Kurz nach der Jahrtausendwende in Barcelona. Eine junge Punkerin steht in einer Bücherei und macht Fotokopien für ihr Fanzine. Eine ältere Britin spricht sie an: Sie selbst habe Ende der 70er und Anfang der 80er die Punkszene von Los Angeles fotografiert, sagt sie.
Die Britin war Philomena “Philly” Winstanley, die mit ihrem Partner Claude “Kickboy Face” Bessy in L.A. das legendäre Punk-Fanzine Slash gegründet hatte. Sie lud die junge spanische Zine-Macherin zu sich nach Hause ein und teilte dort mit ihr einen Schatz: eine Schachtel voll mit Fotos aus ihrer Slash-Sammlung. Darauf waren Legenden wie Nick Cave, Nina Hagen, die Sex Pistols, Black Flag und die Dead Kennedys zu sehen.
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Nichts an Slash war konventionell. In den Interviews ging es um Junkfood und ums Fernsehprogramm, die Fotos waren so weit von der klassischen Konzertfotografie entfernt wie nur möglich. Viele Bilder entstanden nicht in stickigen Clubs, sondern am Küchentisch oder am Strand direkt neben Phillys und Claudes Haus.
Nach drei Jahren Slash zog das Paar 1980 von Kalifornien nach London, wo Philly weiter die Punkszene fotografierte. 1987 verschlug es sie schließlich nach Barcelona
Phillys Fotos fanden durch die junge Spanierin ihren Weg in zahlreiche Ausstellungen in Barcelona. So wurde auch Journalist Ivar Muñoz-Rojas auf sie aufmerksam. Jetzt hat er die Bilder mit seinem neuen Buch Underground Babilonia einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es ist eine visuelle Reise durch die frühe Punkszene von Los Angeles. Neben den Fotos enthält das Buch auch eine Reihe ausführlicher Interviews, die Muñoz-Rojas über mehrere Jahre hinweg mit Philly geführt hat.