müssen, sondern sie auch zu regelmäßigen Beratungsterminen verpflichtet sind. Bei denen geht es um Verhütung, Krankheiten und sicheres Arbeiten.
Schon vor dem bundesweiten Beschluss löste das Gesetz bei den meisten Sexarbeitenden ein Gefühl der Überwachung und Erniedrigung aus. Damit diese Beratung und Überwachung auch in Leipzig ordnungsgemäß durchgeführt werden können, sucht die Stadt noch “engagierte Verwaltungsfachangestellte/-r, Angestelltenprüfung I” und “Fachangestellte/-r für Bürokommunikation”, die schon mindestens vier Jahre Berufserfahrung haben. Die sollen Sexarbeitende nicht nur über Krankheiten, Verhütung und Drogenmissbrauch aufklären, sondern auch Meldefristen überwachen und Papiere überprüfen. Für die Mitarbeit an der Bürokratisierung des sächsischen Sexgeschäfts werden sie natürlich auch entlohnt: Zwischen 2.500 und 3.100 Euro verdienen die neuen Kräfte des Ordnungsamts in der Position. Das Gehalt bezahlen übrigens auch jene, die das Amt kontrolliert: Sexarbeitende dürfen für ihre Anmeldung nämlich 35 Euro bezahlen. Im Bundesländervergleich ist das mit der höchste Betrag.