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Tessa Farmers gruselige kleine Feen

Tessa Farmer ist eine Bildhauerin, die eine feingliedrige Untergrundwelt geschaffen hat, die von gewalttätigen insektengroßen Skelett-Feen-Gangs regiert wird.

Tessa Farmer ist eine Bildhauerin, die eine feingliedrige Untergrundwelt geschaffen hat, die von gewalttätigen insektengroßen Skelett-Feen-Gangs regiert wird. Im Grunde erzählt sie Geschichten mit toten Tieren, aber jedes Stück scheint mit einer größeren, allumspannenden Erzählung verknüpft zu sein. Und wenn es dir langweilig wird, Kunst nur wertschätzen zu können, wenn du sie in irgendeinen überheblichen abstrakten Kontext zwängst, spricht das filigrane handwerkliche Geschick für sich selbst. Ich wollte mehr über Tessa und ihre makaberen Freunde herausfinden, deshalb hab ich sie angerufen, um über tote Schwäne, verfolgte graue Eichhörnchen, parasitische Wespen und Hirschgeister zu sprechen.

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VICE: Wie hast du angefangen, dich für diese gruseligen Feen-Skelette zu interessieren?

Tessa Farmer: Ich habe menschliche Anatomie als Teil meines Bachelors studiert und habe angefangen, mich für Skelette zu interessieren. Als Kind mochte ich Blumenfeen und dachte mir, dass ich davon eine dunklere Version machen könnte. Also habe ich 1998 meine erste Fee gemacht: ein Skelett in einer Tulpe.

Du verwendest in deiner Arbeit tote Tiere und Insekten. Wie sieht die Rangordnung in dieser Welt aus?

Feen stehen ganz oben. Sie fügen sich unter die Insekten und Tiere, und benutzen sie, um zu überleben. Manchmal ist ihr Überleben parasitisch und manchmal ist es raubtierhaft.

Also sind sie nicht alle kleine süße Tinkerbells, die mit allen anderen im Zauberwald gut klarkommen?

Nein, aber sie schließen sich hin und wieder mit anderen Lebewesen zusammen. In einem Stück verschwören sich die Feen mit grauen Eichhörnchen, um rote Eichhörnchen zu töten und zu essen. Ich interessiere mich für Spezies, die andere verdrängen. Diese grauen Eichhörnchen sind vor ungefähr 100 Jahren von Amerika hier her gekommen und haben die einheimischen roten Eichhörnchen fast verdrängt. Jetzt werden sie gejagt und gekeult, um die verbleibenden roten Eichhörnchen in Nordengland und Schottland zu schützen. Es ist nicht unbedingt fair, sie für ihren Erfolg zu bestrafen.

Hast du jemals als Insektenkundlerin gearbeitet?

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Ich habe mal im naturhistorischen Museum als Assistentin gearbeitet. Das war eine Möglichkeit, um mein Wissen zu erweitern. Da habe ich auch angefangen, mich für parasitische Wespen zu interessieren, die Eier in andere Insekten legen, um zu überleben. Für gewöhnlich legen die Wespen ihre Eier in Raupen. Statt sich also in Schmetterlinge zu verwandeln, spielen die Raupen den Wirt für die Wespen, bis diese ausschlüpfen und die Raupe einfach stirbt. Das ist genial.

Ja. In welcher Beziehung stehen die Feen zu diesen parasitischen Wespen?

Sie sind Feinde, aber machmal paaren sie sich und werden halb parasitische Wespe und halb Fee. Dann können sie ihre Eier in größere Lebewesen legen. Die Feen sind Fleischfresser und Ingenieure: sie töten und essen andere Lebewesen und nutzen die Knochen, um zu bauen.

Du hast kürzlich mit Amon Tobin für sein neues Album ISAM zusammengearbeitet, das im August auf unserer Creators Project Website gezeigt wird. Er hat den Soundtrack für einen Film namens Taxidermia gemacht. In dem Film ist der Taxidermist so in seiner Arbeit gefangen, dass er anfängt, sich selbst zu schneiden und auszustopfen. Machst du dir manchmal Sorgen, dass es für dich und deine Feen-Skelette auch so schief läuft? Deine Arbeit Little Savages hat mich sogar an Taxidermia erinnert.

Sie kontrollieren mich ein bisschen. Es ist eine ziemlich intensive, besitzergreifende Arbeit und in meinem Kopf sind sie echt. Ich habe auch gerade angefangen, auszustopfen. Lustig, dass du das sagst.

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Hast du je eine echte Fee gesehen?

Nein, ich wünschte, ich hätte das. Ich habe aber einen Hirschgeist gesehen.

Echt?

Ja, ich war neun und ich war auf dem Land. Er hat ausgesehen, wie ein normaler brauner Hirsch, aber er ist vor mir aufgeblitzt und dann war er auch schon wieder verschwunden.

Hast du mit ihm gesprochen?

Nein, er ist nicht lange genug geblieben.

Hmm, okay, ich hätte wenigstens mit ihm gesprochen. Wie sorgst du dafür, dass die Insekten nicht abhauen, wie dieser verdammte Hirsch?

Manchmal friere ich sie ein, weil ein totes Insekt immer noch Eier tragen könnte. Ich hatte sogar mal ein Stück, das in der Galerie gefressen wurde. Es hat sich rausgestellt, dass im Wespennest Motteneier versteckt waren. Die Eier sind geschlüpft und die Larven haben den Vogel gegessen, der in dem Stück war. Sie haben ihn auf ein Skelett reduziert; das war wirklich interessant.

Also hat sich deine Arbeit selber gegessen. Du hast Natur in eine Kunstgalerie gestellt und sie hat sich weiter entwickelt.

Ja, in der Tat. Sie hatte ein Eigenleben.

Großartig. Das wäre jetzt eine passende Stelle, um das Interview zu beenden, aber ich wollte dich um Rat fragen. Ich habe letztens ein Vogelskelett in meinem Blumentopf gefunden, aber ich konnte es einfach nicht anfassen. Hättest du Interesse daran?

Ich kann es mir abholen, wenn du es nicht anfassen willst. Da fällt mir ein: Mein Nachbar hat einen toten Schwan im Kanal gefunden.

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Hast du den auch genommen?

Ja, er ist in meinem Gefrierschrank.

Du hast einen toten Schwan in deinem Gefrierschrank?

Ja, ich bringe ihn am Montag zu einem Taxidermisten; Ich werde ihn in meiner nächsten Ausstellung verwenden.

Kann ich vorbeikommen?

Klar. Ab dem 3. September in der Viktor Wynd Ford Inc Galerie an der Mare Street in Hackney, East London, E8 4RP. Für Details, folgt diesem Hyperlink.

Danke, Tessa!