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45 Meter in den Tresorraum gebuddelt

Wie im Film: Bankräuber graben einen 45 Meter langen Tunnel und gelangen so in den Tresorraum der Volksbank. Dazu braucht es Bergbauspezialisten, weiß der Fachmann.

Besser hätte sich das Sidney Lumet oder irgendein anderer auf Bankraub spezialisierte Regisseur nicht ausdenken können, was da am frühen Montagmorgen in Berlin abgelaufen ist. Es brennt plötzlich in der Volksbank-Filiale. Gegen 6 Uhr rückt die Feuerwehr an und steht nicht nur vor einem Brand, sondern vor wohl einem der heißesten Bankeinbrüche in der Geschichte der Hauptstadt. „Ich habe so etwas noch nicht gesehen“, sagt uns der Pressesprecher der Berliner Polizei Stefan Redlich.

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Was ist passiert?

Auch jetzt am zweiten Tag ist noch nicht ganz klar, was im Einzelnen passiert ist. Wer sind die Täter und wie viel haben sie tatsächlich erbeutet? Die Polizei konnte nicht einmal den Tunnel betreten, weil der von den Tätern gelegte Brand das ganze Konstrukt beschädigt hatte. Der Tunnel wurde heute erstmals mit einem Roboter abgefahren und „inzwischen sind die Kollegen da drin und sichern die Spuren“, sagt der Polizeisprecher Redlich. Was man sagen kann, ist, dass der Tunnel verdammt lang ist—sogar fast 45 Meter!

Die Täter haben bereits vor einem Jahr einen Garagen-Stellplatz auf der anderen Straßenseite der Bank angemietet, natürlich unter falschem Namen. Sie haben sich als Niederländer ausgegeben, ob das stimmt, das ermittelt gerade die Polizei mit Hilfe ihrer Kollegen in den Niederlanden. Viel Hoffnung haben die Ermittler aber nicht, dass sie hier auf einer heißen Spur sind. Als die Typen den Stellplatz angemietet haben, haben sie erstmal ein Rolltor daran gebaut, damit sie schön ungestört buddeln konnten.

Wieso fällt das keiner Sau auf?

Steglitz gehört eigentlich zu den Stadtteilen in Berlin, wo man sicher sein kann, dass der Nachbar die Polizei ruft, wenn man um 22:05 seine Musik einen Tacken über Zimmerlautstärke hat. Und dann wird da mal eben ein 45-Meter-Tunnel gebuddelt! „In Berlin wird im Moment eh viel gebaut, außerdem liegt die Bank an einer vielbefahrenen Straße“, sagt der Polizeisprecher. Laut ist es da also sowieso. Außerdem macht nur der Durchbruch der Betonwände richtig krach, sich dann durch die weiche Erde zu graben, fällt niemandem auf. Aber es gehört schon einiges dazu, mal eben um die hundert m3 Erde da raus zu schaffen, so viel kommt wohl bei so einem Tunnel zusammen, erklärt uns ein Tunnelbau-Experte.

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Wie man das alles macht, das müssen die Täter gewusst haben. Dem Bruch liegt eine richtige logistische Planung zu Grunde. Außerdem haben sie mit dem Anmieten des Stellplatzes durchaus eine Menge Kohle vorher in das Projekt reingeschossen.

Wer sind die Typen?

45 Meter, ein Jahr Planung im Voraus: Hier war nicht der kleinkriminelle Junkie von der Ecke am Werk. Aber die Polizei hat noch keinen Schimmer, wer die Einbrecher wirklich sind. Eine Verbindung zu anderen Aktionen gibt es nicht. Klar ist nur, dass sie Ahnung vom Tunnelbau gehabt haben müssen. Der Tunnelbau-Experte erzählt uns weiter, dass die aus dem Bergbau stammen könnten, denn dort bekommt man die nötige Erfahrung, um einen Tunnel nicht nur auszugraben, sondern ihn auch—wahrscheinlich mit Holz—zu stabilisieren, damit er nicht sofort wieder zusammenfällt.

Ein kleines Stoffreh zurückgelassen

Unklar ist, wie hoch die Beute ist. Die Täter haben von rund 1.000 Schließfächern ungefähr 300 aufgebrochen. Die Bank selber weiß nicht, was die Leute alles gebunkert haben. Aber da steckt eben nicht nur Geld drin. Auf dem Boden fanden die Ermittler zum Beispiel ein kleines Stoffreh, das bestimmt schon über 80 Jahre alt ist. Das, was die Täter nicht mitgenommen haben, fliegt jetzt durch den total brandgeschädigten Tresorraum. Witzig ist das für die Menschen nicht, die wirklich ihre wichtigsten Sachen dort weggeschlossen haben.

Schrägerweise findet man solche Aktionen trotzdem irgendwie sympathisch, wahrscheinlich bis man selbst mal sein Stoffreh im Dreck wiederfindet.