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Dieser Song kennt keine Grenzen – Berliner Politiker haben einen Flüchtlings-Schlager aufgenommen

„Was sie brauchen, das sind Freunde / Und die Hand, die ihre hääält"—Die Flüchtlinge sind im deutschen Schlager angekommen.
Die „Five 4 Refugees“ in Aktion. Screenshot: Youtube

Da kann wohl keiner mehr sagen, die Politik sei in der Flüchtlingskrise untätig: Drei Politiker aus Berlin haben jetzt eine starke Geste gesetzt und einen Schlager für Flüchtlinge aufgenommen.

Zusammen mit dem Schlagersänger Donato Plögert und dem Unternehmer Daniel Philipp Worat haben Hakan Taş (Die Linke), Fabio Reinhardt (Piraten) und Thomas Birk (Bündnis 90/Die Grünen) sich zu der Gruppe Five 4 Refugees zusammengetan—und mit ihrer ersten Single-Auskopplung gleich ein ziemlich denkwürdiges Debüt hingelegt:

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Dieses Lied ist nur eins von vieren auf einem Album, das man sich kostenpflichtig herunterladen kann, und dessen Erlöse zu gleichen Teilen an das Flüchtlingsrat-Projekt und an die Initiative „Berliner singen mit Flüchtlingen" gespendet werden (genauso wie die Einnahmen eines Konzertauftrittes in Charlottenburg, von dem es dankbarerweise auch ein Video gibt).

Das Projekt ist also eindeutig gut gemeint. Die Frage ist nur, ob diese besondere Form deutschen Liedguts—der „Karneval im Altersheim"-Schlager—nicht eher befremdlich auf die Flüchtlinge wirkt, die man doch so inbrünstig willkommen heißen will. Und wer will sich noch ernsthaft Mühe geben, sich in ein Land zu integrieren, in dem Menschen „Sie suchen nach dem Morgen | ohne Angst bei Tag und Nacht" für einen poppigen Refrain halten? Warum sollte man denn tagsüber nach dem Morgen suchen? Die Sonne scheint doch schon? Und auch nachts kann man nicht wirklich danach suchen—man muss halt warten, bis er kommt.

Wie auch immer. Vielleicht bekommen die Flüchtlinge es ja nicht mit. Dieses Lied könnte aber noch eine andere, fast noch schrecklichere Wirkung haben: Die Gegenseite könnte ebenfalls musikalisch mobil machen. Vielleicht müssen wir uns darauf einstellen, auf der nächsten Pegida-Demo ein aus tausend Kehlen gegröhltes „Kein schöner Abendland" oder „Die Ballade vom Asylbetrüger" zu hören. Und dann könnten wir uns die Transitzonen endgültig sparen, dann kommen nämlich nicht mal mehr die Holländer zu uns.