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Hat Kommissar Rex ausgedient?

Der deutsche Schäferhund ist vielleicht zu dumm für den Polizeidienst geworden und wird deshalb womöglich bald ausgemustert.

Die deutsche Boulevard-Presse hat sie sich den deutschen Schäferhund zum Ziel gemacht und prescht ungebremst nach vorne: Sie mutmaßt, dass der Freund und Partner im Dienste der Behörden zu dumm sei und prophezeit lautstark sein Ende und die endgültige Ablöse durch belgische Hunde aus der Massenzucht. Ich hab versucht einen deutschen Vierbeiner ans Telefon zu kriegen, um herauszufinden, wie sie die Situation einschätzen, aber sowohl Assi (8, liebt Waffen und Sprengstoff), als auch Bandit (10, steht auf Krawall) waren auf Gangsterjagd. Also habe ich Günther Bonke angerufen, Koordinator der Polizeidiensthundeschule in Schloß Holte-Stukenbrock, und mit ihm über die Zukunft von Kommissar Rex, was er am liebsten frisst und die Idee einen Super-Polizei-Hund zu kreuzen, gesprochen.

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VICE: Komissar Rex hat doch allen gezeigt, das der deutsche Schäferhund der Beste im Feld ist. Warum wird er jetzt durch einen Belgier ersetzt?
Günther Bonke: Die Bildzeitung hatte einen Aufmacher, der sich so las, als fänden wir den deutschen Schäferhund zu dumm. Das stimmt nicht, das ist einfach polemisch. Die Hunde, die man uns anbietet, werden von uns auf ihre Qualitäten geprüft, sie müssen genetisch für den Polizeidienst geeignet sein. Der Hund muss erstmal nichts können, trainiert wird er hier bei uns, aber es gibt genetische Veranlagungen, die passen müssen, dazu gehören: Motivation, Schnelligkeit, aber auch Aggressivität. Der Hund darf in Angriffssituationen keine Angst bekommen, sondern muss ebenfalls aggressiv reagieren. Im Ernstfall sind belgische Hunde aggressiver.

Gibt es einen belgisch-deutschen, internen Hundekonflikt? Immerhin wissen die Jungs, wie man zubeißt?
Das hat doch nichts mit Rassen zu tun, die Hunde verstehen sich untereinander.

Der deutsche Schäferhund wird ja auch mal gerne von anderen Nationen in Kriegsgebieten eingesetzt. Könnte man aus ihm nicht einfach einen Exportschlager wie den Leopard 2-Panzer machen?
Das würde nicht passen, wir sortieren den deutschen Schäferhund ja nicht aus. Wir sind froh über jeden, den wir gebrauchen können. Das ist keine Kampfansage an den deutschen Hund. Wir wollen ihn und brauchen ihn, z.B. als Schutzhund. In der Presse ist das so aufgekommen, aber es handelt sich hier nicht um eine Ablöse.

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Womit werden die Hunde gefüttert? mit Dosenfutter oder eher ausgewählten Häppchen wie z.b. Demonstranten oder Verdächtigen?
Ha Ha. Sie sind ja lustig. Bei uns in der Hundeschule bekomme die Tiere Fertigfutter, bei den Hundeführern zu Hause durchaus auch Fleisch.

Rohes Fleisch?
Schon möglich.

Könnte man den deutschen und den belgischen Hund nicht kreuzen und eine Art Super-Polizei-Hund kreieren?
Diesen Gedanken hatten wir auch schon. In NRW probieren wir das schon seit 1988, allerdings ist das Ergebnis problematisch, die Qualität ist nicht so hoch.

Woran wird die Qualität gemessen?
Wir haben eine standardisierte Eignungsprüfung, die ist normiert und besteht aus verschiedenen Parametern: Zum Beispiel prüfen wir was passiert, wenn ein Hundeführer unterwegs angegriffen wird, der Hund darf sich nicht erschrecken, sondern muss seinen Partner verteidigen.

Warum besorgt ihr euch nicht einfach so richtig blutrünstige Monsterhunde? Die würden doch viel mehr hermachen, wie wärs mit einem Rottweiler?
Natürlich muss ein Diensthund Respekt einfordern. Rottweiler sind zugelassen, wir haben aber nur einen. Der Hund muss belastbar sein, aber auch eine gute Nase haben, um z.B. eine menschliche Witterung aufzunehmen. Die Gehorsamsleistung ist natürlich auch ganz wichtig, genau wie ein hohes Maß an Spiel- und Beutetrieb - der Rottweiler ist da nicht so motiviert. Grundaggressive Hunde wollen wir nicht.

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Wie aggressiv muss ein Polizeihund im Ernstfall sein können?
Dazu will ich nichts sagen.

Hund und Hundeführer müssen eine jährliche Prüfung bestehen. Heißt das es gibt einen Risikofaktor Mensch UND einen Risikofaktor Hund ?
Wir prüfen nach dem System: Einsatzfähig oder nicht einsatzfähig, das hängt davon ab, ob die Übung im Rahmen erfüllt werden konnte. Gehorsam ist natürlich ganz wichtig, er darf nicht außer Kontrolle geraten. Der Hund muss im Angriff konsequent, aber trotzdem gut zu dirigieren sein.

Einer der Hunde heißt Bandit und liebt Krawall, wie hat er es denn mit dem Lebenslauf zur Polizei geschafft?
Dazu kann ich leider nichts sagen, ich kenne den Hund nicht.

Wie wärs, wenn man die ausrangierten Hunde den 1-€-Jobbern an die Seite stellt, wie schnell wäre unsere städtischen Parks dann sauber? und die verlieren auch nicht so schnell die Motivation!
Na wenigstens haben sie Ideen… Davon halte ich aber gar nichts. Unsere Hunde haben einen guten Job gemacht, deshalb nehmen unsere Hundeführer ihre Partner in Pension. Unser ehemaliger Innenminister Schnor hat das anerkannt und der Staat übernimmt Tierarztkosten und zahlt 25€ pro Monat an die Polizisten. Wir betrachten die Hunde nicht als Sache, die man einfach wegwerfen kann.

Na einen trainierten Polizeihund kann man ja auch nicht einfach mal soeben weggeben, oder?
Absolut richtig. Das Ganze unterliegt einer Art Ehrenkodex, der Hund ist ein Kamerad und man macht es eben möglich, das er bei seinem Führer bleiben kann. Wir halten sie im System der Polizei, sie dürfen nicht in Fremde Familien. Ob das schon mal passiert ist weiß ich nicht, da müssen sie in den 47 Kreispolizeibehörden anrufen.

Oha, lieber nicht. Viele Dank.